Comic Review: Hellboy Bd. 16 - Hellboy und die B.U.A.P. 1953 (Cross Cult)
Cross Cult bringt einen neuen Hellboy-Band, was mich natürlich umgehend auf die Couch zwingt und die Welt einfach mal Welt sein lässt. Bereits im Vorfeld schaute ich mit großem Interesse auf die Veröffentlichung, hatte ich doch noch am Anfang des Jahres Hellboy-Zeichner Ben Stenbeck im Gespräch, welcher die erste Hälfte dieses Bandes gezeichnet hat. Oder sagen wir besser, die ersten vier Kurzgeschichten, die in der mittlerweile 16. Ausgabe der Hellboy-Reihe beim Ludwigsburger Verlag erscheinen.
Ja, das Universum von Altmeister Mike Mignola wächst und wächst, doch hat er sich zumindest auch für einen Teil dieser Geschichten wieder einen fähigen Co-Autor in Form von Chris Roberson an die Seite geholt, welcher die Storys der zweiten Hälfte des Bandes zusammen mit ihm verfasste.
Die Kurzgeschichten „Geisterhand“, „Rawhead und Bloody Bones“, „Der Hexenbaum“, „Das Kelpie“ und „Wandernde Seelen“ bilden den ersten Teil des Bandes, wobei die ersten vier von Ben Stenbeck visuell umgesetzt wurden und an „Wandernde Seelen“ der Zeichner Michael Walsh arbeitete. Die ersten One-Shots führen den noch jungen Hellboy in Begleitung seines Ziehvaters Trevor Bruttenholm nach England, wo die ein oder andere okkulte Außergewöhnlichkeit untersucht werden soll und bereits diverse Seltsamkeiten in Form von abgetrennten Killer-Händen, nicht tot zu kriegenden Hexen, tückischen Wassergeister oder auch eine selbstverfluchten Tavernen auf sie warten. Das Special „Wandernde Seelen“, welches ursprünglich als Teil des 2016er Winter Specials erschien, verschlägt uns dann ins verschneite Wyoming zu einer chinesischen Geisterkolonie.
Der zweite Teil des 144 Seiten starken Bandes wird dann etwas umfangreicher, denn mit dem Dreiteiler „Hinter den Zäunen“ entpuppt sich das eigentliche Highlight der Ausgabe. Vom Vater-Sohn-Dream-Team Joe und Paolo Rivera gezeichnet - Sohn Paolo übernahm wie gewohnt die Bleistiftzeichnungen und Vater Joe die anschließende Tuschearbeit - muss sich Hellboy und ein kleines Team der B.U.A.P. in einem idyllischen, kalifornischen Vorort einem mutierten Monster stellen, das nicht einmal vor Schulkindern, geschweige denn einem großgewachsenen, roten Hünen Halt macht.
Hellboy agiert in diesen knappen Episoden noch merklich unerfahrener, nach dem Schema „mit dem Kopf durch die Wand“, was recht gut in den Kanon der früheren, aber Jahre später handelnden Geschichten passt. Die Storys in England überzeugen derweil mit gekonnter Kurzweiligkeit und lassen Mignola in dem von ihm so geliebten Kurzgeschichtenformat aufblühen. Mit den obligatorischen, aber immer wieder dezent platzierten Verbindungen zum eigentlich Haupthandlungsstrang der Figur erleben wie weitere kleine Puzzleteile aus Hellboy Vergangenheit, die zwar alles andere als ergiebig sind, jedoch als angenehme Genre-Happen fungieren, die durchweg unterhalten.
Das großartig gezeichnete „Hinter den Zäunen“ zieht zum Ende hin dann doch einen etwas größeren Bogen zum Mignolaverse, wo doch die kleine Varvara eine nicht unerhebliche Rolle im Geschehen spielt... ihr wisst schon: das niedliche, russische Mädchen, ehemalige Leiterin der wissenschaftlichen Spezialkräfte Russlands und hauptberuflich eigentlich als Höllendämon tätig. Nun, „Beyond the Fences“, so der Originaltitel der Geschichte, lässt eine fantastische oldschoolige B.U.A.P.-Atmosphäre aufkommen und ein Hellboy im schwarzen Team-Shirt und Armeestiefeln ist so dermaßen badass, dass er in den üppigen Actionszenen seinen Kollegen von Marvel oder DC Comics problemlos heldenhafte Konkurrenz machen könnte. Das Artwork der Riveras braucht sich keinen Zentimeter hinter alteingesessenen Mignola-Zeichnern zu verstecken und transportiert einen wunderbar erfrischenden Stil, wobei alle Geschichten des Bandes wie üblich vom Farbengenie Dave Stewart koloriert wurden.
Hellboy und die B.U.A.P. 1953 punktet mit vielen Elementen, die das Universum in den letzten 25 Jahre groß und erfolgreich gemacht haben und liefert gute bis sehr gute Storys, die tiefer in Hellboys Entwicklung blicken lassen. Kein außergewöhnliches aber mehr als lesenswertes Kapitel des Universums, das auch unkompliziert von Neulesern der Figur entdeckt werden kann, denn fundamentales Grundwissen ist nicht nötig. Bleibt nur zu hoffen, dass das, was mit „Hinter den Zäunen“ angerissen wurde, auch künftig an anderer Stelle fortgeführt wird. Es wäre zu schade um das hier gezeigte Potential.
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Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Die Riveras sind als Team unschlagbar und dafür auch bereits ausgezeichnet worden!!
Ich glaube den Sohn kenne ich noch von Daredevil, das war ziemlich gut.