Comic Review: Matt Hawkins’ Symmetry (Panini Comics)

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Comic Review: Matt Hawkins’ Symmetry (Panini Comics)

Comic Review: Matt Hawkins’ Symmetry (Panini Comics)

Von wissenschaftlichen Gefilden bis hin zur Unterhaltungsindustrie: künstliche Intelligenzen faszinieren auf allen Ebenen. Ob nun SpaceX und Tesla Chef Elon Musk, Sci-Fi-Literatur-Legenden wie Philip K. Dick, Regisseure wie Steven Spielberg oder eben Comic-Autoren wie Matt Hawkins, am Konzept einer potentiellen KI bleiben sie alle hängen. Zwischen 2015 und 2016 erschien als kooperative Publikation zwischen Image Comics und Top Cow die zweibändige Comic-Reihe „Symmetry“, die sich genau mit diesem Thema bzw. einer möglichen Gesellschaftsform unter Einbeziehung von künstlichen Intelligenzen beschäftigt. Panini Comics bringt die Reihe nun abgeschlossen in einem knapp 200 Seiten starken Paperback.

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In einer weit entfernten Zukunft haben die Menschen die perfekte Symmetrie im Zusammenleben mit künstlichen Intelligenzen erreicht. Darauf abgerichtet, das menschliche Leben auf maximale Effizienz und Lebenskomfort zu organisieren, haben die Menschen ihre Gesellschaftsform auf die ultimative Gleichheit reduziert, jeglichen Individualismus ausgemerzt und alle Menschen gleichgestellt. Dazu wurden sie auf dem gesamten Planeten nach Hautfarbe umsortiert und in eigene jeweilige Areale eingeteilt: die Weißen, die Latinos, die Asiaten und die Schwarzen. Die KIs bestimmen das Leben der Menschen bereits vor der Geburt, wofür den noch ungeborenen Kindern eine interaktive KI namens RAINA implementiert wird, die sich umgehend mit dem Hauptrechensystem der Erde, SOL genannt, verbindet und das Leben des Menschen durchplant. Die gesamte Existenz des Lebewesens wird auf die Bedürfnisse angepasst, wobei Gefühlswelten medikamentös gesteuert werden, was negative Emotionen wie Angst, Wut oder auch Hass grundlegend unterbindet und somit eine dauerhaft friedfertige Koexistenz aller Menschen ermöglicht. Bis zu dem Tag an dem eine der wichtigen, schwebenden Solarkollektoren durch einen vorbeirasenden Himmelskörper zerstört wird und ein Teil der lokalen Bevölkerung von ihrer Verbindung zur RAINA und SOL abgeschnitten wird.

Autor Matt Hawkins und Zeichner Raffaele Ienco skizzieren zwar mit ihrer Story noch immer das Fantastische, doch unter Anbetracht moderner Entwicklungen unserer Zeit, definitiv diskutable Facetten einer futuristischen Gesellschaftsform, die vor 20 Jahren vielleicht noch viel überspitzter wirkte, als für die Generation iPhone und VR. Anders als in der Cameronschen Terminator-Apokalypse haben die Maschinen hier nicht die Kontrolle übernommen, um einen Vernichtungsfeldzug gegen ihre Erbauer zu führen, diese Dystopie erscheint vielmehr wie die Endform unseres aktuellen Bestrebens nach einer durchtechnologisierten Gesellschaft, die sich die wissenschaftlichen Erkenntnisse ihrer Zeit zu Nutzen macht, um das eigene Leben „zu verbessern“. Doch wie weit würden wir gehen, in all dem Eifer, wie weit würden wir die Kontrolle über unser eigenes Leben aus der Hand geben, um potentielle technische Entwicklungen für uns nutzen zu können? Würden wir Identität und Individualität für ein gemeinschaftliches Wohl aufgeben? Wann sind Ressourcen und gesellschaftliche Sphären so weit erschöpft, dass die Ethik der Effizienz weichen muss?
Hawkins entwirft dabei ein gelungenes und dezidiertes Gesellschaftsbild, welches sich mit vielen Details zu beschäftigen weiß. Der Plot selbst bleibt dabei jedoch ein wenig auf der Strecke, denn Hauptcharaktere scheinen eher als Mittel zum Zweck zu handeln, wobei die Handlung selbst auch nur als Gerüst für ein mögliches Aufzeigen des von Matt Hawkins darzustellenden Gesellschaftsbildes gesehen werden kann. Somit erzählt er in der Summe keine wirklich spannende Geschichte, die etwaige genrespezifischen Neuerungen beizutragen hat, doch generiert der Rahmen genügend Atmosphäre, um den Comic zumindest bis zum Ende lesen zu wollen. Dies reicht letztendlich aus, um „Symmetry“ zumindest als gelungene Sci-Fi-Story zu beschreiben, der jedoch das fehlt, was die darin dargestellte Gesellschaft ebenfalls vermissen lässt: die menschliche Komponente.

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