Der Juli war auch ein guter Monat. Meine ältere Tochter feierte ihren dritten Geburtstag, der Gang zurück ins Büro nach einer viel zu kurzen Elternzeit verlief ebenfalls ganz gut und auch, wenn so manche Katastrophe und frustreiche Diskussion einen manchmal dazu verleiteten konnte, den Kopf auf den Tisch schlagen zu wollen, kamen einige wirklich gute Comics raus. Und ich meine: wirklich gute Comics!
Ich plante eigentlich, den einleitenden Text dieser Kolumne etwas umfangreicher zu schreiben und mal wieder aus dem Nähkästchen zu plaudern, doch das mich umgebende Kindergeschrei und der sonntägliche Wahnsinn einer jungen Familie mit Kleinkindern zwingt mich gerade ein wenig dazu, mich fix auf das Wesentliche zu konzentrieren. Möget ihr mir verzeihen.
Da meine Liste mit Highlights im Juli ursprünglich recht lang war und sich zum Großteil auf Titel bezog, die ich generell mit jeder neuen Ausgabe lobe - Reihen wie „Deadly Class“ oder „Monstress“ sind halt nie nicht gut - habe ich etwas Cherry Picking betrieben und eine Handvoll Titel ausgewählt, die mir besonders gut im Gedächtnis geblieben sind.
Wie gewohnt verlinke ich euch zu den Titeln die Ausgaben bei ComiXology, damit ihr einen schnellen Überblick bekommt, falls ihr euch für die Comics interessiert. Ich erwähne es hinter dem Titel, sollten DRM freie Backups ladbar sein.
Btw, wer mehr dazu und allgemein zum Lesen von digitalen Comics erfahren möchte, darf sich gern die POW-Podcast-Episode zum Lesen von digitalen Comics anhören.
Double Walker (ComiXology)
Das Gute am Juli war unter anderem, dass ich eine kleine Phase hatte, in der ich speziell nach Horror-Storys Ausschau hielt. Eine kleine Stephen King inspirierte Zeit, wenn man so will. Als dann mit „Double Walker“ auf einmal der neuste Titel von Michael Conrad und Noah Bailey exklusiv für ComiXology erschien, griff ich umgehend zu und ließ mich in die düstere, schottische Folklore verfrachten.
Die Geschichte handelt von Cully and Gemma, zwei amerikanischen Touristen, die sich in den schottischen Highlands austoben und noch einmal die Zeit vor dem Elternwerden auskosten wollen. Doch die Gegend ist voller düsterer Geheimnisse, die schon so manche unschuldige Seele verschlangen und den bis dahin tollen Urlaub der beiden in den Alptraum ihres Lebens verwandeln.
„Double Walker“ erschien als Original Graphic Novel komplett digital für zarte 7,99 Euro zu einem regelrechten Spottpreis. Ein sensationelles Horror-Fest, das sowohl mit einer exzellent erzählten, alptraumhaften Geschichte wie auch mit einer unglaublichen Optik aufzufahren weiß. Definitiv mein Highlight des Monats!
Strange Adventures #11 (DC Comics)
Auch wenn ich, wie eingangs erwähnt, zumindest immer versucht bin, mich bezüglich der hier erwähnten Titel nicht allzu oft zu wiederholen, muss ich Tom Kings, Mitch Gerads’ und Evan Shaners großartige Black Label Reise „Strange Adventures“ kurz vor dem Ende noch einmal hervorheben. Die mittlerweile 11. von insgesamt 12 Ausgaben endet mit einem orgiastischen WTF-Moment und einem so zermürbenden Cliffhanger, dass ich vor Schreck beinahe das Tablet durch das Wohnzimmer geschleudert hätte.
Das Artwork ist nach wie vor über jeden Zweifel erheben und King erzählt hier mal wieder eine Maxi-Serie, die sich vor Geschichten wie „Vision“ und auch „Mister Miracle“ nicht zu verstecken braucht.
The Nice House On The Lake #2 (DC Comics)
As I said... Horror-Comics. Der jüngst mit dem Eisner Award als „bester Autor“ prämierte James Tynion IV startete vor einigen Wochen mit seiner neuen Black Label Reihe „The Nice House On The Lake“ einen der DC Titel, die abseits des gängigen Superheldenkosmos erzählt werden. In den guten alten Zeiten wäre sowas vermutlich über Vertigo erschienen.
Im vergangenen Monat kam bereits die zweite Ausgabe der Reihe in den Handel und ja, die Prämisse hat mich mittlerweile sehr überzeugt. Dass Tynion IV mit seinen eher generischen Superheldenerzählungen - wie bspw. aktuell an „Batman“ - nicht gerade zu meinen Lieblingsschreibern gehört, ist kein Geheimnis, doch schaffte er es im vergangenen Jahr mit grandiosen Reihen wie „Something is killing the Children“ oder auch dem fantastischen „The Department of Truth“ sehr viel Liebe bei mir zu hinterlassen.
Das bisher toll und extravagant und auch verdammt gruselig erzählte „The Nice House On The Lake“ reiht sich hier nahtlos ein und ich hoffe sehr, dass Panini damit einen Versuch wagen wird. Do it!
Hellboy & the B.P.R.D.: The Secret of Chesbro House #1 (Dark Horse)
Mike is back und hat Co-Autor Christopher Golden im Schlepptau, der erfahrungsgemäß vermutlich auch die Großteil der Arbeit machen wird. „Hellboy & the B.P.R.D.: The Secret of Chesbro House“ ist die neuste Kurzgeschichten Mini-Serie aus dem Leben von Big Red Hellboy und zeigt den Guten in klassischer Bestform.
Old School Hellboy Action in einem Spukhaus, mit skurrilen Charakteren und einer Menge Creepy-Flair sorgen für die Art Unterhaltung, die man bei Hellboy Storys einfach am meisten schätzt: richtig gute Kurzweiligkeit.
Superman & the Authority #1 (DC Comics)
Grant Morrison und Mikel Janín machen einen „Superman“ Comic. Muss man eigentlich mehr sagen? Der Stählerne ist in die Jahre gekommen und seine Zeit neigt sich dem Ende. Zusammen mit Manchester Black will er eine neue Authority ins Leben rufen, um sich den Gefahren der Zukunft zu stellen, die wohl oder übel kommen sollen.
Laut Aussagen des Verlages wird die vierteilige Mini-Serie direkten Einfluss auf „Action Comics“ und auch „Superman“ haben. Wie das passieren soll, ist nach der ersten Ausgabe zwar noch nicht voll umfänglich klar, doch machte der Auftakt von „Superman & the Authority“ so ungeheuer Spaß, dass ich hier zwingend am Ball bleiben werde.
Moon Knight #1 (Marvel)
Überraschung, Überraschung... mit der bald anstehenden „Moon Knight“ TV-Serie muss natürlich auch eine aktuelle Vorlage in die Comicregale unserer Shops, was dem Autoren Jed MacKay und Zeichner Alessandro Cappuccio die Ehre verschaffte, eine neue Ongoing-Serie zum finsteren Mitternachtsschläger ins Leben zu rufen.
MacKay baut dafür bisher auf die zuletzt von Lemire und Bemis erzählten Geschichten und hält den Status Quo lobenswert in die Höhe. Toll gezeichnet, gut geschrieben und ein - für mich - doch sehr überraschender und gelungener Einstieg in die neue Reihe. Hier steckt Potential drin!
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Ist Superman & the Authority ebenfalls Einsteigerfreundlich oder was eher was für langjährige Fans?
PS: Gerne öfters einen so eine Highlights der Woche / Monat Auflistung. Bin immer Froh für ein paar Bewertungen und gerne auch mit einem kleinen Punktesystem, wenn es nicht zuviel Aufwand ist. 😊
Das kann man auch ohne Vorwissen lesen. Morrison verwirrt grundsätzlich alle. 🙂
Gib in der Suche mal „Recap“ ein. Für die letzten Monate kamen auch bereits solche Beiträge.
Danke für deinen Beitrag! Ist Moon Knight einsteigerfreundlich ? LG Tim
Ich denke ja, aber wenn man die Figur überhaupt nicht kennt, sollte man vorab vielleicht etwas nachlesen, was das Konzept der Figur ist. Die US Ausgaben haben bekanntlich keine redaktionellen Infos wie eben Panini Comics.
Danke für die Antwort!