In meinem gestrigen Beitrag zu einem mal wieder erstarkten Gerücht zum potentiellen Aufkommen von Lizenzgebühren für Superhelden-Commissions erwähnte ich am Rande die mittlerweile geleakten (aber noch unbestätigten) Pläne DC Comics’ zum Ausbau ihrer Tätigkeiten auf den NFT-Märkten, um CryptoArt zu verkaufen.
Da dieses Thema außerhalb der Kreise von Künstler*innen in Deutschland bisher wohl eher weniger Beachtung erhielt und mich nach dem Beitrag diverse Nachrichten und Mails von Leser*innen mit Fragen zu dem Thema erreichten, schiebe ich das jetzt nochmal nach.
Also bitte verzeiht, wenn ich nicht allen eine Antwort zukommen lassen konnte. Doch bevor ich 40 Mal dieselbe Mail schreibe, hauen wir das doch lieber gleich in einen (hoffentlich kurzen) Beitrag für alle.
NFT steht für Non-Fungible Token, was dazu verwendet wird, um nicht replizierbaren (daher der Name) digitalen Content zu verkaufen, kaufen oder zu besitzen.
Ähnlich wie bei Kryptowährung erfolgt dies über eine Blockchain und den jeweiligen Token, welcher der Besitzer*in die Authentizität des jeweiligen Besitzes bestätigt. Stellt euch also vor, ihr kauft ein digitales Artwork, welches nur ihr besitzen könnt, weil es nicht kopierbar ist - denn dafür sorgt die Blockchain bzw. der jeweiligen Token.
Dies stößt für viele Nutzer*innen eine neue Welt voller Möglichkeiten zum Sammeln von aller Arten digitalen Dingen auf, so grotesk die Vorstellung für manche anfangs auch wirken mag. Aber diese Diskussion führen wir ja auch immer wieder, wenn es um das Lesen von digitalen Comics geht, nicht wahr?
Da heutzutage Kunst in vielerlei Hinsicht oft digital entsteht - so z.B. sehr verbreitet bei Comickünstler*innen - stellt die Möglichkeit digitale Kunst über den NFT-Markt zu verkaufen, auch für viele ein lukratives Geschäft dar. Bspw. wurde jüngst ein Adam Kubert Spider-Man Artwork für umgerechnet 25.000 US-Dollar verkauft - 12.75 ETH über die Ethereum Blockchain.
Die Lukrativität ruft natürlich auch Betrüger auf den Plan, welche Artworks von Social Media Accounts tatsächlicher Künstler*innen stehlen, um sie als CryptoArt zu verkaufen. Einige Künstler*innen - nicht nur bezogen auf Comics - waren bereits davon betroffen und löschten kurzerhand ihre Social Media Accounts.
Und nun scheint DC Comics selbst mit einem Plan aufzufahren, um an dem großen Kuchen teilhaben zu können. Vor allem, da doch u.a. ihre eigenen Lizenzfiguren dort als Artworks verkauft werden.
Über die Collectible-Plattform VeVe vertreibt DC seit einiger Zeit digitale Collectibles zu ihren IPs, bspw. in Form von NFT Black & White Statues, was jüngst Darwyn Cookes Witwe auf den Plan rief, die gar nicht mal allzu begeistert davon war, dass DC aka. Warner aka. AT&T die Designs ihres verstorbenen Mannes für solche Verkäufe nutze.
Nun leakten die Kolleg*innen von bleedingcool einen vermeintlichen internen Brief von DC Senior Vice President Jay Kogan zu potentiellen Plänen des Verlages zum künftigem Umgang mit Digital Art, NFTs und Blockchain-Artworks.
Daraus geht hervor, dass DC den aktuellen NFT-Hype im Blick habe und gegenwärtig Strategien entwickle, um Original DC Digital Art - sowohl explizit für den NFTs entwickeltes, wie auch primär digital gerendertes Artwork für DC Comic Publikationen - über eben jene NFT-Märkte anzubieten.
Sollte dies Realität werden, könnte das immense Auswirkungen auf Künstler*innen haben, welche neben ihrer Arbeit für den Verlag etwaiges Digital Art in irgendeiner Weise veräußern, welches wiederum DC Comics IPs beinhaltet, um damit eher schmale Page Rates ihres Arbeitgebers zu kompensieren.
Wie weit der Verlag respektive der Mutterkonzern hier gewillt ist zu regulieren und bspw. auch auf das bisher durchaus mögliche, für Künstler*innen gängige und zum Teil wichtige Erstellen von Commission-Arbeiten oder dem Verkauf von Art-Prints einzuwirken, wird sich zeigen müssen.
Doch hat man anscheinend erkannt, dass da draußen ein Kuchen existiert, von dem man noch kein Stück abbekommen hat. Und der Kuchen ist groß. Verdammt groß.
Doch dass DC damit bei vielen Comickünstler*innen möglicherweise zwingend notwendige Einnahmequellen angreift, ist bei Weitem nicht der einzige strittige Punkt, wenn es um CryptoArt geht.
Die immensen ökologischen Kosten, die NFTs bzw. die gesamte Kryptoinfrastruktur hervorrufen sollen, stehen seit einiger Zeit lautstark in der Kritik. Denn der Energieverbrauch, um Blockchains effektiv zu betreiben, sei enorm. Sogar gewaltig.
Hier zum Vergleich, was der Multi-Edition NFT einer Künstler*in (!) in weniger als 6 Monaten an Energieressourcen verschlungen haben soll:
Wie gesagt, der Leak zu den vermeintlichen Plänen des Verlages ist bisher nichts weiter als das: ein unbestätigter Leak. Dennoch, da DC mittlerweile stark auf dem Kryptomarkt mitmischt, ist es wohl nur eine Frage der Zeit, bis dies auch die direkten Artworks der Künstler*innen betreffen wird, welche für DC arbeiten.
Wie Leser*innen und Leser das Vorgehen DCs in diesem Falle bewerten werden und ob sie gewillt sind, auf den Krypto-Zug aufzuspringen, steht jedoch auf einem anderen Blatt.
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Mehrere DC Mitarbeiter sollen den Brief bereits bestätigt haben. Die meinen es also ernst. :/
Crypto Art ist das letzte. Nicht nur wegen der Auswirkungen auf die Natur.
Sowas ging bisher vollkommen an mir vorbei. 🧐 Danke für die interessante Aufarbeitung!