Comic Review: Prodigy: Die böse Erde (Panini Comics)

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Comic Review: Prodigy: Die böse Erde (Panini Comics)
© Image Comics / Netflix

Da ist er wieder: Tausendsassa Mark Millar meldet sich aus seinem Kreativ-Labor zurück, um einen weiteren kinoreifen Comic aus der Netflix / Image Comics Schmiede auf die Menschen loszulassen: „Prodigy: Die böse Erde“.

Wie bereits beim Erfolgscomic „Huck“ arbeitet Millar hier abermals mit dem grandiosen Zeichner Rafael Albuquerque zusammen, der die flinken Hirngespinste des Bestseller-Autors in die Seiten malt.

Die neuste, wie üblich mit einer Mini-Serie abgeschlossene Geschichte erzählt von Alleskönner Prof. Edison Crane, der mit einer regelrecht übermenschlichen Gabe ausgestattet ist, die es ihm ermöglicht, Informationen in Windeseile aufzunehmen, zu speichern und zu verarbeiten.

Dies macht ihn auf nahezu allen Gebieten zum Fachmann und dazu noch überaus reich. Doch Geld interessiert den ambitionierten Weltenbummler nicht, denn Crane sucht die Herausforderung und managt regelmäßig im Alleingang die komplexen Probleme dieser Welt, während er parallel Weltmeister im Schach besiegt oder orchestrale Ouvertüren komponiert.

© Image Comics / Netflix

Doch eines Tages wird die Situation etwas brenzliger, denn ein alles vernichtender Asteroid rast auf die Erde zu, doch Crane kommt nicht in die Gunst, seine Gedanken darauf zu konzentrieren, da scheinbar im verborgenen eine fiese Geheimgesellschaft die Invasion einer Parallelerde vorbereitet, von der bis dato noch niemand etwas wusste.

Millar haut auch mit „Prodigy“ gewaltig in den Sack und erzählt einen ambitionierten Action-Thriller in einem Tempo, wie es sonst nur Michael Bay im Kino vorgeben könnte.

Die Figuren sind schnell entwickelt, die Klischees platziert und die Action lauert bereits auf der anderen Straßenseite, doch wühlt sich der Leser bei all den wie immer edgy-provozierenden What-The-Fuck-Momenten durch allerhand Vorhersehbares, was der Story am Ende alles andere als gut tut.

Ankommende Plot-Twists sind bereits zur Mitte des Buches in Stein gemeißelt und irgendwie verbaut sich Millar das Gesamtkonzept zu sehr mit zu generischem Rudimentarismus, denn all dies hat man irgendwo und irgendwie auch schon mal gesehen.

Dennoch genießt man beim Lesen vor allem die sensationelle Optik von Über-Zeichner Rafael Albuquerque, dessen Arbeiten immer einen Kauf wert sind. So verbleibt ein schnelllebiger, spaßiger Comic mit einer großartigen visuellen Komponente, nach dessen Story ihr mich in einer Woche nicht mehr fragen solltet.

Für Millar-Fans gewiss ein Muss, für alle anderen zumindest mal ein Blättern im Comicshop wert.

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Sascha
Sascha
12. Februar 2020 14:38

Ich hätte dem Comic tatsächlich nur eine 5 spendiert. Das Artwork ist wirklich klasse, dagegen fällt der Inhalt umso mehr ab. Der Protagonist ist durch die Bank weg unsympathisch (Millar versucht sehr ungeschickt, sich an Sherlock Holmes ran zu wanzen), die Geschichte ist ausgesprochen fahrig und ohne Sinn für Timing erzählt und die Plottwists sieht man wirklich schon aus großer Entfernung anrollen. Das ganze wirkt für mich wie ein Abfallprodukt einer noch zu produzierenden Fernsehserie...

chr1skol1
chr1skol1
15. Februar 2020 15:17
Antwort auf Kommentar von  Sascha

Sehe ich genauso. Millar macht es sich schon sehr, sehr einfach. Er setzt einen Protagonisten in Szene, der alles kann und auch noch der intelligenteste Mensch der Erde ist. Damit kann Millar ihn sich aus jeder noch so an den Haaren herbeigezogenen Situation (gut, ist halt ein Action Comic, aber dennoch) befreien lassen ohne Gefahr zu laufen, dass Millar so etwas wie Tiefe erzeugen muss.
Ein Millar Comic, der definitiv schnell vergessen ist und bei mir irgendwie nur den Eindruck hinterlassen wird, dass dort jemand auf die schnelle eine Story geschrieben hat, um entweder einen Abgabetermin nicht zu versäumen oder aber um in einem bestimmten Zeitrahmen eine zuvor festgelegte Anzahl an Comics abzuliefern. Schade!