2 Nerds schauen TV: Fear The Walking Dead #04 - Nicht vergehen - feat. DeepRedRadio.de

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(Copyright: AMC, Amazon)

Wir haben euch nicht vergessen, liebe Bizzaro-Freunde. Unseren Recap zur neusten Episode der AMC Serie Fear The Walking Dead gibt es in dieser Woche lediglich etwas später, da mein Kollege Tobe, Moderator beim Filmmagazin Deep Red Radio, am Wochenende noch zum Cinestrange Filmfestival in Braunschweig geladen war und mir der berufliche Stress etwas den Wochenrhythmus vermieste. Ja, die Arbeit. Ihr wisst ja wie das ist. Vergesst jedoch auf keinen Fall das tolle The Walking Dead Gewinnspiel, das es gerade bei www.bizzaroworldcomics.de in Zusammenarbeit mit Cross Cult gibt!
Die Beiträge zu den letzten Recaps gibt es wie gewohnt unter den Links zu den Abrufterminen. Und nun heißt es wieder: 2 Nerds schauen TV! 

Ausstrahlung: die Verwertungsrechte für den deutschsprachigen Raum gingen, im Gegensatz zur Hauptserie, diesmal nicht an FOX. Auch Netflix bewarb sich um die Möglichkeit die Serie auszustrahlen. Jedoch erhielt der große Konkurrent Amazone Instant Video den Zuschlag, weshalb die Serie nun im wöchentlichen Rhythmus für Amazon Prime Kunden zur Verfügung steht.

Abruftermine:
Folge #1: 24. August 2015 ab 20:00 Uhr (Recap-Beitrag)
Folge #2: 31. August 2015 ab 20:00 Uhr (Recap-Beitrag)  
Folge #3: 14. September 2015 ab 20:00 Uhr (Recap-Beitrag)
Folge #4: 21. September 2015 ab 20:00 Uhr
Folge #5: 28. September 2015 ab 20:00 Uhr
Folge #6: 5. Oktober 2015 ab 20:00 Uhr

Fühlt euch eingeladen mit uns zu diskutieren. Lasst uns wissen ob ihr anderer Meinung seid oder stimmt uns zu wenn ihr es ähnlich seht... aber das Wichtigste ist: lasst uns die Serie zusammen verfolgen!

#04 - Nicht vergehen

Tobe (Deep Red Radio): 

Die aktuelle und vierte Folge Not Fade Away bügelt die Schwächen der letzten Episode aus und führt den Zuschauer in eine Zeit und zu einem Ort zurück den nur wenige damals überlebt haben. Die Rede ist vom Warschauer Ghetto in der Zeit von 1940-1943. Die geschichtlichen Fakten über die Ausrichtung und Verwaltung des Ghettos und die Zustände innerhalb des selbigen mit aller Drastik, werden in der aktuellen FTWD-Episode deutlich. Isolieren (Einteilung der lebenden Bevölkerung in befriedete Zonen, Ausgangssperren, Einschränkungen), Rationieren (Medikamente, Lebensmittel, ...), Selektieren (Kranke, Schwache und störende Elemente werden aus der Gesellschaft entfernt, medizinische Befragung als Mittel zum Zweck) und Manipulieren (Einspannen von Zivilisten zur Durchführung militärischer Anordnungen = Vgl. Jüdischer Ordnungsdienst im Ghetto) ... Sicherlich all dies sind Schlagwörter und der eine oder andere wird mir jetzt eine überzogene Rhetorik vorwerfen und mit dem Äpfel- und Birnen-Vergleich kommen. Doch demjenigen sage ich offen und ehrlich, dass ich Medien jeglicher Art mit Kopf und Herz wahrnehme.
(Copyright: AMC, Amazon)
Die aktuelle Folge spiegelt das Prozedere eines Ausnahmezustandes wider, der zwar rein fiktiv ist, da die realen Umstände nicht gegeben sind und es an Vergleichsmöglichkeiten fehlt, aber in einigen Punkten vor allem dem USA PATRIOT Act ähnelt. Genannt seien die Einschränkungen der Telekommunikationswege oder das Aufheben von Persönlichkeitsrechten, im Verdacht einer terroristischen Aktivität. Dabei dürfen die Behörden auch ohne richterliche Anordnungen agieren. Dieser Gesetztesentschluss aus dem Jahre 2001 der im Zuge der Anschläge des 11.Septembers verabschiedet wurde, schränkt nicht nur die Bürgerrechte ein, sondern zog weitere Gesetze nach sich, die über die Landesgrenzen hinaus auch auf das Ausland angewendet werden dürfen. Als Bespiel sei der Military Commissions Act erwähnt. Und dieser besagt ...
Im Wesentlichen regelt das Gesetz, dass von den Behörden als „ungesetzliche Kombattanten“ eingestufte Personen von Militärkommissionen verurteilt werden können. Diese sind nicht den Verfahrensregeln eines ordentlichen Strafgerichts unterworfen, auch die Verfahrensordnung für Militärgerichte, das Gesetz über die einheitliche Militärgerichtsbarkeit (Uniform Code of Military Justice, UCMJ), ist nur zum Teil nachgebildet. Insbesondere steht den Angeklagten nur ein beschränktes Recht auf Vertretung durch einen Rechtsanwalt zu, und das Beweismaterial der Anklage braucht nur in Auszügen offengelegt und durch die Verteidigung geprüft werden. Das Unmittelbarkeitsgebot der Beweisführung ist ebenfalls eingeschränkt durch die unbedingte Zulassung auch von einem Beweis vom Hörensagen.
 
Die Verwertung unter Folter erzwungener Aussagen ist zwar untersagt – da die USA jedoch eine eigene Definition sogenannter scharfer Verhörmethoden (harsh/coercive/military interrogation techniques) geschaffen haben, die offiziell nicht als Folter gelten, ist die Wirksamkeit dieses Verbots fraglich. Zudem gilt das Verbot nicht, wenn der Angeklagte selbst eines Folterdelikts verdächtigt wird.
Weiterhin ist festgelegt, dass
„ungesetzliche Kombattanten“ kein Recht haben vor ordentlichen Gerichten der USA gegen ihre Behandlung zu klagen oder sich auf die Genfer Konventionen zu berufen.
… weiter …
„Das Gesetz zielt grundsätzlich auf Personen, die nicht Staatsbürger der USA sind. Es ist unter Juristen umstritten, in welchem Umfang das Gesetz auf US-Bürger anwendbar ist. Die prinzipielle Anwendbarkeit ergibt sich aus der Definition des “illegal enemy combatant”: Nach Abschnitt 948a(1) des Gesetzes ist ein „ungesetzlicher feindlicher Kombattant“ (unter anderem) wie folgt definiert:

(i) a person who has engaged in hostilities or who has purposefully and materially supported hostilities against the United States or its co-belligerents […]“
„eine Person, die sich an feindlichen Aktivitäten gegen die USA oder ihre Verbündeten beteiligt hat oder diese absichtlich und materiell unterstützt hat […]“

Nach vorherrschender Ansicht ist diese Formulierung auch auf US-Bürger anwendbar, was der Kongress auch explizit bestätigt habe. (Quelle)
So viel zum politischen/gesellschaftlichen Rahmen der aktuellen Folge. Auf menschlicher Ebene gibt es ebenfalls Entwicklungen zu vermelden. Während Travis versucht sich in Zweckoptimismus zu üben, streift der Rest der Familie Clark langsam Korsett der Eigennützigkeit ab und zweifelt die Umstände an, in denen sie leben müssen. Das Warten und Ausharren wird dabei zur Geduldsprobe und bei dem einen oder anderen glüht dann auch mal eine Sicherung durch, doch mehr sei an dieser Stelle nicht verraten. Nur eins: die Verhaltensweisen sind nachvollziehbar und als lebensnah zu bezeichnen.

Mein Fazit: Die vierte Episode Not Fade Away von FTWD liegt qualitativ mit Episode 2 So Close, Yet So Far auf Augenhöhe und lässt vermuten, dass die Showrunner sich von den Fesseln der Hauptserie lösen wollen. Falls in den kommenden zwei Folgen keine groben Patzer passieren, würde ich die erste Staffel FTWD als gelungen und gleichwertig mit der Darabont-Produktion zu TWD sehen und damit auch viel näher am Comic dran als Gedacht.

Emu  (bizzaroworldcomics.de):  

Ähm... ja, ihr merkt: der Tobe hatte in dieser Woche einige Flausen im Kopf, weshalb ich ihm auch gleich mal das erste Wort geschenkt habe. Das dürft ihr natürlich auch erst mal getrost sacken lassen und Gedanken darüber machen. Teilt sie uns mit, füllt die Kommentarleiste, ja verdammt, spamt uns zu! Erlaubt ist alles. Dafür ist dieser Recap da. Für mich ist es immer wieder interessant, was für Eindrücke dieses Unterhaltungsmedium auf ein Individuum hinterlässt.
Dadurch, dass mir in dieser Woche der Stress etwas über den Kopf wuchs, gingen die Eindrücke der vierten und vor-vorletzten Episode auch etwas länger ins Land, als wir es sonst gewohnt sind. Ich bin da ganz beim Tobe und wage zu behaupten: im Gegensatz zur letzten Woche hat sich da einiges getan.
(Copyright: AMC, Amazon)
Die gewagte Leerstellentechnik ist natürlich diskutabel - ich höre immer noch das Gemeckere meiner werten Gattin im Hintergrund (sie hasst Leerstellentechniken - Anm. der Redaktion) - aber der neuntätige Sprung seit den Ereignissen der letzten Episode wirkt vielleicht doch ein klein wenig konstruiert. Zum Ende der dritten Folge sahen wir das Einreiten der Kavallerie. Das Militär eilte herbei und erlegte alle Beißer. Nun - 9 Tage später - ist das Viertel umzäunt und zu einer Art Quarantänezone erklärt worden. Das Leben läuft weitestgehend wieder normal. Soldaten patroullieren (wie gesagt: weitestgehend normal), Sohnemann Nick ist auf der Suche nach dem nächsten Tripp und Papa Travis geht gemütlich joggen. Ja, für eine Zombie-Apokalypse vielleicht etwas zu entspannt. Egal... man will ja nicht kleinkariert sein.
Was meinen Kollegen Tobe an die häßlichen 40er Jahre Polens erinnerten, waren für mich eine deuliche Schippe The Last Of Us. Der Fall der Gesellschaft, die Willkür einer Militärregierung, die Aufhebung des Rechtsstaates... und das mitten im Kampf ums Überleben. Da wir aus The Walking Dead wissen, wie die Welt einmal aussehen wird, ist es natürlich äußerst interessant zu sehen, wie sich diese kleine Siedlung entwickeln mag.
Auch charakterlich hat sich einiges getan. Travis träumt noch immer davon, dass alles gut wird, während Madison sich von ihrer dümmsten Seite zeigt... mal ehrlich, sie schneidet ein Loch in den Zaun der ihre Familie von den Toten trennt? Ernsthaft? Dennoch, die Figuren sind nun mal seit Beginn nur Mittel zum Zweck. Der Fall der Siedlung scheint vorprogrammiert, das Interessante ist nun einfach zuzuschauen, wie es passiert. Wir sind noch immer weit entfernt vom erhofften Überflieger, aber das Unterhaltungspotential ist üppig genug, um gespannt weiterzuschauen.

 

#05 - Cobalt

...kommende Woche.

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