Meeeeh... als ich die Ankündigung zur S.H.I.E.L.D. Solo-Serie las, dachte ich an eine ziemliche Lizenzgurke. Der Erfolg der TV-Serie Marvel’s Agents of S.H.I.E.L.D. musste früher oder später zu einer eigenen Comicumsetzung führen, denn auch im Haus der Ideen ist man kaum vor trendigen Marketingkampagnen geschützt. Wenn man die Publikation denn wirklich so schroff bezeichnen will.
Sei’s drum, die Umsetzung ist das Interessante und warum sollte man der jungen Serie gleich die Existenzberechtigung absprechen? Werfen wir einen genaueren Blick hinein.
Der erste Band von Panini Comics bringt den Lesern auch gleich die ersten 4 US Ausgaben ins Haus. Mit 100 Seiten Lesevergnügen angenehm schlank gehalten, wenn auch nicht gerade billig, für 12,99 € Coverpreis. Ihr merkt sicher, wir meckern schon wieder auf hohem Niveau.
Mit Mark Waid hat man sich zumindest schon mal einen Autor von Rang und Namen ins Boot geholt - gibt’s eigentlich irgendeine Superheldenserie, die der Mann noch nicht geschrieben hat?
Waid konzentriert sich hier weitestgehend auf losgelöste Plots, was ich einmal mehr als äußerst erfrischend empfinde. Einsteiger bekommen 4 einzelne Hefte und somit 4 mehr oder weniger abgeschlossene Storys geboten. Ja, in einer Zeit in der Story Arcs nicht selten gleich mal 12-15 Hefte umfassen können - und ja, für Jonathan Hickman wäre das ein Kindergeburtstag - ist dies für den einen oder anderen vielleicht etwas ungewohnt, aber vielleicht auch gerade deshalb sehr verlockend.
Im Vergleich zur TV-Serie gibt es deutlich mehr Heldenauftritte, woraufhin sich gleich das erste Heft um den Asen Heimdall dreht. In der zweiten Ausgabe besuchen wir die neue Ms. Marvel. Die junge Kamala Khan erlebt hier einen Eklat an der Schule und S.H.I.E.L.D. ist natürlich mittendrin. In Ausgabe #3 feiert Spidey seinen Cameo, während sich Heft #4 um Susan Richards aka. die Unsichtbare dreht.
Von dem S.H.I.E.L.D.-Team, welches wir aus der TV-Serie kennen, wirkt nur Phil Coulson immer präsent. Figuren wie Jemma Simmons, Leo Fitz oder Melinda May kommen zwar vor, agieren aber weitestgehend im Hintergrund, so dass die Plots hauptsächlich zwischen Coulson und den Helden stattfinden. Das ist weniger problematisch als es klingen mag, denn unterhaltsam sind die Geschichten allemal, auch wenn charakterliche Weiterentwicklung kaum zu erwarten ist.
Das Interesse der Leser wird der Band jedoch eher weniger wegen der Storys wecken, als aufgrund des Künstlerensembles, das sich um die grafische Umsetzung kümmerte. Carlos Pacheco (Heft #1), Humberto Ramos (Heft #2), Alan Davis (Heft #3) und Chris Sprouse (Heft #4) dürften jedem eingefleischten Superhelden-Fan das Brötchen direkt aus dem Gesicht fallen lassen. Mit Pacheco’s epischen Schlachtszenen, Davis’ Old-School-Spider-Man und dem immer sehr eigenen Ramos war zumindest ich recht schnell angetan. Somit bleibt nach dem ersten Band ein angenehm kurzweiliges Geschichtenkollektiv, in sehr sehenswerter Optik. 2,5 Punkte für die Story und einen halben Fanboy oben drauf für das tolle Artwork. Im Januar geht’s auch schon weiter.
Diesmal leider keine Leseprobe.
Bewertung:
Titel: S.H.I.E.L.D. #1 Verlag: Panini Comics Format: Softcover Vö-Datum: 13.10.2015 Originalausgaben: US S.H.I.E.L.D. 1-4 Seitenzahl: 100 Sprache: Deutsch Autor: Mark Waid Zeichner: Carlos Pacheco, Humberto Ramos, Alan Davis & Chris Sprouse Preis: 12,99 €
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
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