Comic Review: Batman - Dark Knight III #01
SPOILER-INFO: Der nachfolgende Text ist frei von inhaltlichen Spoilern. Es werden jedoch zwei Seiten des Comics als Auszug gezeigt, die jedoch keine erheblichen Informationen über den Plot-Verlauf äußern. Weiterlesen daher dennoch auf eigene Gefahr!
Gibt es in diesem Monat einen Superhelden-Comic der heißblütiger erwartet wird? Wohl kaum. Frank Miller kehrt zurück und bringt uns Lesern mit „Dark Knight III: The Master Race“ das dritte Kapitel einer langen Reise, die 1986 mit dem Meisterwerk „The Dark Knight Returns“ begann, 2001/2002 mit dem eher etwas ambivalenterem Werk „The Dark Knight Strikes Again (DK2)“ fortgesetzt wurde und nun bei „The Master Race“ ankommt.
Und ihr dürft mir glauben, ich habe bei diesem Comic das Unmögliche geschafft: keine Spoiler, keine Reviews, keine News. Abgesehen von der Ankündigung und der Bekanntgabe über die beteiligten Künstler, habe ich es geschafft jeglichen Informationsschnipsel mit vehementer Ignoranz zu strafen und dieses Heft ohne jegliche Hintergrundinformationen zu lesen. Das gelingt mir selten. Aber es war mir wichtig.
Ich weiß, unter meinen Lesern bewegen sich einige jüngere oder auch ältere Anfänger, die sich nun fragen: sollte ich „The Dark Knight Returns“ und „DK2“ vorher gelesen haben? Ja... solltet ihr. Zumindest „The Dark Knight Returns“ gehört neben „Watchmen“ oder für mich auch „Arkham Asylum“ zum Standardwerk für jeden, der sich im Kreis der kostümierten Vigilanten bewegt und sollte gelesen worden sein. Es muss nicht gefallen, aber es sollte gelesen worden sein. Außerdem knüpft „Dark Knight III: The Master Race“ direkt an die Handlung der beiden Vorgänger an und setzt ein bestimmtes Vorwissen voraus.
Das Heft
Schaut man sich die Publikationsweise an, kommt man erstmal ins Schnaufen: 4,99 € für ein 36-seitiges Heft sowie ein im Heft entahltenes Mini-Comic sind natürlich ein stolzer Preis. In den USA wurde die Ausgabe für 5,99 $ auf den Markt geworfen. Panini Comics geht im selben Veröffentlichungsrhythmus vor und bringt pro Heft eine US Ausgabe sowie das jeweilige Mini-Comic, welches jeder der insgesamt 8 geplanten Ausgaben beiliegen soll. Dies hat natürlich den Vorteil, dass uns Panini in regelmäßigen, mit etwas Glück sogar monatlichen Abständen mit neuen Ausgaben versorgen kann. In den Staaten erscheint nämlich erst Ende Juni das 5. Heft, wodurch wir mehr oder weniger recht nah am Geschehen sind und uns nicht mit dem Warten auf ein Paperback quälen müssen.
Der Comic
Miller wollte sich diesmal nicht allein an der Fledermaus versuchen und holte sich tatkräftige Unterstützung für das Script: Brian Azzarello. Den Brian Azzarello, der schon mehrfach beweisen konnte, dass er ein äußerst fähiger Autor ist („New 52: Wonder Woman“, „Batman: Broken City“, „100 Bullets“) und für mich schon im Vorfeld für „The Master Race“ die Kohlen aus dem Feuer holen sollte. Zeugten Millers jüngsten Comic-Arbeiten doch bei Weitem nicht mehr von dem qualitativen Standard, den er in den 1980ern oder auch Anfang der 1990er veröffentlichte.
Azzarellos Ton spürt man von der ersten Seite an, ohne dabei jedoch das Feeling für Millers „Dark Knight“ Welt einzubüßen, was in der konzeptionellen Gestaltung, wie auch in der Sprache immer wieder verdeutlicht wird. Wir erleben die klaustrophobisch-düstere Stimmung einer Gesellschaft, die immer wieder an den Rand des Abgrundes geführt wurde und somit einen „Bruce Wayne“ dazu brachte selbst noch im stattlicheren Alter kontinuierlich aufs Neue in das Kostüm der Fledermaus zu steigen.
Dabei bedient sich diese Ausgabe dem Zweck des Aufbaus und dem Verdeutlichen des Status-Quos, ohne zu tief in die Handlung hineinzublicken, wie man es wohl von den nächsten Ausgaben erwarten dürfte. Die Zusammenarbeit zwischen Miller und Azzarello scheint bisher äußerst harmonisch zu funktionieren, da Erzählweise und Charakteristik wie aus einem Guss als Homage an „The Dark Knight Returns“ wirkt.
Für das Visuelle holte man sich neben Klaus Janson, der bereits für die Inks an „The Dark Knight Returns“ verantwortlich war, Andy Kubert ans Zeichenbrett („Flashpoint“, „Before Watchmen: Nite Owl“). Kubert scheint sich jedoch stark an die erste Vorlage des Ideengebers Miller zu halten und seine Optik bewusst an „The Dark Knight Returns“ zumindest anzulehnen, dessen rauer und kantiger Stil auch hier omnipräsent ist. Das tut der Atmosphäre gut und bringt eine gewisse Kontinuität mit sich, birgt jedoch auch die Gefahr, sich Angst vor Experimenten eingestehen zu müssen.
Batman: Dark Knight III Präsentiert: Atom - Mini-Comic
Die im Heft enthaltenen Mini-Comics sind eine ziemliche Überraschung und vor allem nettes Gimmick. Sie fungieren als kurze Tie-Ins für kommende Ausgaben und teasen somit Ereignisse, die noch vor uns zu liegen scheinen an. Dadurch gestalten sie den Plot und die weiter wachsende Kontinuität der Miller-Story recht gelungen und bewegen den Fixpunkt über die Figur Batman hinaus, indem sie andere Charaktere in den Mittelpunkt rücken, wie in diesem der Fall mit Atom.
Das Mini-Comic-Heftchen ist ein kleines Heft, welches lose in der eigentlichen Ausgabe beiliegt. Panini war daher so umsichtig die Hefte eingeschweißt auszuliefern, wie wir es bereits bei den letzten DC Ausgaben mit den Poker Karten erlebten. Achtet also beim Kauf darauf, dass das Heft eingeschweißt sein sollte!
Insgesamt erhalten wir mit der ersten Ausgabe zu „Batman - Dark Knight III“ nicht mehr als einen Startschuss für eine hoffentlich gute, sicherlich aber diskutable Story. Es wird sich noch zeigen müssen, ob die Erweiterung des Kreativ-Teams um Brian Azzarello und Andy Kubert lediglich dafür sorgen soll, die Qualität der Story über den Verlauf der Hefte zu stabilisieren, um am Erfolg von „The Dark Knight Returns“ anzuknüpfen oder aber ein größerer Plan dahinter steckt, der „Dark Knight III: The Master Race“ zu dem Überflieger macht, den sich die Leser davon erhoffen.
Für mich bedurfte es nur wenige Seiten, um mich in die Story hineinzuziehen, weshalb ich hoffe, mich auch in den folgenden Ausgaben so verlieren zu können, wie es mir in der ersten Ausgabe gelang. Die Sterne stehen zumindest gut dafür. Batman-Leser kommen an dieser Story nicht vorbei, alle anderen müssen selbst wissen, ob sie auf den Zug aufspringen. Erfüllt jedoch die Serie das, was die erste Ausgabe verspricht, werdet ihr euch verfluchen ihn verpasst zu haben.
Titel: Batman: Dark Knight III #01
Verlag: Panini Comics
Format: Heft
Vö-Datum: 21.06.2016
Originalausgaben: US Dark Knight III: The Master Race #01, Dark Knight Universe Presents: The Atom #01
Seitenzahl: 36
Autor: Frank Miller & Brian Azzarello
Zeichner: Andy Kubert & Klaus Janson
Preis: 4,99 €(Cover Copyright: Panini Comics)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
So viel Text zu 36 Seiten Comic 😀 Echt gut! 🙂
Ich fand DK2 damals grauenvoll. Bin so froh daß man da den Azzarello mit ranlässt. Aber Kubert gefällt mir noch immer nicht. 🙁