Comic Review: Injustice - Das erste Jahr Bd. 01 & 02 (Panini Comics)

  • Beitrags-Autor:
Comic Review: Injustice - Das erste Jahr Bd. 01 & 02 (Panini Comics)
© Panini Comics

Comic Review: Injustice - Das erste Jahr Bd. 01 & 02 (Panini Comics)

Was habe ich mich gegen diese Reihe gesträubt. Nicht weil ich nicht glaubte, dass die Reihe irgendwie lesenswert sein könnte, sondern weil es sich mal wieder um eine Videospiel-Sekundärpublikation handelte, die bisher erfahrungsgemäß meist eher nur semi-gut waren. Und da mich das Beat ’em up Spektakel „Injustice: Gods Among Us“ auch nicht wirklich interessierte, im Gegensatz zu den gelungenen Batman-Arkham-Spielen, fiel die dazugehörige Comic-Reihe bei mir schnell ins Tal der Vergessenheit.
Doch seit mittlerweile 4 Jahren erscheinen die Comics zum recht erfolgreichen Videospiel und man kann durch kaum ein Community-Forum stöbern, ohne über dutzende Lobpreisungen der Reihe zu stolpern. Passend zum Release des zweiten Teils der Spielreihe brachte Panini Comics nun einen Reprint der ersten vier Paperbacks von „Injustice: Götter unter uns - Das erste Jahr“, diesmal jedoch in 2 etwas umfangreicheren Ausgaben, so wie auch die Folgejahre publiziert wurden. Für mich Grund genug mein eigenes, dümmliches Embargo zu brechen und endlich selbst zu schauen, was alle an dieser Reihe so toll finden.

ComicReview_Injustice_JahrEins_Band1und2_PaniniComics_02

Der Comic beginnt in einer Zeit, in der die Welt der Helden noch in Ordnung scheint. Batman und seine Helfer haben die Geschehnisse in Gotham City scheinbar gut im Griff und in Metropolis sorgt der übermächtige Superman für Recht und Ordnung. Für den Stählernen ist jedoch eine ganz besondere Zeit angebrochen, schließlich erwartet seine Frau und Kollegin Lois Lane ihr erstes, gemeinsames Kind. Sowas bringt selbst ein kryptonisches Alien bisweilen etwas aus der Fassung. In solchen Momenten stürzt man sich dann scheinbar am besten in die Arbeit, um sich abzulenken.
Doch als Lois einem geheimen Tipp bezüglich eines korrupten Politikers nachgeht, nimmt das Leben eine drastische Wendung. Hinter dem Hinweis verbarg sich niemand Geringeres als der Joker, der seine geisteskranken Fühler nun auch nach Metropolis auszustrecken gedenkt. Er entführt Lois und ruft binnen Sekunden die gesamte Heldenschaft auf die Bildfläche. Doch sein perverser Plan geht dennoch auf und durch einen seiner hinterhältigen Tricks muss Superman zusehen, wie seine geliebte Lois, sein ungeborenes Kind und auch ganz Metropolis ums Leben kommen bzw. in einem atomaren Supergau zu Asche werden. Ein Moment der alles verändern soll, vor allem für die einstige Instanz der Moral: Superman.

ComicReview_Injustice_JahrEins_Band1und2_PaniniComics_03

DC-Autor Tom Taylor bewies bereits an der damaligen „Erde 2“ Reihe, dass er alternative Helden-Sagen erzählen kann. Mit „Injustice“ führt er dies jedoch auf ein gänzlich neues Level, indem er einen uns bekannten Status Quo aufzeigt und diesen durch eine simple, ajedoch äußerst drastische Erschütterung aufzurütteln weiß. Als Prequell-Story zum gut 5 Jahre später handelnden Videospiel angelegt, erzählt Taylor den Fall des Stählernen vom einstigen Helden und seinen Aufstieg als skrupellosen Weltdiktator, wobei sich die recht umfangreiche Heldenschaft des DC-Comics-Kosmos in zwei Lager teilt. Dabei verwendet Taylor situative Eckpfeiler in seiner Handlung, die das Agieren der Figuren beider Seiten durchweg nachvollziehbar werden lässt und sich Dank gut geschriebenen und verwobenen Vorkommnissen immer weiter zuspitzt.
Der ultimative Held Superman, der alles was er liebt in einer Millisekunde verliert und durch eine Impulsreaktion die Grenze des Tötens überschreitet und somit in einen Strudel des moralischen Abgrunds driftet. Ihm gegenüber steht Batman, der ihm diesen Werteverfall permanent wie einen Spiegel vorhält , ihn verurteilt und daher mit der Zeit zur Bedrohung für Clark wird, der sich krampfhaft versucht einzureden, noch immer den richtigen Weg zu beschreiten. Der Autor stößt somit eine mehr als gelungene Meta-Diskussion über die Heldenthematik auf und bespricht den Sinn oder Unsinn von Grenzen, die sich die Übermächtigen selbst auferlegen: Wie weit darf ein Held gehen? Darf er den Tod eines Einzelnen in Kauf nehmen, um damit das Leben vieler zu retten?

ComicReview_Injustice_JahrEins_Band1und2_PaniniComics_04

Taylor weiß sein Heldenepos - und diesen Begriff verwende ich nicht als übertriebenen Superlativ, denn es ist genau das: ein Epos - durchweg spannend zu erzählen und eine komplexe und dynamische Story um die beiden Protagonisten Superman und Batman aufzubauen. Schockmomente werden gekonnt platziert und es wird von Anfang an klar, dass in dieser Story ein plötzlicher Tod eines geliebten Helden keine Unmöglichkeit ist. So großartig die Story auf der einen Seite ist, schwächelt das Artwork leider auf der anderen. Künstler wie Mike S. Miller oder auch Tom Derenick schaffen es nicht ihr Können über den Wulst der Durchschnittlichkeit hinaus zu heben, weshalb optisch hier nicht allzu viel zu holen ist. Doch dies trübt den Lesespaß nur geringfügig, denn das erste Jahr der Injustice Welt wird mit einem dermaßen intensiven Lesefluss erzählt, dass dies kaum ins Gewicht fällt.

Kurz und knapp: „Injustice: Götter unter uns - Das erste Jahr“ stellt für mich eine der besten DC-Storys dar, dich ich in den letzten Monaten gelesen habe und gehört einfach in jedes gut sortierte Superhelden-Comic-Regal. Und seit die Welt der gefallenen Helden im Zuge des „Convergence“ Events auch noch in das reguläre DC-Multiversum integriert wurde, dürfte die Geschichte auch für Komplettisten und Kontinuitäts-Fanboys interessant sein. Die beiden Paperbacks enthalten zusammen den gesamten ersten Jahrgang sowie das erste Annual der Reihe. Im Anschluss darf es also problemlos mit dem bereits erschienenen „Injustice: Das zweite Jahr“ weiter gehen. Pflichttitel!

[P_REVIEW post_id=10398 visual=’full’]

Subscribe
Benachrichtige mich zu:
guest
0 Kommentare
Inline Feedbacks
View all comments