Long time no read...
Ich bin in den vergangenen Wochen tatsächlich wieder etwas zum Lesen gekommen. Jedoch vermehrt US-Ausgaben, was ihr an der u.a. Bestandsliste merken dürftet. Keine Bange, es werden bald auch wieder deutsche Veröffentlichungen zum Thema gemacht. Bis dahin.
Phantom Road #1 - Image Comics
Tausendsassa Jeff Lemire kommt mit noch einem weiteren Projekt um die Ecke, wieder bei Image Comics. Nehm ich gern. Warum auch nicht.
Zusammen mit Zeichner Gabriel Hernandez Walta, der bereits zuvor mit Lemire an Titeln wie „The Sentient“ oder auch „Barbalian“ arbeitete, sackt er die großartige Joardie Bellaire als Koloristin ein und hämmert mit „Phantom Road“ seinen aktuell gefühlt hundertsten Creator-Owned-Titel auf den Markt.
Dom ist Truckfahrer mit einer tragischen Vergangenheit (was auch sonst). Bei einer Nachtfahrt kommt er zum Schauplatz eines schlimmen Verkehrsunfalls und trifft dort auf die beinahe apathisch wirkende Birdie. Doch der Unfall ist tatsächlich das geringste Problem, denn die beiden müssen sich alsbald mit deutlich grauenvolleren Dingen auseinandersetzen.
Übernatürliches, dezenter Horror, Familientragik, irgendwo sicher auch ein paar versteckte, jedoch noch nicht ganz entfaltete Vaterkomplexe und ein bisher großartiges Artwork. Das lieferte die erste Ausgabe des Comics. Lohnenswert? Gewiss, allein aufgrund der tolle Bebilderungen. Jedoch war in letzter Zeit nicht jeder Lemire Comic so großartig, wie man es einst von ihm gewohnt war. Wohin „Phantom Road“ steuert, wird der erste Story-Arc verraten.
November Bd. 1 - Die Frau auf dem Dach - Schreiber & Leser
Ach gucke, eine deutsche Veröffentlichung ist doch dabei. Na ja, mehr oder weniger. Vielmehr ist es so, dass ich mich die Tage daran erinnert fühlte, dass der Schreiber & Leser Verlag jüngst mit der Image Comics Reihe „November“ in deutscher Übersetzung gestartet ist. Mir daraufhin einfiel, dass ich die digitalen Originale vor einiger Zeit mal im Sale geschossen, aber nie gelesen habe, usw. Ihr wisst worauf ich hinaus will.
„November“ ist eine vier Ausgaben umfassende Graphic Novel Reihe aus der Feder von Matt Fraction, Zeichnerin Elsa Charrietier und Kolorist Matt Hollingsworth. Diese vier Ausgaben erscheinen bei S&L nun zusammengefasst in zwei Sammelbänden, wovon der erste bereits erschienen ist. Heißt: im ersten Sammelband erhaltet ihr die ersten beiden US-Bände. Guter Deal.
Im Zentrum der Handlung stehen die Geschichten dreier Frauen, die eigentlich nichts mit einander zutun haben, jedoch an einem Tag und einer Nacht in die Fängen der kriminellen Unterwelt geraten, woraufhin sich ihre Pfade überschneiden.
Matt Fraction, den Leser:innen vor allem von seinen preisgekrönten Arbeiten an Titeln wie „Hawkeye“ oder auch „Sex Criminals“ können dürften, und Elsa Charrietier schaffen es eine subtile wie auch intensive Crime Novelle zu generieren, die aufgrund der nicht unkomplexen Erzählstruktur viel Aufmerksamkeit abverlangt. Der intensive Slang und das mitunter schwer zu entziffernde Lettering (in der US-Originalausgabe) lassen das Lesen jedoch bei Zeiten etwas herausfordernd wirken. Hier dürfte die deutsche Übersetzung einige Vorteile bieten.
Das Artwork von Charrietier und Hollingsworth ist schlicht atemberaubend, eigenwillig, dreckig und doch schön. Insgesamt eine zwingende Empfehlung!
Once Upon a Time at the End of the World #1 + 2 - BOOM! Studios
Seit November letzten Jahres läuft die neue Serie „Once Upon a Time at the End of the World“, aus der Feder von Jason Aaron und einem ganzen Kollektiv an beteiligten Künstler:innen.
Insgesamt 15 Ausgaben wollen die Kreativen für den US-Publisher BOOM! Studios entwerfen, welche insgesamt drei Story-Zyklen abbilden sollen. Der erste davon wird in der kommenden Woche mit der dann erscheinenden fünften Ausgabe abgeschlossen.
Zusammen mit „The Good Asien“ Zeichner Alexandre Tefenkgi setzte Aaron den ersten Handlungsbogen um die Figuren Maceo und Mezzy um, welche sich als eher ungleiches Paar zusammen durch eine postapokalyptische Welt voller Gefahren kämpfen müssen. Nicht nur haben die beiden grundlegend unterschiedliche Vorstellungen vom Zurechtkommen in dieser unwirklichen Welt, sie haben auch sehr entgegengesetzte Meinungen dazu, was ein Leben lebenswert macht und dass schlichtes Überleben nicht alles sein kann.
Zwei Ausgaben habe ich bisher lesen können und diese waren gut genug, sodass ich jedem deutschen Verlag, der immer noch gewillt ist, mir bereitwillig zuzuhören, ans Bein binden werde, wie dringend wir diesen Comic nach Deutschland holen müssen.
Local Man #1 - Image Comics
„Revival“ und „Hack/Slash“ Schöpfer Tim Seeley tut sich mit „Stray Dogs“ Autor Tony Fleecs und zusammen, um die Geschichte eines gescheiterten Superhelden zu erzählen.
Jack Xaver aka. Crossjack war Mitglied des Superheldenteams Third Gen, bis eine Kontroverse dazu führte, dass er aus dem Team geworfen wurde. Am mentalen Ende landet er unfreiwillig wieder in seinem Elternhaus, wo jedoch auch seine Eltern ihn nicht haben wollen. Von den Einwohnern seines Heimatortes im mittleren Westen ganz zu schweigen. Doch das sind nicht die einzigen Probleme, die auf Jack in einem normalen Leben warten.
Ein gelungener Auftakt, toll gezeichnet und ansteckend erzählt. Seeley und Fleecs schreiben und zeichnen im Übrigen jeweils zusammen an dieser Serie. Gefällt mir, werde ich im Auge behalten.
The Forged #1 - Image Comics
Angesetzt im 11. Jahrtausend - also einer dezent weit entfernten Zukunft - wird die Forged Squad, welche vornehmlich aus recht hartgesottenen Soldatinnen besteht, vor allem für die unangenehmen Belange der herrschenden Eternal Empress eingesetzt. Eine scheinbar als Routineangelegenheit anmutende Mission entwickelt sich jedoch zu einem gefährlichen Desaster.
Kein Geringerer als Greg Rucka (u.a. „Lazarus“, „Southern Bastards“) tut sich abermals mit Eric Trautmann als Co-Autoren und „Nailbiter“ Schöpfer Mike Henderson als Zeichner zusammen, um dieses aberwitzige, pulpige Sci-Fi-Trash-Feuerwerk auf die Leser:innen loszulassen.
Toughe Frauen, ruppige Dialoge, Gewalt, Sex und eine Menge Action finden sich in dieser übergroßen ersten Ausgabe, welche nicht nur in einem Deluxe Format, wie wir es von DCs Black Label Serien kennen daher kommt, sondern auch noch mit 64 Seiten sattem Umfang. Und das zum Schnapperpreis.
Ein für Greg Rucka eher untypisches, aber nicht minder gelungenes Projekt, wie eine Art Gegenpol zu seiner überkomplexen „Lazarus“ Comicreihe mutet „The Forged“ mit diesem Auftakt an. Die Einflüsse seines Autorenkollegen sind also spürbar. Hat mir in der Summe extrem gefallen und sah auch noch brachial gut aus. Ein lohnenswerter Kandidat für den deutschen Comicmarkt, will ich meinen.
The Riddler: Year One #1 + 2 - DC Comics
Schauspieler Paul Dano scheint nicht genug von seiner Rolle als Riddler zu bekommen. Nach seiner preisverdächtigen Darbietung in Matt Reeves’ Film „The Batman“ schnappte sich der renommierte Mime den Zeichner Stevan Subic, um eine sechsteilige Mini-Serie über die Anfänge der Figur für DC Comics zu entwerfen.
Was anfänglich wie ein PR-Stunt wirken mochte, zeigte sich jedoch bereits mit dem ersten Heft als düsteres Comic-Highlight, welches nicht nur Batman-Fans auf dem Schirm haben sollten.
Visuell in regelrecht beklemmenden Bildern erzählen Subic und Dano eine düstere Geschichte, über einen introvertierten aber hochbegabten Mann, mit einer aufkeimenden Neigung zur Boshaft. Ein Crime-Thriller, der von der Atmosphäre her ein perfektes Prequell zum eigentlich Film bilden könnte. Da ich schwer davon ausgehe, dass dieser Titel bei Panini Comics kommen wird, dürfen sich Deutschleser:innen auf eine Perle im aktuellen DC-Katalog freuen.
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Riddler Year One ist absolut genial. Ich hab alle drei Hefte bisher verschlungen. Das wird auch noch als Hardcover gekauft 😃👍