Alles anders sollte es kommen und doch wurde es... alles anders.
Bereits im letzten Monat verfasste ich einen kleinen Monats-Recap, welcher als Dankeschön an meiner Patreon-Unterstützer*innen veröffentlicht wurde und nur für eben jene zu lesen war.
Doch der darauffolgende Monat war bewegt, wie manche sicher mitbekommen haben. Und ich habe mir noch etwas Gedanken gemacht, wie und ob ich dieses Format weiterführen möchte.
Da der ursprüngliche Ansatz der Patreon-Plattform war, keinen exklusiven Content bereitstellen zu wollen, sondern lediglich eine Support-Möglichkeit für Leser*innen zu schaffen, die halt in einem regelmäßigen Turnus supporten wollen - und euch gehört nach wie vor mein allerherzlichster Dank! - schreibe ich diesen Beitrag nun öffentlich zugänglich für alle Leser*innen, auch die, die mich über andere Wege als Patreon unterstützen. Denn auch euch gehört mein Dank!
Ich hoffe nach wie vor, monatlich Zeit und Motivation zu finden, in einer gewissen Regelmäßigkeit die vergangenen 4 Wochen zu rekapitulieren. Eine Kolumne wenn man so will, denn verdammt, ich liebe es Kolumnen zu schreiben, doch fehlt mir abseits der News und Reviews meist die Zeit dazu. Also wollen wir den faulen Emu doch ein wenig zwingen oder nennen wir es motivieren, nicht wahr?
Wie bereits eingangs erwähnt, waren meine letzten 4 Wochen recht turbulent. Meine nicht ganz dreijährige Tochter hat uns mit einer Coronainfektion ein besonderes Geschenk aus der Kita mit heimgebracht und das Familienleben für die nächsten 2 1/2 Wochen erheblich dramatisiert.
Eine wirkliche Quarantäneromantik kommt da jedenfalls nicht auf, vor allem nicht, wenn man sieht, welche Auswirkungen diese Erkrankungen auf kleine Kinder haben können. Ihr wisst, ich erwähne es im Podcast immer wieder, aber wiederhole meinen Apell trotzdem: nehmt diesen Scheiß ernst. Ihr habt keine Vorstellung, wie gefährlich dies für euch und eure Lieben werden kann, ohne dass ihr auch nur einen Deut daran ändern könnt.
Doch hat mir diese Situation auch einmal wieder gezeigt, was für eine tolle Community wir doch haben, egal ob unter meiner Leserschaft, der Hörerschaft im Podcast der den Usern im DISCORD Channel, unter denen es sicherlich erhebliche Schnittmengen geben wird. Ich danke euch nochmals herzlich für all eure Genesungswünsche und auch für die wie aus dem Nichts gesendeten Corona-Care-Pakete. Ich seid die Besten!
Aber ich will nicht nur jammern und Dank aussprechen, sondern auch über Comics reden. Denn darum soll’s ja eigentlich gehen. Auch wenn ich im April nicht wirklich dazu kam, intensiv in den Publikationen zu wühlen, habe ich doch ein paar wenige Eckpfeiler, die bei mir hängen geblieben sind. Und ja, die sind diesmal reichlich Marvel-, DC- und Image-lastig. Und leider liegen auch noch viele Aprilausgaben auf meinem digitalen Lesestapel, die gelesen werden wollen. Aber so ist das, ihr werdet es kennen.
Über die deutschsprachigen Veröffentlichungen, die ich mir in den vergangenen Wochen gegeben habe, rede ich dann zeitnah auch wieder mit Andreas und Mattes im Podcast. Versprochen.
Wie beim letzten Mal verlinke ich euch zu den Titeln die Ausgaben bei ComiXology, damit ihr einen schnellen Überblick bekommt, falls ihr euch für die Comics interessiert. Ich erwähne es hinter dem Titel, wenn DRM freie Backups ladbar sind.
Btw, wer mehr dazu erfahren möchte, darf sich gern die POW-Podcast-Episode zum Lesen von digitalen Comics anhören.
Geiger #1 (Image Comics) - DRM free
Das Team hinter „Doomsday Clock“ und „Batman: Earth One“ widmet sich einem neuen Creator-Owned-Comic. Wenn ich mich recht entsinne, stellt „Geiger“, so der verheißungsvolle Titel, sogar den ersten Creator-Owned-Comic für Autor Geoff Johns überhaupt dar.
Jahre nach einem Atomkrieg bekämpfen sich Überlebende in einem desolaten Wasteland, welches früher einmal die Vereinigten Staaten von Amerika gewesen war. Mittendrin der Mythos eines Mannes, von dem es heißt, dass er über die radioaktive Erde wandeln könne, ohne zu sterben. Man nennt ihn Joe Glow, doch lautet sein eigentlicher Name: Geiger.
Ein simpel anmutender Plot, wie für Johns üblich, sehr kinoreif erzählt und nahezu majestätisch von Gary Frank und Brand Anderson bebildert. Die erste Ausgabe hat mir extrem gut gefallen und wurde dem vorauslaufenden Hype mehr als gerecht.
King in Black #5 (Marvel)
Tja, Cates hat fertig. Zumindest mit seinem nun bald auch endenden Venom und seiner Arbeit an der Event-Reihe „Kind in Black“. Die Story durchzog nahezu das gesamte Marvel-Universum und lieferte wie üblich mehr unnötigen Beirat, als tatsächlich ergiebigen Plot.
Dennoch war die Hauptreihe von Cates und Stegman sehr lesenswert und konnte mit dem verdienten Finale überzeugen. Ich hatte Spaß, versuche aber dennoch so einige gelesene Tie-Ins zu vergessen. Mein Tipp: haltet euch an den „Kind in Black“ Fünfteiler und die dazugehörigen Tie-Ins aus „Venom“. Das langt.
The Silver Coin #1 (Image Comics) - DRM free
„The Silver Coin“ ist eine neue Horror-Anthologie aus der Feder von Zeichner Michael Walsh, der in jeder Ausgabe mit neuen Autor*innen zusammenarbeitet. Für das erste nun erschienene Heft schnappte sich Walsh keinen Geringeren als Autor Chip Zdarsky, der bei vielen Leser*innen - so auch bei mir - momentan hoch im Kurs steht.
Eine gescheiterte Rockband, Ende der 1970er... kurz vor dem Zerfall gelangt der Lead-Sänger an eine geheimnisvolle Silbermünze, welche der Band ungeahnte Erfolge beschert, aber gleichermaßen auch ihren Tribut fordert.
Die erste von fünf Ausgaben war ein gutes Beispiel dafür, wie viel Charakterentwicklung man tatsächlich in wenigen Seiten verpacken kann. Toll gezeichnet war es außerdem. Lohnenswert.
Crossover #6 (Image Comics) - DRM free
Mit der sechsten Ausgabe endete nun der erste Story-Arc der neuen Image Reihe „Crossover“ aus der Feder von Donny Cates, Geoff Shaw und Co.
Und ja, die sechs Ausgaben waren ziemlich nice-to-read. Zwar ist der Plot - sofern man Cates als Autoren mittlerweile kennt - nicht ganz unvorhersehbar, doch so leidenschaftlich und voller Enthusiasmus geschrieben, dass man nur darin versinken kann und möchte. Ein ganz wunderbarer Superheldencomic abseits der Big Two und ein hoffentlich heißer Anlaufpunkt für unsere deutschen Verlage.
Monstress #33 (Image Comics) - DRM free
Gebetsmühlenartig lobe ich die Arbeit von Marjorie Liu und Sana Takeda an „Monstress“ über den grünen Klee und bezeichne sie immer wieder als meine derzeit liebste laufende US-Serie. Und das bleibt auch so mit dem aktuellen Story-Arc, der im Winter in den Staaten angelaufen ist.
Im Deutschen erschien jüngst die fünfte Volume „Kriegskind“ bei Cross Cult und brachte uns - zumindest was die Paperback-Veröffentlichungen betrifft - auf den US-Stand bis US-Ausgabe #30. Mit der neuen Handlung wird der Krieg fortgesetzt und mehr Licht in die Vergangenheit um Maika Halfwolf gebracht. Und da kommen einige Plot-Twists auf uns zu.
Nightwing #79 (DC Comics)
Bereits im letzten Recap habe ich bauchgefühlt, dass Tom Taylors und Bruno Redondos „Nightwing“ ein Überflieger werden könnte. Nach nur zwei Ausgaben sage ich: hier wird zumindest schon einmal die beste aktuell laufende DC-Reihe definiert.
Taylor macht viel richtig und eckt mit seinem Plot, der offen zeigt, dass er auch problemlos Daredevil schreiben könnte, an den richtigen Stellen an. Redondos Artwork, der hier von Adriano Lucas’ Leuchtfarben unterstützt wird, sieht dazu noch bombastisch aus. Diese Serie ist momentan ein Highlight.
Beta Ray Bill #2 (Marvel)
Ich hab Daniel Warren Johnson und seine „Beta Ray Bill“ Mini-Serie bereits letzten Monat erwähnt. Und als honorable mention muss das diesen Monat mindesten noch einmal erfolgen. Steinigt mich nicht, wenn ich kommenden Monat nochmal erwähne, wie gut diese Reihe ist. Denn das ist sie.
Wenn Panini diesen Comic nicht bringt, gnatze ich.
Deadly Class #45 (Image Comics) - DRM free
Ich hatte eigentlich vor, zur neuen „Deadly Class“ Ausgabe lediglich ein 🙂 zu setzen, doch würde das wohl einer Review zu einer neuen Bolt Thrower Platte gleichkommen.
Nach dem letzten Arc „Bone Machine“ setzt das Original-Kreativteam aus Rick Remender, Wes Craig und Kolorist Lee Loughridge (he’s back!) mit dem neuen Plot „Save Your Generation“ an. Und ja, das Nirvana-Zeitalter lädt zu verdammt viel Seelenschmerz ein.
Diese Ausgabe ist so verdammt gut geschrieben, dass sie mir den gesamten Tag versaut hat. Definitiv mein Heft des Monats!
M.O.D.O.K.: Head Games #4 (Marvel)
Die Autoren Jordan Blum und Patton Oswalt (ja, der Schauspieler) bringen ihre „M.O.D.O.K.“ Mini-Serie zu Ende und lieferten damit über vier Ausgaben einen überaus angenehmen Zwischendurchleckerbissen, der so witzig wie unterhaltsam war.
Obwohl es möglicherweise lediglich nur ein PR-Move für die anstehende „M.O.D.O.K.“ Animated-Show auf Disney+ gewesen sein dürfte (diese stammt ebenfalls von Oswalt), hat mir der Comic verdammt gut gefallen und zudem wird die Historie der Figur mal eben neu definiert. No shit, hiervon will ich unbedingt mehr lesen.
Friday #3 & Paranoia Killer #2 (Panel Syndicate) - DRM free
Zwei Ausgaben über die ich mich sehr gefreut habe, obwohl ich sie noch nicht gelesen habe. Warum erwähne ich sie dann hier? Weil diese Arbeiten es verdammt nochmal verdient haben.
Die ersten beiden „Friday“ Ausgaben von Ed Brubaker, Marcos Martin und Muntsa Vicente haben mir im vergangenen Jahr so gut gefallen, dass sie es in meine Top-Liste der Jahrescomics geschafft haben. Und Victor Santos legte mit seiner ersten Ausgabe zu „Paranoia Killer“ im vergangenen Monat ebenfalls ein Highlight vor.
Zudem, und ich wiederhole es gern, unabhängiger könnt ihr Comics kaum kaufen (wenn auch „nur“ digital): bei Panel Syndicate bestimmt ihr den Preis und bekommt den Comic in dem Format, welches ihr euch für euer Gerät wünscht. Probiert es aus.
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Da du Patreon ansprichst. Was sagst du eigentlich zum Vorwurf (Effekthascherei und verengter Blick auf die Kohle) im aktuellen ALFONZ?
Habt ihr da mal miteinander geredet?
Nein... meines Wissens nach, haben die sich mit niemandem zur Sache ausgetauscht, außer halt mit Rene, wie sie angeben. Daher auch diese billige Best-Buddy-Argumentation.
Mit dem Vorwurf, dass es den Künstler*innen dabei lediglich um ihre finanziellen Supporter ginge, schmeißen sie natürlich eine Rhetorik an, um jegliche Diskussion gleich im Keim zu ersticken. Zumal das hemmungsloser Quatsch ist und lediglich das Fehlen von Argumenten der „alten Herren“ offenbart.
Der Beitrag sagt mehr über den ALFONZ, als über die Sache, die sie glauben damit zu besprechen.
Ich würde eine monatliche Veröffentlichung dieser Kolumne sehr befürworten! ☝️
Ein toller Beitrag zum Wochenende! Die Panel Syndikate Comics werde ich mal austesten.
Meinst du, die Modok Reihe kommt bei Panini?
Who knows? Sonderlich wahrscheinlich ist es nicht, aber man soll niemals nie sagen 🤷♂️
Ein tolles Format das man hoffentlich öfter lesen darf!