Comic Review: Vatermilch - Buch 1 (Carlsen)

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Comic Review: Vatermilch - Buch 1 (Carlsen)
Art: Uli Oesterle © Carlsen

Etwas lange habe ich den neusten, bei Carlsen erschienenen Comic des deutschen Autoren und Zeichners Uli Oesterle vor mir hergeschoben. Vermutlich lag es an der schwierigen Thematik, die aufgrund der eigenen, persönlichen Erfahrungen einen Graben aufmachen könnte, in den ich bei Zeiten nicht zu schauen gedachte.

Dennoch, wenn der Herr Oesterle sich an einem neuen Projekt versucht, schaut ganz Deutschland hin. Zumindest die deutsche Comicszene und mit dem ersten Teil seiner vierbändigen „Vatermilch“ Reihe, zeigt Oesterle auch abermals, warum dem so ist.

Rufus Himmelfahrt lebt das Dasein eines Lebemannes: Champagner, Drogen, jede Menge Alkohol und Frauen. Sein schmaler Verdienst deckt dabei kaum die Ausgaben, die der Frauenheld in seinem exzessiven Alltag aus dem Fenster bläst und schon gar nicht die Kosten, die seine kleine Familie aus Frau und Sohn daheim verursachen. Doch für die interessiert sich Rufus ohnehin kaum. Das Interesse an seinem Sohn ist kaum vorhanden, das für die Frau schon lange weg.

Als Rufus nach einer abermals zu langen Nacht einen Verkehrsunfall versursacht, der dann auch noch Menschenleben kostet, bricht die Familie auseinander, denn der vermeintliche Vater taucht unter und lässt seine gebeutelte Familie allein zurück.

Szene aus „Vatermilch“ - Uli Oesterle © Carlsen

Oesterle verarbeitet in diesem autobiografischen Comic seine eigene Kindheit bzw. das Leben seines Vaters, der Frau und Sohn hochverschuldet und in zerrütteten Verhältnissen Hals über Kopf verließ, da dessen Leben gänzlich aus den Fugen geraten war, um dann später sogar in die Obdachlosigkeit abzurutschen.

Der Comic wird dabei auf mehreren Zeitebenen erzählt und stellt zum einen die Vorkommnisse um Rufus - der im echten Leben Peter hieß - und seinen Abrutsch dar, sowie auch um dessen später erwachsenen Sohn Victor - mittlerweile selbst Familienvater und immer wieder drauf und dran Wesenszüge seines Vaters bei sich selbst zu erkennen, ohne besagtem Mann irgendwie nahe zu stehen.

Da Oesterle zwar mehrfach angibt, dass der Comic weitestgehend auf seinem Leben beruht, er den Figuren jedoch andere Namen verpasste, ließ dies natürlich auch etwas Spielraum für erzählerische Abwandlungen, die der Dramatik dienlich gewesen sein könnten. Heißt: wie viel Realität in diesem Comic steckt, ist nicht wirklich bekannt. Aber auch nicht relevant, denn die Figuren wirken überaus lebendig, glaubhaft und nachvollziehbar.

Ein stark erzählter und wunderbar gezeichneter Comic, der in diesem Ausmaß und den noch kommenden Bänden am Ende die bisher wohl bedeutendste Arbeit Oesterles darstellen dürfte. Zwingende Empfehlung!

9/10

Vatermilch - Buch 1: Die Irrfahrten des Rufus Himmelstoss

  • Format: Hardcover
  • Vö-Datum: 26.05.2020
  • Seitenzahl: 128
  • Autor*in: Uli Oesterle
  • Zeichner*in: Uli Oesterle
  • Preis: 20,00 €
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