Batman und Scott Snyder sind zwei Namen, die vor allem jüngere Leser kaum noch auseinander halten können. Kein Autor dominierte die Geschicke des Dunklen Ritters in den vergangenen 10 Jahren so sehr, wie DC Comics’ Zugpferd Snyder, der aktuell bekanntermaßen hauptsächlich an DCs „Justice League“ Reihe schreibt.
Doch sein Schaffen an Gothams Fledermaus lässt ihn einfach nicht los, was seine neuste, nun auch bei Panini Comics endlich abgeschlossene Mini-Serie „Der Batman, der lacht“ („The Batman Who Laughs“, im engl. Original) abermals beweist.
Panini brachte die insgesamt siebenteilige und um ein Tie-In ergänzte Mini-Serie nun in fünf Heftausgaben auf den deutschsprachigen Markt, bevor in einigen Monaten das dementsprechende Paperback auf die Sammelbandleser warten wird.
Für mich war es anfänglich durchaus schwer, die Reihe nicht nach dem Erscheinen der ersten Ausgaben direkt zu beginnen, denn ich wollte die mir Story am Stück geben und habe mich nun in den vergangenen Tagen, nach dem Release der letzten Ausgabe, auf die komplette Reihe geworfen und gehe, trotz anfänglicher Begeisterung, gewaltig ernüchtert aus der Sache heraus.
Als Zeichner arbeitete diesmal nicht Snyders Langzeitkollege Greg Capullo an dem Stoff, sondern Jock, mit dem der gefeierte Autor bereits früher, vor seinem großen Beginn der „New 52“ Ära, an seinen ersten „Batman“ Geschichten arbeitete. Doch dazu gleich mehr.
Zudem schufen die beiden zusammen den Image Comics Titel „Wytches“, welcher im Deutschen beim Splitter Verlag vorliegt und welcher in den USA bald fortgesetzt werden soll.
Nachdem wir in Scott Snyders und Greg Capullos komplexen und überdrehten Event-Story „Batman: Metal“ (hier die Rezension zum Comic) ein blutiges Aufeinandertreffen mit dem Batman, der lacht hatten, war der irre Batman-Joker-Hybrid aus dem Dunklen Multiversum für eine Weile verschwunden. Doch steht er nun mit einem neuen Plan auf der Matte, Gotham in ein finsteres Königreich zu verwandeln, wobei ihm abermals nur Bruce Wayne aka. Batman im Weg steht. Zudem scheint dem vorerst so.
Snyder geht dabei mit seinen obligatorisch-vertrackten Plot-Elementen vor und verschachtelt die Handlung in viele kleine Versatzstücke, die es dem Leser anfänglich schwer machen sollen, den Überblick zu wahren.
Das klappt soweit auch gut, denn der Krimi-Charakter baut sich schnell auf und in den ersten Kapiteln entsteht gewaltig Spannung. Das Problem ist nur: Snyder hält das Niveau nicht und verliert sich spätestens bei der dritten Wendung in unglaubwürdige Hakenschläge, welche die Geschichte spürbar in die Länge ziehen und kaum etwas zu einem adäquaten Handlungsbogen beitragen.
Zudem bemüht sich Snyder viel zu sehr darin, Aspekte früherer Geschichten auszugraben, um „Der Batman, der lacht“ mit seinem nahezu gesamten Schaffen an der Figur zu verknüpfen, um die Handlung somit noch bedeutungsschwangerer wirken zu lassen.
Durch die Implementierung von James Gordon Jr. greift Snyder direkt auf seine ebenfalls mit Jock angefertigte Story „Batman: Der schwarze Spiegel“ (hier die Rezension dazu) zurück.
Durch den Weg, den der Joker in die Bat-Höhle nimmt, lüftet er ein bis heute nicht bestätigtes Geheimnis seiner „Batman“ Ära, was zum Zerwürfnis der Bat-Family in „Batman: Der Tod der Familie“ führte und mit dem Grim Knight bekommt auch noch ein Dark Multiverse Batman etwas Panel Time, den man beim letzten Mal wohl vergessen hat, einzuladen.
So hinterlässt der Comic einen gezwungenen Plot in krassen Bildern, dem letztendlich der Mut fehlt, mehr für sich allein zu stehen.
Die abstruse und pseudo-komplexe Handlung, fernab jeglicher nachvollziehbarer Motivation der agierenden Figuren, macht das Lesen spätestens ab der zweiten Hälfte zur Arbeit und lässt den Reiz vermissen, unbedingt wissen zu wollen, welchen heimtückischen Plan der lachende Batman aus dem Dunklen Multiversum denn nun genau verfolgt, nachdem die Handlung gefühlt 27 Mal die Richtung änderte.
Dies lässt in der kurzen Handlungsspanne einfach an Glaubwürdigkeit missen und generiert ein zu hohes Pacing, das Snyder bei früheren Geschichten einfach besser drauf hatte.
Somit hält „Der Batman, der lacht“ einem Vergleich mit Storys wie „Batman: Der Rat der Eulen“ oder auch „Batman: Todesspiel“ in keiner Weise stand, sondern verbleibt als interessantes aber gewiss nicht erinnerungswürdiges Kapitel der langen Batman-Arbeit von Scott Snyder. Das hätte er besser gekonnt.
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Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.