Was haben wir lange auf diese Veröffentlichung warten müssen. Aber nicht nur wir Leser hier in Deutschland, auch die US-Leser wurden nach der ambitionierten Ankündigung des neuen Frank Miller Werks immer wieder vertröstet.
Ursprünglich sollte „Superman: Year One“ den Auftakt zum neuen „DC: Black Label“ darstellen, doch kam es natürlich anders, wie so oft, wenn Autor Frank Miller im Spiel ist, dessen Arbeiten nicht gerade selten mit Verspätungen auf sich warten lassen.
Nachdem die erste „Black Label“ Welle losgetreten wurde, kam es dann auch endlich zur Veröffentlichung der ersten Ausgabe der abermals neuinterpretierten Erzählung von Supermans Ursprung und seinen ersten Jahren auf der Erde.
Als Zeichner holte sich der umstrittene und viel diskutierte Autor den ebenfalls polarisierenden Zeichner John Romita Jr. ins Boot. Für alle Fanboys, die genau jetzt Schaum vorm Mund bekommen, sei abermals erwähnt: ich bin ein mehr als großer Fan von Romitas Arbeit, einen Rant auf das hier vorliegende Artwork wird es meinerseits also nicht geben. Im Gegenteil.
„Superman: Das erste Jahr“ - so der Titel der Reihe bei Panini Comics - wird ganze drei Ausgaben umfassen, welche wie auch Veröffentlichungen zu „Batman: Damned“ oder die ebenfalls frisch gestartete „Harleen“ Reihe von Stjepan Sejic im überformatigen Album erscheinen. Und verdammt, das ist gut so.
Zum regulären Inhalt des Comics muss an sich nicht viel wiedergegeben werden, der Ursprung der Figur ist weitestgehend bekannt und Miller setzt hier auch nur bedingt neue Akzente, was frische, dem Leser noch nicht bekannte Elemente im Hintergrund von Kal-El aka. Clark Kent aka. Superman liefern könnte.
Vielmehr konzentriert sich Miller in seiner Erzählung auf den Heilsbringer-Aspekt der Superman-Mythologie, welche wir u.a. bereits aus Grant Morrisons und Frank Quitelys Überwerk „All-Star Superman“ kennen dürften.
Der außerirdische Kryptonier mit den übermenschlichen ja beinahe gottgleichen Kräften wird eben als genau dies von seinen Eltern angesehen: ein Engel oder vielleicht sogar der Erlöser selbst, der vom Himmel herabsteigt, um die Menschheit in ein neues, goldenes Zeitalter zu führen.
Diese regelrecht religiös anmutende Betrachtungsweise verleitet auch Kal-Els neuen Zieheltern dazu, nicht einmal im Ansatz zu hinterfragen, was er ist, woher er kommt und warum er zur Erde gesandt wurde.
Miller stellt somit das Übermenschen-Thema deutlich heraus und versucht dabei vor allem in der jugendlichen Entwicklung der Figur seinen Fixpunkt darauf zu lenken, wie ein Wesen, mit solch unvorstellbarer Macht, dennoch dieser nicht verfallen wird, und durchsetzt mit Gutmütigkeit die eigenen Fähigkeiten in den Dienst der schwachen Menschen stellt. Dafür hat er gewiss ein Händchen und darin liegt auch die Stärker des Comics.
Dies lässt dabei sogar diese offenkundigen Logik-Lücken vergessen, dass der Comic technisch gesehen als Prequel zum 1986er Klassiker „The Dark Knight Returns“ fungiert und wir hier die Entwicklung des in der Ursprungss-Story bereits in die Jahre gekommen Superman nachlesen. Dabei hätte man erzählerisch vielleicht etwas der Moderne fern bleiben können oder sollen und das Verwenden von Technik, wie bspw. Mobiltelefonen, auslassen.
Optisch liefert der bereits erwähnte John Romita Jr. hier vielleicht eine seiner besten Arbeiten der letzten Jahre ab. Ein überaus versierter Inker wie Danny Miki tut dessen oft nicht ganz ausgewogenen Proportionen durchaus gut und verleiht Romitas wildem Stil etwas mehr Geradlinigkeit. Die gelungene Farbgebung von Kolorist Alex Sinclair ergänzt das Bild dann auch noch mit dem finalen Sahnehäubchen.
Mit „Superman: Das erste Jahr“ gelingt den Machern kein überragender aber wider Erwarten durchaus gelungener Auftakt einer dreiteiligen Reihe, die ihr Niveau hoffentlich halten kann. Ich hatte auf jeden Fall Spaß und freue mich auf die kommende Ausgabe, die bereits am 07. April erscheinen soll.
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Leseprobe:
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Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Ich bin da ganz anderer Meinung :D. Fand die Story aus der Zeit gefallen. Hier werden Geschlechterrollen dargestellt, die einfach nicht mehr Zeitgemäß sind. Sowohl Martha, als auch Lana werden hier nur auf Gegenstände reduziert, die geliebt, verflucht und gerettet werden. Beide „Engel“ definieren sich nur über ihre Männer und der Rolle die ihnen zugestanden wird. Der Mann ist eben der Retter und Anfüher.
Ich fand das Ganze nur erschreckend und nicht aushaltbar... Vielleicht bin ich aber auch zu empfindlich.
Zum Artwork: Romita scheint ein Problem mit Kindern zu haben. Die sehen zum Teil aus wie Tonfiguren oder Schaufensterpuppen mit Knopfaugen. Der Rest ist wirklich gut anzusehen, wobei Danny Mikis Arbeit für mich heraussticht.
Wusste gar nicht, dass Romita so polarisiert, ich bin Fan von ihm, mein erster Comic sein Artwork enthielt.
Es ist teilweise wirklich erschreckend, was manche Leute für einen garstigen Scheiß über ihn im Netz ablassen.
Manchmal kann man froh sein, dass das Panini-Forum dicht ist...
Ist mir Gott sei dank erspart geblieben.