Comic Review: Invincible Bd. 1 (Cross Cult)

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Comic Review: Invincible Bd. 1 (Cross Cult)
© Image Comics | Cross Cult

Dass dieser Moment mir einmal zuteil werden würde, hätte ich nicht glauben wollen, bis ich diesen Band tatsächlich in den Händen hielt. Mit einer kleinen Sensation kamen die Ludwigsburger vom Cross Cult Verlag vor einigen Monaten um die Ecke, als sie ihren vollkommen unvorbereiteten Lesern verkündeten, einen Neustart von Robert Kirkmans Superhelden-Epos „Invincible“ vornehmen zu wollen.

Die Reihe erschien bereits vor vielen Jahren einmal in deutscher Übersetzung beim Kleinverlag Nona Arte, scheiterte jedoch kläglich nach nur zwei Veröffentlichungen.

Im US-Original brachte es die Serie derweil auf ganze 144 Ausgaben, bis sie dann im vergangen Jahr offiziell beendet wurde.

Genau diesen Schlussakkord schien Cross Cult zum Anlass genommen zu haben, um einen neuen Versuch für den deutschen Markt zu wagen, wobei man gleich mit übergroßen Paperbacks um die Ecke kommt. Denn die erste Ausgabe zur Reihe enthält auch gleich die ersten 13 US-Ausgaben und schlägt somit mit satten 352 Seiten ein.

Stattlich kann man das nur bezeichnen, wobei die gesamte „Invincible“ Reihe somit möglicherweise mit 10 Ausgaben abgeschlossen vorliegen dürfte. We will see.

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Mark Grayson ist alles andere als ein normaler Teenager. Für seine Klassenkameraden in der Highschool könnte er durchschnittlicher kaum sein. Ganz nett, mittelmäßige Noten und in der Summe eher unauffällig.

Doch wird Marks Leben jeher von einem familiären Geheimnis begleitet, welches alles andere als durchschnittlich beschrieben werden sollte. Marks Vater Nolan ist schließlich der weltberühmte Superheld Omni-Man, der seit vielen Jahren unter besagtem Pseudonym seines Alter Egos in regelmäßigen Abständen die Welt rettet.

Marks Familie arrangierte sich über die Jahre damit und übte sich in wohlüberlegter Verschwiegenheit. Doch Marks Leben soll noch eine weitere Schippe Drama aufgesetzt bekommen, als sich auch bei ihm Kräfte entwickeln und er fortan mit übermenschlicher Kraft, Instinkten und Flugfähigkeiten klarkommen muss.

Und was macht ein Teenager in dem Alter, dessen Kräfte auf einmal Berge versetzen können? Sie eifern ihren superheldenhaften Eltern nach und ziehen sich selbst ein Cape über. Invincible wird geboren und die Welt, wie man sie bis dahin kannte, wird bald eine gänzlich andere sein.

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Mit obligatorischen Coming-of-Age-Elementen erzählen Kirkman, Walker und Ottley eine Wohlfühl-Superhelden-Story, die immer wieder aufblitzen lässt, dass sie es faustdick hinter den Ohren hat, bis mit einem beinharten Plot Twist durchschimmert, wer diesen Comic schreibt.

Kirkman arbeitet sich dabei oberflächlich scheinend am Superhelden-Ethos ab, wobei immer wieder allseits bekannte Elemente der großen Verlage verwurstet und gar hinterfragt werden. Omni-Man stellt selbsterklärend eine offensichtliche Superman-Karikatur dar.

Die Macher lassen sich erfrischend viel Zeit, was Figuren- und Handlungsentwicklung anbelangt und stricken dabei einen weitestgehend generischen Aufbau, dessen bald platzende Bombe man regelrecht erahnen konnte.

Invincible“ punktet dabei vornehmlich mit einer schnell greifenden Hauptfigur und allerhand Augenzwinkern dem eigenen Genre gegenüber, was bisher nicht aufgesetzt wirkte. Lediglich manche Charakterdesigns der ein oder anderen Heldenfigur hätten vielleicht etwas weniger Cartoonesques vertragen können, was jedoch nur bedingt stört.

Mit gewohnter Sogwirkung rasen die über 300 Seiten regelrecht am Leser vorbei, was wohlwollend verstanden werden darf, denn Kirkman kann schreiben und beweist vor allem in den auf den Punkt gebrachten Dialogen sein ungeheuerliches Gespür für Pacing und glaubhaften Figuren.

Ein starker Auftakt, der mit den markerschütternden letzten drei Ausgaben das Warten auf den Folgeband sehr schmerzhaft machen wird. Leute, schaut euch das an. Das ist ziemlich heißer Scheiß.

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Dirk SubZero
Dirk SubZero
9. März 2021 9:52

So, bin endlich eingestiegen. Mir gefällt der erste Band unglaublich gut. Wahnsinns Plot-Twist! Ließt sich butterweich und nach über 300 Seiten war mein einziger Gedanke, dass ich weiterlesen möchte!

Martin Sträfling
Martin Sträfling
13. Januar 2020 14:33

Die Serie ist richtig toll. Ich hätte nach Nona Arte nicht mehr damit gerechnet, dass sie noch auf deutsch kommt und mir dann irgendwann doch die englischen Ausgaben geholt und habe mir die damals ersten 5-6 Ultimate Editions im Wochenrhytmus bestellt, so sehr hat mich die Serie gefangen.

Toll das die Reihe nun in deutsch kommt.