Mit Sekundärliteratur zu bekannten Filmfranchises bin ich bisher wahrlich selten warm geworden. Viel zu oft entpuppten sich Titel als rigorose Lizenzgurken, die einem letztendlich nur Zeit und Platz im Comicregal stahlen. Nun, Comics basierend auf Ridley Scotts Sci-Fi-Opus „Alien“ haben jedoch eine lange Markttradition, der ich bisher leider nur am Rande Aufmerksamkeit schenkte.
Nun wurde mir jedoch von meinem werten Kollegen Chris von den Nerdzigs die neuste Maxi-Serie „Aliens: Defiance“ empfohlen und siehe da, diese wurde auch noch von einem alten Bekannten geschrieben: Brian Wood („Black Road“, „DMZ“, „Northlanders“). Als Zeichner holte dieser sich u.a. Talente wie Tristan Jones, Riccardo Burchielli, Tony Bescini oder auch Kolorist Dan Jackson zu Seite, wobei Jones mit seinen Artworks für den Großteil der einzelnen Kapitel verantwortlich war. Die Maxi-Serie wurde auf insgesamt 12 US-Ausgaben angelegt, die Cross Cult zwischen März und Dezember 2018 in zwei Sammelbänden veröffentlichte.
Im Zentrum der Handlung steht Colonial Marine Private Zula Hendricks, die zusammen mit einigen Synth-Einheiten der Weyland-Yutani Corporation im All auf einer Mission unterwegs ist. Eine überaus große Schlepper-Station - die Europa - schwebt leblos vor sich hin und reagiert weder auf Funksignale, noch können irgendwelche anderweitigen Lebenszeichen ausgemacht werden. Das Gesetz verlangt, dass bei Betreten einer verlassenen Station durch private Firmenangehörige zumindest durch eine Person die Anwesenheit des Militärs abgedeckt sein müsse. Der Grund warum Hendricks hier ist, für sie jedoch auch ein Anlass, um ihrer finsteren, beschmutzten Vergangenheit zu entkommen.
Nun, sich darüber Gedanken zu machen, scheint ob der kommenden Ereignisse vollkommen sinnlos, denn es hat einen Grund, dass der Schlepper keinerlei humane Lebensaktivität mehr aufweist und eine Odyssee des Grauens für den einzigen Menschen des Teams beginnt. Die Erkenntnis um die wahren Beweggründe der Weyland-Yutani Corporation kommen schnell, weshalb Hendricks zusammen mit dem abtrünnigen Synth Davis One die Jagd auf die Xenomorphen beginnt.
Das Setting liegt im Jahr 2137, also gut 15 Jahre nach den Vorkommnissen des ersten „Alien“ Films und gut 42 Jahre vor „Aliens“. Autor Brian Wood bewegt sich mit seiner groß angelegten Horror-Story auf für den Leser bekanntem Terrain und entlarvt die Weyland-Yutani Corporation abermals als korrupt-kapitalistischen Konzern, der bereitwillig über Leichen geht, um die Spezies der Xenomorphen waffenfähig einsetzen zu können und sich dabei immer wieder selbst überschätzt. Durch den mehrfachen Befall der außerirdischen Killermaschinen auf anderen Raumstationen und Schiffen unterstreicht Wood gelungen das Phänomen der Aliens als sich ausbreitende und nicht mehr zu kontrollierende Plage.
Er nutzt die bekannten Mechanismen der Filmreihe aus und liefert eine blutige Survival-Story über eine kleine Gruppe Überlebender gegen die schier unendliche Macht von außerirdischen Lebensformen und positioniert sich dabei gelungen zwischen den bisherigen Handlungsbögen der Filme, ohne dabei auch nur ein Quäntchen Eigenständigkeit einbüßen zu müssen. Mit subtilen Name-Droppings - wie bspw. Amanda Ripley (Tochter von Elen Ripley) - sowie auch den charakteristischen Antagonisten und dem massiv an die ersten Filme angelegten Szenario-Designs spürt der Leser kontinuierlich in welcher Welt er sich bewegt und bekommt dabei dennoch eine frische und unverbrauchte Erzählung geboten.
Zeichner Tristan Jones war mit „Penny Dreadful“, „Mad Max: Fury Road“ oder auch „Ghostbusters“ bereits an so manchen Linzenztiteln beteiligt, liefert mit seiner hier vorliegenden Arbeit jedoch eine mehr als bemerkenswerte Arbeit ab. Ästhetisch und atmosphärisch bis in letzte Panel, bleibt die Hoffnung den Mann künftig noch an vielen weiteren Projekten sehen zu dürfen. Mit „Aliens: Defiance“ liefern Brian Wood und Co. ein spannenden und atmosphärischen Horror-Comic ab, der nicht nur Fans der Filmreihe begeistern sollte. Sehr zu empfehlen.
[P_REVIEW post_id=18749 visual=’full’]
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Ich empfehle da Wilsons unverwendetes Alien 3 Skript ‚dass jetzt als Comic veröffentlicht wurde ‚da kommt tatsächlich Alienfeeling auf 🙂