Das Jahr neigt sich dem Ende und vorbildlicher Weise ließ ein aufmerksamer Leser mich in den vergangenen Tagen wissen, dass mein Jahresresümee noch ausstehen würde und ich mich gefälligst ranhalten solle. Richtig so und danke dafür.
Das Jahr 2018 war abermals mehr als ereignisreich und viele tolle Comics haben die heimischen Lesestapel geziert.
Ich habe mit viel Aufwand diverse Kleinigkeiten am Design des Blogs verändert, mit noch viel größerem Aufwand alles für das mittlerweile bindende, „neue“ Datenschutzrecht konform gemacht (es war die Hölle, aber lehrreich!)... und in der Summe konnte ich für bizzaroworldcomics.de ein mehr als erfolgreiches Jahr feiern. Die Leserzahlen sind abermals massiv gewachsen, die Communitys auf den Social Media Seiten ebenfalls.
Ein Umstand der mich natürlich sehr freut, ist er doch der Lohn für die viele Mühe und Zeit, die ich nun schon seit gut 4 Jahren in diese Plattform stecke. Doch in diesem Beitrag soll es um Comics gehen und zwar um die 5 Titel, die ich in diesem Jahr gelesen habe und die mich dabei am meisten begeistern bzw. beeindrucken konnten.
Daher will ich gar nicht so viele weitere Worte verlieren und steige direkt in die Top-5 2018 ein.
05. Am liebsten mag ich Monster (Panini Comics)
Die Künstlerin Emil Ferris hat mit ihrem wenn auch späten, dennoch großartigen Comicdebüt weitreichend für Furore gesorgt. Mit „Am liebsten mag ich Monster“ legte Panini Comics in diesem Sommer den ersten von zwei Teilen des opulent entworfenen Krimi-Dramas um die kleine Karen vor, die ihre komplexe und auch stellenweise herzzerreißende Story in einen Ringblock zeichnet, welcher wiederum uns Lesern als Comicgeschichte dient.
Die im Chicago der 1960er Jahre angesiedelte Geschichte ist inhaltlich wie auch visuell herausragend präsentiert und schaffte es daher nahezu problemlos einschlägige Preise wie den Eisner oder Ignatz Award abzuräumen. Ferris erzählt von einem jungen, introvertierten Mädchen, das nach einem seltsam erscheinenden Todesfall einer ihrer Nachbarinnen nicht ganz an einen Zufall glauben mag und einen Mord im eigenen Haus wittert und folglich Ermittlungen anstrebt.
Ein kleines Monumentalwerk, dessen Konzeption zum Staunen einlädt und in dieser Form auf dem aktuellen Comicmarkt wohl nahezu einzigartig ist. Die vollständige Besprechung kann hier gelesen werden.
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04. Joe Shuster: Vater der Superhelden (Carlsen)
Julian Volojs und Thomas Campis Graphic Novel „Joe Shuster: Vater der Superhelden“ war in diesem Jahr für mich eine ganz besondere Erfahrung. Nicht nur weil ich ein großer Anhänger der beiden Kreativen bin, die hinter der Erfindung des ersten Superhelden stecken, oder weil ich den über viele Jahrzehnte geführten Kampf um die künstlerische wie auch finanzielle Anerkennung für das Schaffen von Superman als überaus tragisch empfinde, nein, sondern weil dies in diesem Sommer der erste Comic war, den ich las, nachdem meine kleine Tochter auf die Welt kam.
Noch im Krankenhaus, mit der schlafenden Zwergin im Arm, verbrachte ich die nachmittäglichen Stunden damit, mich durch diese emotionale Story zu arbeiten - ich bin manchmal etwas sentimental. Autor Julian Voloj und Zeichner Thomas Campi setzen mit ihrem autobiografischen Comic am Anfang der Karriere zweier legendären Comickünstler an und widmen sich augenscheinlich der Entstehung von Superman bzw. vornehmlich dem Werdegang einem seiner beiden Schöpfer: Joe Shuster.
Die Geschichte von Shuster, Siegel und der von ihnen erdachten Figur bleibt bis heute eine der unrühmlichsten im gesamten Superheldenverlagswesen, was Volojs und Campis Comic, so sachlich nüchtern er auch erzählt sein mag, den einen wichtigen mahnenden Finger erheben lässt, der einfach erhoben werden muss, wenn man von Siegel und Shuster spricht.
So bedeutsam der Background und die Intention des Comics auch ist, so kreativ wird er auch erzählt und vor allem gezeichnet, denn die Umsetzung von „Joe Shuster: Vater der Superhelden“ ist makellos.
Carlsen brachte die abgeschlossene Story in diesem Jahr auf Deutsch auf den Markt, welche tatsächlich in keinem Regal fehlen sollte. Die vollständige Besprechung kann hier gelesen werden.
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03. Black Hammer (Splitter Verlag)
Der Kanadier Jeff Lemire zählt mittlerweile zu den ganz großen Autoren der amerikanischen Comicszene, wobei ihm just bei nahezu jeder neueren Ankündigung ungeahnte Aufmerksamkeit zuteil wird.
Als Lemire verlautbaren ließ, eine neue Creator-Owned-Reihe über Dark Horse Comics zu publizieren, welcher ein ganzes Universum nachfolgen solle, war der Bielefelder Splitter Verlag reichlich schnell und sicherte sich sämtliche Publikationsrechte zum anstehenden „Back Hammer“ Universum.
Bereits im letzten Jahr mit dem Eisner Award für die beste neue Serie ausgezeichnet, halten Lemire sowie Zeichner Dean Ormston seit 2018 auch Einzug auf dem deutschsprachigen Markt und zeigen seit dem, wie imposant, erfrischend und großartig präsentiert Superheldencomics abseits der beiden großen Verlag funktionieren können.
Neben den ersten beiden Sammelbänden zur Hauptreihe brachte Splitter mit „Black Hammer: Sherlock Frankenstein & die Legion des Teufels“ sowie „Black Hammer: Doctor Star & das Reich der verlorenen Hoffnung“ auch gleich zwei Spin-off-Geschichten nach Deutschland.
Nicht nur zeigte Lemire mit „Black Hammer“, dass der Mann vor allem an seinen eigenen Projekten zu einem durchweg großartigen Autoren herangewachsen ist, sondern auch, dass er es in diesem Jahr wie kaum ein anderer verstand, seine Ehrerbietung vor dem Genre des Superheldencomics zu erweisen, ohne dabei in belanglose Plattitüden zu verfallen.
Eine Reihe avancierte schnell zu einem der qualitativ besten US-Comics auf dem Markt und sollte zwingend im Auge behalten werden. Die vollständige Besprechung zum ersten Band kann hier gelesen werden.
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02. Brodecks Bericht (Reprodukt)
Wie üblich in meinem Resümee zum Jahresende thematisiere ich nicht vornehmlich im laufenden Jahr erschienene Comics, sondern Titel, die ich im betreffenden Jahr gelesen habe.
Manu Larcenets Comic-Adaption von Philippe Claudels „Brodecks Bericht“ ist eines dieser Werke, welches eigentlich bereits Ende vergangenen Jahres erschien, doch leider erst Anfang 2018 auf meinem Stapel der Schande landete.
Der Comicmeister, der mir zuvor bereits mit seinem Vierteiler „Blast“ (ebenfalls bei Reprodukt) schlicht den Atem raubte, ging zum Release seines neusten Werks leider gänzlich an mir vorbei. Zum Glück habe ich eine mehr als aufmerksame Frau, die mir den neusten Comic mit strahlendem Lächeln zum Valentinstag überreichte.
Larcenets bleischwere Erzählung über die Vorkommnisse in einem kleinen Dorf im deutsch-französischen Grenzgebiet kurz nach Ende des Zweiten Weltkrieges trifft den Leser mit tragisch-düsterer Wucht direkt ins Nervenzentrum und schafft es dabei eine so unglaubliche Sogwirkung zu generieren, dass man die Geschichte auf gar keinen Fall vor Abschluss aus der Hand legen mag.
Brachial und gleichermaßen einfühlsam und wie üblich für Manu Larcenet, optisch durchweg überragend. Eine der intensivsten und schönsten Leseerfahrungen, die ich in diesem Jahr machen konnte. Und vermutlich auch darüber hinaus. Die vollständige Besprechung kann hier gelesen werden.
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01. Silver Surfer: Was Surfer wollen (Panini Comics)
Viele von euch wissen, ich war ein großer Fan von Dan Slotts und Mike Allreds ersten Run am Silver Surfer, der von Panini Comics zwischen 2015 und 2016 in drei schlanken Paperbacks veröffentlicht wurde. Wie bei Marvel üblich, gab es irgendwann einen Neustart mit eine neue Nummer 01, doch die Reihe lief inhaltlich eigentlich weiter.
Bei Panini Comics stellte man sich dann der Frage, ob man die letztendlichen 14 Ausgaben der Nachfolgeserie - welche die eigentliche Handlung des Kreativteams abschließen sollten - denn nun auch nach Deutschland holen solle. Zum Glück entschied man sich für ein Ja und brachte alle 14 Ausgaben in diesem Jahr in einem gut 300 Seiten starken Megaband.
In insgesamt 29 Heften - davon eines sogar mit dem Eisner Award ausgezeichnet - erzählten Dan Slott sowie Mike und Laura Allred vom Surfer Norrin Radd und seiner Begleiterin Dawn, die verrückteste Abenteuer im Weltall erleben, ohne dabei von extravaganter Tragik verschont zu bleiben.
Eine emotionale Reise, die von Verlust und Schmerz gezeichnet war und letztendlich in einer rührenden Liebesgeschichte endete. Diese Comicreihe lieferte alles, was Marvel für mich ausmacht und noch so viel mehr und sollte als Aushängeschild für einen perfekten Run dienen.
Mit Reminiszenzen die von Jack Kirby über Jim Starlin bis Jim Steranko reichen, lebt dieser Titel den Marvel-Spirit und zeigte nicht nur was für großartige Zeichner Mike und Laura Allred im Team sein können, sondern auch zu welchen Höhen ein Dan Slott als Autor aufzusteigen vermag.
Wer in diesem Jahr Superheldencomics gelesen hat, muss auch diesen Surfer lesen. Mein Comic des Jahres. Die vollständige Besprechung kann hier gelesen werden.
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Die Lesereihenfolge des kompletten Slott/Allred Silver Surfer Runs:
(Das Copyright der Bebilderung liegt bei den jeweiligen Verlagen)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Der SURFER auf dem Ersten, so solls sein☺
Schöne Liste. Joe Schuster und Brodecks Bericht werde ich mir gleich mal bestellen.
Black Hammer ist einfach toll , die Lobeshymnen treffen da wirklich zu.
Guten Rutsch übrigens!
Top!
Das wünsche ich auch ?