Comic Review: Am liebsten mag ich Monster Bd. 01 (Panini Comics)

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Comic Review: Am liebsten mag ich Monster Bd. 01 (Panini Comics)

Mit „Am liebsten mag ich Monster“ bringt Panini Comics nun endlich einen Comic, der viele Leser bereits vor der deutschsprachigen Veröffentlichung bis an den Rand des spannungsgeladenen Wahnsinns getrieben hat. Emil Ferris’ spätes Comicdebüt - die Künstlerin ist zum Erscheinen ihrer ersten Graphic Novel zarte 56 Jahre alt - erhielt bereits unzählige vorgeschossene Lobeshymnen aus den renommiertesten Kreisen. Neben zwei gewonnenen Ignatz Awards gab es auch zwei Eisner Awards für das Werk und einen Eisner für Ferris selbst als beste Autorin/Zeichnerin serviert. Nominierungen für den Hugo Award kamen dann noch oben drauf. Ach, und selbst Pulitzer-Preisträger Art Spiegelmann, Schöpfer des Überwerks „Maus“, lobte Ferris’ Arbeit über den grünen Klee. Mit einer solchen Reputation in petto können Leser wie ich es natürlich kaum erwarten, den Comic endlich selbst zu verschlingen.
Die ursprünglich auf 700 Seiten Umfang angelegte Geschichte war dem US-Verlag Fantagraphics Books jedoch zum Release etwas zu üppig, weshalb der Comic in zwei Bände gesplittet wurde und auch Panini Comics hier „nur“ den ersten 400 Seiten starken Teil der Geschichte bringt.

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Im Chicago der 1960er Jahre wächst die kleine Karen mit ihrer Mutter und ihrem Bruder in einem obligatorischen Mietshaus auf. Das Leben ist bisweilen unspektakulär, was Karen eigentlich zugute kommen sollte, da das Mädchen sich unlängst in ihrer präpubertären Phase befindet und die Welt sowieso schon von Tag zu Tag komplexer wird. Mit den eigenen physischen wie auch emotionalen Veränderungen konfrontiert, sieht sich sich selbst als Monster, als andersartig und verarbeitet diesen Umstand in einem selbst gezeichneten Tagebuch.
Doch eines Tages kommt noch mehr Bewegung ins heimische Leben, denn die nicht immer ganz zurechnungsfähige Nachbarin Anka Silverberg soll sich das Leben genommen haben. Karen glaubt dem Spuk jedoch nicht und wittert einen Mord. Ein Mord im eigenen Haus, denn wenn sich Anka selbst erschossen hat, warum findet man dann keine Pistole?

Dass der Comic auf insgesamt 700 Seiten kommen soll verwundert nach dem ersten Lesedurchgang keineswegs, denn Ferris verarbeitet in ihrerer Geschichte so unglaublich viele Elemente, dass dem Leser mit jeder Seite die volle Aufmerksamkeit abverlangt wird. Ob das soziale Gefüge der USA der 1960er Jahre und dessen Umgang mit ethischen wie auch sexuellen Besonderheiten, der Holocaust, ein Berlin und dessen trostlose Zeit zwischen zwei großen Kriegen, B-Movie-Fantastereien, die Vorliebe für pulpige Groschenhefte, die Liebe zur Kunst und Museen, den Abgründen der Prostitution, seelische Zerbrochenheiten ihrer Mitmenschen und Dramen, wie sie nur Familien schreiben können... für „Am liebsten mag ich Monster“ braucht der Leser schon ein dickes Fell.

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Dies alles verarbeitet die kleine Karen in ihrem selbst gezeichneten Tagebuch in einem Ringblock. Und genau dies bekommt der Leser serviert: die Geschichte, erzählt anhand der „Illustrationen der Protagonistin“. Ferris arbeitet dafür mit unterschiedlichsten Stilistiken und wechselt oft zwischen cartoonesken Panels, adaptierten Gemälden von Monet oder auch Bazille, opulenten Bleistiftzeichnungen, farbenprächtigen Kugelschreiberillustrationen und verwirrenden Collagen. Dies verleiht dem Comic eine ungeheure visuelle Vielschichtigkeit, welche ich bis dato in kaum einem anderen Werk gesehen habe. Eine Vielschichtigkeit, die den Comic jedoch auch schwer lesen lässt.
Und noch schwerer bleibt man am Ball der Geschichte, denn die Erzählungen springen thematisch ein ums andere Mal hin und her und bilden so das oben erwähnte breite Themenspektrum ab, welches letztendlich jedoch Dank der kafkaesken Krimigeschichte im Zentrum des Geschehens nie deplatziert wirkt.

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Dem Leser offenbart sich erst mit der Zeit von welchen Monstern die kleine Karen hier eigentlich spricht bzw. zeichnet und letztendlich summiert sich bis zum Ende des ersten Teils auch lediglich eine Ahnung darüber, wo genau die Reise noch hingehen soll. Wie rund das Bild am Ende wird, muss dann der zweite Teil zeigen, der für den US-Markt bereits für diesen Herbst angekündigt wurde und dann sicher zeitnah auch bei Panini Comics erscheint.
„Am liebsten mag ich Monster“ ist ein kleines Monumentalwerk, dessen Konzeption zum Staunen einlädt und in dieser Form auf dem aktuellen Comicmarkt wohl nahezu einzigartig ist. Emil Ferris hat mit diesem Erstlingswerk vielleicht einen der wichtigsten Comics des Jahres vorgelegt, welcher in keinem gut sortierten Regal fehlen sollte. So abgedroschen das auch klingen mag. Pflichtkauf!

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2 Kommentare
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Dude
Dude
30. August 2018 13:21

Hi Emu,
Erstmal danke für den coolen Blog und die tollen Reviews. Weiter so!
Was sind deiner Meinung nach die besten Comics/Comicserien, die man unbedingt lesen muss?
In welcher Reihenfolge muss man die Hellboy Comics mit Universum und BUAP Reihen lesen?

Vincisblog
28. August 2018 10:19

Es gibt 2 Bände :O Das wusste ich gar nicht, ein guter Band ist es in jedem Fall!