Ed Brubaker, Sean Phillips und Elizabeth Breitweiser melden sich mit der zweiten Volume ihrer außergewöhnlichen Crime-Serie „Kill or be Killed“ beim Splitter Verlag zurück und ich war reichlich gespannt, wie die Macher ihre Geschichte nach dem fulminanten Auftakt weiter erzählen würden. Wie bereits angesprochen, sind Brubaker und Phillips keine Allerwelts-Kollaborateure, denn die beiden haben mit Titeln wie „Criminal“, „Fatale“ oder auch „Incognito“ schon so einige hochgelobte Comics in die Shops gebracht, die nicht selten mit diversen hochangesehenen Preisen versehen worden. Das Erfolgsgespann sollte auch mit ihrem neusten Output ganz oben andocken, denn auch „Kill or be Killed“ wurde im vergangenen Jahr für den Eisner Award in gleich mehreren Kategorien nominiert.
Der Splitter Verlag holt nun die zweite Volume mit den US-Ausgaben #06 bis 10 nach Deutschland, womit wir Bergfest feiern dürften, denn die Reihe wurde in den Staaten soeben mit der US #20 vorerst wie geplant beendet.
Gleich zu Beginn des Bandes wird deutlich, dass Dylan sich scheinbar schnell mit seiner Rolle als trotbringener Vigilant im Dienste eines Dämons arrangiert hat, denn mit wenig Gespür für Gnade schießt er einem fremden Mann in einer Imbisstoilette mit einer Schrotflinte direkt ins Gesicht. Wir erinnern uns im ersten Band: der vermeintliche nichtsnutzige Landzeitstudent und Sohn eines gescheiterten Künstlers Dylan wollte seinem Leben ein Ende setzen. Der Versuch ging schief und halbtot schloss er einen Deal mit einem Dämon, dem er versprechen musste, künftig einmal im Monat ein fremdes Leben zu nehmen, um selbst weiter leben zu können. Die Auswahl der Opfer obliegt dabei Dylan, der sich seit dem nach eigener Recherche ausgesuchte Personen vorknüpft, die es seiner Meinung nach „verdient“ haben könnten.
Doch die bisher recht erfolgreiche Mordserie nimmt langsam komplexere Züge an, denn sein Überfall auf einen russischen Mädchenhändler hat weitreichende Folgen für ihn und auch eine ambitionierte Polizisten der Mordkommission hat es mittlerweile auf den Killer abgesehen.
Die zweite Auskopplung von Brubakers, Phillips und Breitweisers zurecht viel diskutierten Serie kann natürlich nicht mehr mit einem vergleichbaren Überraschungspotential auffahren, wie der erste Band. Die Segel sind gesetzt und dem Leser die Konzeption der Reihe klar. Doch konzentriert sich das Kreativgespann dafür auf den moralischen Verfall der Hauptfigur und seine scheinbare Manifestierung dessen, immer im Glauben zu handeln, mit seinen Morden gewissermaßen eine gute Tat zu vollbringen. Die Schönfärberei der eigenen Mordlust wird zur Selbstverständlichkeit, was Dylan gewissermaßen schon beinahe zu einem Punisher mit realistischen Zügen avancieren lässt - nur ohne dabei eine schicke, dramatisierte Back-Story bieten zu können.
Ob seine Taten oder sein soziales Umfeld: Dylan scheint dabei immer mehr den Faden zu verlieren, was den Anschein erwecken lässt, dass Crime-Master Ed Brubaker seinen Protagonisten vollends in eine Katastrophe zu manövrieren gedenkt. Der Lack am Antiheldendasein bröckelt nämlich gewaltig und zeigt immer mehr kritische Haltung zum Thema Selbstjustiz auf.
Spanned erzählt, diskutabel thematisiert und von Sean Phillips und Elizabeth Breitweiser wunderschön illustriert... „Kill or be Killed“ gehört auf jeden Einkaufszettel!
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Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
War eher enttäuscht vom zweiten Band.