Comic Review: Runaways Megaband 01 - Ausreißer (Panini Comics)
Ganz ehrlich, mit dieser Veröffentlichung hätte ich nicht mehr gerechnet. Sicher, mit dem Start der TV-Adaption der „Runaways“ sah sich Panini Comics endlich in der Lage diese längst überfällige Reihe nach Deutschland zu holen, doch war die Mischung aus Euphorie und ungläubiger Skepsis beim Durchblättern der Panini Vorschau doch noch erheiternd genug. Autor Brian K. Vaughan galt im Jahr 2003 wohl als der hochgehandelste aufstrebende Comicautor überhaupt. Mit seiner einschlagenden Vertigo-Reihe „Y: The Last Man“ öffnete er sich Tür und Tor im Comic-Business und bekam das Privileg bei Marvel Comics gleich mit einer Eigenkreation durchzustarten: den „Runaways“, die er zusammen mit Kollege Adrian Alphona aus der Taufe hob.
Heute räumt der Mann mit Titeln wie „Saga“ oder den „Paper Girls“ einen Preis nach dem anderen ab und zählt somit als absoluter Verkaufsgarant, wenn es um neue Comics geht. Mit dem „Runaways Megaband“ bietet nun die erste und vor allem vollständige, 18 Ausgaben umfassende Volume der Erfolgsserie und somit einen Einblick in das frühe Schaffen eines wahnsinnig talentierten Autors.
Die Kids Molly, Alex, Gert, Karolina, Nico und Chase stammen aus gut betuchtem Hause und müssen sich einmal im Jahr zusammenfinden, da ihre Eltern sich um scheinbar wohltätige Zwecke kümmern müssen. So wirklich interessant sind diese Ereignisse nicht, und wirklich viel voneinander wissen tun die Kinder auch nicht. Im Haus von Alex’ Eltern sind sie also für einen Abend auf sich allein gestellt, denn ihre vermeintlichen Erziehungsberechtigten kümmern sich um ihr ach so langweiliges Projekt. Nun sind die Kinder jedoch in einem Alter angelangt, in der die widerspenstige Teenie-Phase längst begonnen hat und nach dem Entdecken eines Geheimganges kennt die Neugier keinen Halt mehr. Also schauen sie nach, was ihre Eltern da Jahr für Jahr im Geheimen so veranstalten und beobachten wie diese in einem finsteren Ritual ein junges Mädchen als scheinbare Opfergabe töten. Geschockt von der Beobachtung bricht ihre bisherige Welt zusammen und mit jedem neuen Puzzle-Teil um die geheimen Machenschaften ihrer Eltern müssen ein Stück mehr feststellen, dass ihre Kindheit längst vorbei ist.
Zielgruppe des Comics mag sicherlich ein verhältnismäßig jüngeres Publikum sein, doch schafft es Vaughan durchweg spielend einen scheinbaren Teenie-Comic für jede Altersklasse zu verfassen. Mit dutzenden popkulturellen Querverweisen und bewusst und durchaus gekonnt eingesetzten Stereotypisierungen treibt der Autor seine Handlung durch die Schneise, die heutige Erfolgshits wie TV-Serien à la „Stranger Things“ oder auch seine eigenen „Paper Girls“ immer wieder nehmen. Optisch zeigt sich der talentierte Adrian Alphona noch nicht ganz so facettenreich, wie an heutigen Arbeiten zu bspw. „Ms. Marvel“, doch passt der glatte und digitalisierte Look durchaus zu der Zeit, aus der der Comic nun mal stammt. Mit satten 39,00 Euro zählt der Band sicherlich zu den schwergewichtigeren Investitionen, doch bekommt man mit über 430 Seiten auch einen ordentlichen Ziegelstein in die Hand gedrückt, den man erstmal „weglesen“ muss.
Brian K. Vaughans „Runaways“ sind ein weiteres Beispiel für die in meinen Augen absolut revolutionäre Marvel-Ära unter Joe Quesada, die uns Lesern ab dem Jahr 2000 mit regelrechten Comic-Highlights überschwemmte. Und es wurde verdammt noch mal Zeit, dass diese klaffende Wunde endlich - zumindest teilweise - geschlossen wurde. Bleibt zu hoffen, dass auch die nachfolgenden Volumes irgendwann noch ihren Weg nach Deutschland finden. Pflichtkauf!
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Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Ist das wirklich „Band 1“? Auf der Panini Seite steht nur „RUNAWAYS MEGABAND: AUSREISSER“.
Klingt aber dennoch gut und ich werde es wohl nachholen müssen...
Ich sehe gerade das die Serie in den USA exakt 18 Issues hatte und damit abgeschlossen ist....gibt aber noch weitere Serien
Und Panini hat das Erscheinen der weiteren Serien davon abhängig gemacht, wie dieser Band hier läuft. Daher die Nr. 01.