Comic Review: Wonder Woman Bd. 04 - Das Herz der Amazone (Panini Comics)
Junge, Junge... nach dem Abgang von Autorengröße Greg Rucka waren die Erwartungshaltungen groß, ob das enorme Niveau der ersten 25 US-Ausgaben zur heißblütigen Amazone unter dem „DC: Rebirth“ Banner gehalten werden kann. Mit Autorin Shea Fontana und der überaus talentierten Zeichnerin Mirka Andolfo konnte man zumindest recht zuversichtlich einem potentiellen Gelingen entgegen blicken. Nun liefert Panini Comics im neusten Sonderband mit „Wonder Woman“ #26 bis 30 den ersten Zwischenstopp, bis DC-Veteran James Robinson die Reihe mit der US-Ausgabe 31 im nächsten Band übernehmen wird.
Diana ist von den vergangenen Ereignissen geschlaucht und dennoch hüpft sie von einer Hilfsmission zur nächsten. Auch ihre beste Freundin Etta Candy erholt sich wieder, wenn auch nur langsam. Beide brauchen scheinbar einen Tapetenwechsel und besuchen daher die Hochzeit von Ettas Bruder. Doch die kurzweilige Zerstreuung soll nicht lange anhalten, denn die Hochzeit wird mit einem Bombenanschlag wortwörtlich gesprengt. Diana braucht nicht lange, um zu erkennen, dass die Bombe wohl ihr galt und die eigentlich als Verbündete angesehene Dr. Crawford dahintersteckt. Diese leidet an einer unheilbaren Krankheit und erhofft sich in Dianas Amazonenblut Informationen zur übermenschlichen regenerativen Fähigkeit Dianas zu finden.
Doch bei dieser Auseinandersetzung soll es nicht bleiben. Ein großer Pharmakonzern hat es bereits auf ihr Blut abgesehen, in der Hoffnung dieses für eben jene Forschung nach Heilmitteln für diverse Krankheiten einzusetzen. Weshalb sogar ein Kopfgeld auf Wonder Woman ausgesetzt wird...
Zog Greg Rucka seine Story um Diana noch mit komplexen Handlungsverwebungen auf, konzentriert sich Fontana auf eine deutlich intimere Erzählung und richtet den Handlungsverlauf recht schmal, aber dafür direkt auf Wonder Woman aus. Das muss erstmal nicht schlecht sein, doch war Fontana offenbar nicht gewillt, an die durch Rucka umfangreich ausgearbeitete Charakterisierung Dianas anzuknüpfen, sondern versuchte sich an einer Art Neuausrichtung, die dem Vorgänger leider kaum gerecht wird.
Ergänzt wird dies durch eher belanglose Dialoge, die einen an sich recht interessanten Story-Ansatz just im Keim ersticken und in der Summe nicht mehr als Kurzweiligkeit generieren. So wird erzählerisch wie auch visuell ein Klischee nach dem anderen bedient, was einen eher dazu motiviert, die mit Skepsis geladenen Augenbrauen hochzuziehen, als vor lauter Spannung in den Panels zu versinken. Vom frauenschlagenden Rüpel im griechischen Flüchtlingslager bis hin zu auf zwanghafte Leichtfertigkeit getrimmte Kitschdialoge über Freundschaft und Liebe, wird hier Reißbrettdramatik wie vom Lieferdienst vor die Nase gesetzt, ohne das damit einhergehende Potential wirklich zu nutzen.
Mirka Andolfo ist eine wunderbare Zeichnerin, doch wirken ihre mit mega Brustumfang ausgestatteten Death-by-Snu-Snu-Damen in High Heels eher amüsant, als dass sie ein gewisses für Diana bedrohliches Potential entfalten. Vielleicht ist es letztendlich die Erwartungshaltung, mit der man sich der Geschichte nähert, denn ohne diese würde der Band sicher mehr her machen. Dennoch, Leser, welche die vorangegangen Bände ausgelassen haben, können hier einen recht unkomplizierten Einstiegsversuch wagen und sich auf den kommenden Autorenwechsel vorbereiten. Die von Greg Ruckas komplexen Arc verwöhnten Leser sollten Shea Fontanas und Mirka Andolfos Story wohl jedoch als das betrachten, was sie letztendlich ist: ein unbeschwerter Lückenfüller.
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Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.