Comic Review: Oblivion Song Bd. 01 (Cross Cult)

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Comic Review: Oblivion Song Bd. 01 (Cross Cult)
© Cross Cult / Image Comics

Comic Review: Oblivion Song Bd. 01 (Cross Cult)

Robert Kirkman scheint ein Mann, dem entweder Freizeit ein Dorn im Auge ist, oder jemand, der gänzlich in seinem Wirken aufgeht. Anders kann man sich seinen Arbeitseifer kaum erklären. Im Februar erschien mit „Invincible“ #144 die Finalausgabe einer Serie, an der Kirkman genau so lange schrieb, wie bisher an „The Walking Dead“ - der Comic-Serie, die ihm im Jahr 2003 den Durchbruch bringen sollte. Mit „Outcast“ arbeitet er sich seit 2014 zwar an einer weiteren Ongoing-Reihe ab, doch scheint er die Lücke, die „Invincible“ nun hinterlässt schnell mit einem neuen, großen Projekt füllen zu wollen: „Oblivion Song“. Dafür holte er sich Zeichner Lorenzo De Felici und Koloristin Annalisa Leoni ins Boot.
Das Marketing im Vorfeld der Veröffentlichung war meisterhaft, denn Kirkman strebte ein zeitgleiches, weltweites Release an. Da Image Comics Serien jedoch nur im Original als Single Issue erscheinen und in Ländern wie Deutschland grundsätzlich als Sammelband - zumindest nach aktuellem Stand - durften wir Deutschleser einer Premiere beiwohnen, denn wir sind den US-Lesern zum ersten Mal ein paar Ausgaben voraus. In den Staaten sind seit dem Start der Reihe im letzten Monat genau zwei Hefte erschienen. Das erste Paperback mit den ersten 6 Heften wird derweil für September gelistet. Nun, uns liegt der erste Sammelband bereits in voller Gänze seit März vor. Also, wischt euch die Freudentränen weg und genießt den Augenblick.

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In Philadelphia geschah das Undenkbare: eine fremde Dimension kollidierte mit der unseren und verschlang einen Großteil der Stadt. Dabei wurde nicht nur ein neues Ökosystem freigesetzt, sondern es gelangen auch Horden von riesigen, alles verschlingenden Monstern in die Stadt. 20.000 Menschen mussten ihr Leben lassen und viele weitere verschwanden. Erst nach der Katastrophe stellte sich heraus, dass das Szenario doch etwas komplexer war: die Dimension kollidierte nicht nur mit der unseren, sondern tauschte vielmehr für den betreffenden Bereich den Platz. Ein Ereignis, das Jahre später als Transferenz bezeichnet werden sollte. Schnell stellte sich die Frage, ob die noch immer verschwundenen Menschen genau in jene fremde Dimension, Oblivion genannt, transferiert wurden und außerdem, ob sie vielleicht noch am Leben wären.
Wissenschaftler entwickelten eine Technologie, die das Reisen nach Oblovion und zurück ermöglichen sollte. Rettenunsteams wurden ausgesandt, um Überlebende aufzuspüren. Nathan Cole war einer der Helden, die dutzende Menschen retten sollten. Auch 10 Jahre nach der Transferenz reist er noch nach Oblivion, um die Suche anzutreten. Das öffentliche Interesse ist mittlerweile jedoch deutlich gesunken und auch die von der Regierung bereitgestellten finanziellen Mittel für die Suchtrupps fielen einst deutlich üppiger aus. Nathan Cole will jedoch nicht aufgeben, denn sein Interesse an den Überlebenden und auch Oblivion ist viel persönlicher... unter den Verschwundenen war schließlich sein eigener Bruder.

Dass Robert Kirkman hier Großes vor hat, ergibt sich nicht nur aus dem Eindruck des ersten Bandes, sondern auch aus dem angefügten Nachwort von Kirkman selbst. Er und De Felici scheinen intensiv vorzuplanen und waren bereits vor Erscheinen des ersten Heftes mit der 13. Ausgabe der Reihe fertig. Wie sich die Welt von „Oblivion Song“ bis zur 30. Ausgabe entwickeln soll, steht für die Macher ebenfalls bereits fest. Eine Aussage, die sehr gut die hier vorliegen ersten 6 Hefte bestätigt, denn eine der größten Stärken von Robert Kirkman ist das umfangreiche Worldbuilding. Mit hohem Erzähltempo entwickelt sich die Geschichte bereits in den ersten Kapiteln in viele verschiedene Richtung und generiert sehr schnell ein großes Potential für ein ausgefallenes Storytelling, die von politischen Intrigen, Beziehungsdramen bis hin zu transdimensionalen Sci-Fi-Abenteuern reicht. Die Charaktere sind authentisch, die Dialoge gewohnt auf den Punkt und die Grundidee zwar nicht neu, aber effektiv genug umgesetzt, sodass die Spannung den Leser mit der vollen Breitseite erwischt.

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Konzeptionell erinnert das Geschehen etwas an die Welt des Hexers Geralt von Riva. War es in der Welt des Monsterschlächters die Sphärenkonjunktion, wird es hier die Transferenz genannt. Inhaltlich ist es jedoch recht ähnlich. Interessant ist dabei, was Kirkman, De Felici und Leoni künftig daraus machen. De Felicis cartonnesques Artwork mag anfänglich etwas befremdlich wirken, kann jedoch vor allem in den großen Szenen und Panels eine beeindruckende Wirkung entfalten, die den Leser auf Detailsuche schickt. Leoni ergänzt das Geschehen anhand ihrer Koloration recht gut, wirkt jedoch etwas generisch und eher als Mittel zum Zweck konzipiert, als dass sie irgendwie herausstehen könnte.
Robert Kirkmans „Oblivion Song“ punktet mit dem ersten Band vor allem durch eine gelungene Idee und die sehr gut umgesetzten Charaktere, die nicht arm an Graustufen sind. Heroischen Pathos sucht man bisweilen vergebens, dafür steht das Drama in der ersten Reihe. Wenn Kirkman das Niveau halten kann und sein komplex erdachter Plan ähnlich aufgeht, wie bei seiner Erfolsserie „The Walking Dead“, dürfte „Oblivion Song“ dem vorangegangenen Hype problemlos gerecht werden. Es wäre zu wünschen, denn ich will unbedingt mehr über diese Welt lesen!

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4 Kommentare
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Mike
Mike
5. Mai 2018 10:51

Fand den Einstieg auch sehr gelungen. Hoffe nur, dass man die Geschichte de Epik wegen nicht zu sehr aufbläht. Da hat Kirkman ja einen Hang zu.

Sven Otterbein
Sven Otterbein
20. April 2018 9:45

Toller Artikel, Ich denke ich warte dennoch auf die Free-Trial zum GCT 2018.
Wobei... Ach, wem mach ich was vor.. Das Ding ist gekauft!

BTW:
Hier scheint sich ein Rechtschreibfehler eingeschlichen zu haben
„Rettenunsteams “ soll wohl „Rettungsteams“ heißen

Monstrum
Monstrum
19. April 2018 17:35

Endlich ein Artikel über Kirkman ‚der nichts mit Walking Dead zutun hat ‚erfrischend und die Story klingt spannend .

Vincisblog
19. April 2018 8:47

denn ich will unbedingt mehr über diese Welt lesen!“

Mehr muss man nicht sagen 🙂