Comic Review: Extremity Bd. 01 (Cross Cult)
Mit „Extremity“ hat sich Cross Cult einen neuen Titel aus den Skybound Studios ins Portfolio gezogen, der es in sich hat. Autor und Zeichner Daniel Warren Johnson sowie Kolorist Mike Spicer versuchen wirklich alles aus dem Titel herauszuholen und einen endzeitlichen Fantasy-Kracher zu erzählen, der sich hinter anderen Image Comics Größen nicht verstecken müssen soll. Der erste Band enthält die ersten 6 US-Ausgaben der im Jahr 2017 gestarteten Image-Reihe und ist somit deckungsgleich, mit der ersten US-Volume.
Thea war einst eine begnadete Zeichnerin und nahm somit eine Sonderstellung in ihrem Clan, dem Roto Clan ein. Doch als die feindlichen Horden der Paznina ihre Heimat überfielen, wurde sie verstümmelt, in dem man ihr das nahm, was ihr am wichtigsten war: ihre Hand zum Zeichnen. Doch ihre Mutter traf es noch schlimmer, denn alle mussten mit ansehen, wie die Schergen die Frau niedermetzelten. Seit diesem Tag sinnt Theas Vater Jerome auf Rache, was einen nie zu enden scheinenden Rachefeldzug lostreten sollte. Ihr Bruder Rollo kann diesem jedoch nur bedingt etwas abgewinnen, was Jerome offenkundig enttäuscht, sollte Rollo doch das große Erbe der Clan-Führung übernehmen. Doch dies scheinen nur Nebensächlichkeiten, denn Jeromes einziges Lebensziel scheint es noch zu sein, den Kopf von Königen Nim rollen zu sehen.
Comic-Schöpfer Daniel Warren Johnson macht in erster Linie erstmal vieles richtig: sein Worldbuilding betreibt er mit dem Holzhammer und wirft den Leser direkt ins Geschehen hinein. Bereits die erste Ausgabe soll dem extremen Titel gerecht werden, weshalb das Blut beim Blättern beinahe aus den Seiten zu tropfen vermag. So platt das klingt, ist es letztendlich aber nicht umgesetzt. Zwar stellt Johnson den hohen Gewaltfaktor offenkundig in den Vordergrund, schafft es dabei jedoch die schmale Grenze zwischen Stilmittel und Gewalt zum Selbstzweck nicht zu überschreiten, so dass sich hinter all dem Blut und Gedärm eine interessante Geschichte zu verstecken scheint.
Zwischen dem Sammelsurium der Reißbrettfantastik von fliegenden Inseln, über mittelalterliche Burgen und Star Wars Podracern erstrahlt eine geschickt verwobene Familientragödie, die von interessanten Charakteren getragen wird und sich in diesen ersten Kapiteln erst spürbar aufbaut. Dabei zentralisiert er sehr früh die Grundthematik der Rache und moralischen Disput, wie weit man seine eigenen Prinzipien über Bord werfen kann, um das zu Rächen, was einem genommen wurde. Die Figuren laufen dabei sehr konträr, weshalb diese nicht nur innerlich am Geschehen brechen, sondern auch das Familiengefüge als Ganzes.
Visuell wird ebenfalls gepunktet, denn der Autor zeichnet die Geschichte selbst und lässt sich lediglich bezüglich der Farben von Zeichner Mike Spicer unterstützen. Johnson weiß genau, wie seine Figuren aussehen sollen und kann mit allerhand Dynamik in Action-Szenen und tollen, detailreichen Splash Pages beeindrucken. Die passend gewählte, rötlich-gelbe Koloration lässt den rostigen Geschmack von altem Blut stets spürbar werden, was der brutalen Handlung mehr als gerecht wird.
Ein gelungener erster Band, der einen gespannt auf den Nachfolger warten lässt. Dieser erscheint in den Staaten bereits im kommenden Mai. Bleibt zu hoffen, dass Cross Cult schnell nachziehen kann, damit wir sehen können, ob der Kopf von Königen Nim wirklich bald rollen muss. Empfehlenswert.
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Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.