Comic Review: Seven To Eternity Bd. 01 - Der Gott des Flüsterns (Cross Cult)
Mit Rick Remenders Creator-Owned-Serien setzte man in den vergangenen Jahren immer auf ein sicheres Pferd. Ob nun das viel gepriesene „Low“ oder auch seine Sci-Fi-Opera „Black Science“, Remender steht für extravagantes Storytelling und einen scheinbar schwer einzuholenden Ideenreichtum. Mit „Seven To Eternity“ - in den Staaten ebenfalls bei Image Comics erschienen - kommt nun über Cross Cult ein weiterer Geistesblitz des versierten Autors, zu dem sich dieser, wie bereits bei „Fear Agent“, Zeichnertalent Jerome Opeña zur Seite holte, der wiederum von Kolorist Matt Hollingsworth unterstützt wird. Und ja, auch hiermit scheint Mr. Remender vollends durchzustarten.
Adam Osidis und seine Familie gelten als Ausgestoßene. Adams Vater, Zebadiah Osidis, wagte es sich gegen den Gott des Flüsterns, Garlis Sulm, aufzulehnen und ihm die Gefolgschaft zu verwehren, was ein Leben im Exil zur Folge hatte. Doch auch bei den magisch begabten Mosak fiel Zebadiah und seine Sippe in Ungnade, denn der freiwillige Weg ins Exil, anstatt wie die übrigen Mosak die offene Rebellion gegen den Tyrannen anzustreben, war in ihren Augen nicht Geringeres als Verrat.
Jahre später, Adam leidet, wie zuvor sein verstorbener Bruder, mittlerweile an Tuberkulose und sorgt sich darum, wie seine Familie nach seinem drohenden Dahinscheiden versorgt werden soll. Just in dem Moment holt die Vergangenheit die Osidis Familie ein und Großvater Zebadiah Osidis wird vom Flötenspieler Garlis Sulms getötet, wobei dieser Adam ein Angebot machen will, wie zuvor so vielen anderen, die jenes, so scheint es, nie ablehnen konnten...
Abermals konstruiert Rick Remender eine neue, weitestgehend unverbrauchte Fantasy-Sci-Fi-Welt, voller eigenwilliger Ideen und Figuren. Dabei stößt er mit den ersten vier hier enthaltenen Ausgaben lediglich die Tür zu einer scheinbar deutlich größeren Story auf und generiert eine Grundlage für ein actionreiches Familiendrama. Adam Osidis erweist sich dabei als durchaus hin und her gerissener Protagonist, mit spürbar menschlichen Schwächen und Ambitionen, gegenüber eines trügerischen, manipulativen und übermächtigen Gegners in Form von Garils Sulm.
Die anfänglich durch blanken Facettenreichtum erschlagenden Elemente der Handlung entfalten sich recht schnell, so dass der Leser umgehend in die Welt von Zhal eintauchen und ihre Fantastereien auch mehr oder weniger verstehen kann. Durch die Teambildung der unterschiedlich begabten Figuren schleicht sich sogar ein wenig Superhelden-Feeling ein, denn im Kern liefert die Handlung ein klassisches Gut-gegen-Böse-Schema, jedoch auf recht kreative Weise.
Jerome Opeñas Artwork wird seinem Ruf einmal mehr gerecht, denn mit epochaler Bildgewalt und wunderschönen Splash-Pages belebt allein die Optik des Comics diese neue Welt zum Leben. Mit durchweg detaillierten Darstellungen und opulenten und komplexen Settings mutiert nahezu jedes Panel zum Hingucker. Die teils blass-matte Koloration von Matt Hollingsworth passt genau zur futuristischen und düsteren Grundstimmung der Handlung, wobei nicht im Geringsten mit füllenden Farben gegeizt wird.
Mit „Seven To Eternity“ könnten Rick Remender und Jerome Opeña ihrem hochkarätigen Image-Bruder „Saga“ durchaus Konkurrenz machen, denn eine vergleichbar qualitativ-eigenwillige Weltenbauerei wird auch hier geboten. Ob sich das Niveau über mehrere Volumes halten kann, muss sich erst zeigen. Mit dem ersten Band gelingt jedoch ein Überrachungshit, der auf keiner Einkaufsliste fehlen sollte. Pflichtkauf!
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Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Die Reihe ist brutal gut. Schön, dass sie nun auch in Deutschland kommt! Hoffe auch, dass es nicht nur bei einem Band bleibt!!