Comic Review: Klaus - Die wahre Geschichte von Santa Claus (Panini Comics)
Das Thema Superhelden ist für den meta-diskutablen Schotten und Magier Grant Morrison ein schier unerschöpflicher Ideen-Pool. Kaum ein Comic-Autor scheint sich so sehr mit der Mythologie und Konzeption übermenschlicher Helden zu beschäftigen, als Morrison es in seinen Arbeiten aber auch in Interviews mit Presse und Fans tut. Zusammen mit Zeichner Dan Mora wollte er nun dem größten und vor allem ältesten aller Helden in einem neuen Werk auf den Grund gehen: Santa Claus. So entstand die Mini-Serie „Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus“ für Robert Kirkmans BOOM! Studios, welche nun von Panini Comics in einem schicken Hardcover Band, passend zur Vorweihnachtszeit, auf Deutsch vorgelegt wurde.
Es ist kalt in Grimsvig... sehr kalt sogar und noch dazu steht das Julfest vor der Tür. Ein geheimnisvoller Fremder namens Klaus kommt in den Ort, der einst von Glück und Fröhlichkeit durchzogen war. Doch heute weht ein anderer Wind in dem noch immer gut bewohnten Grimsvig. Regiert vom habgierigen Tyrannen Lord Magnus, der jegliche Geschenke und Festlichkeit für seinen verzogenen Sohn Jonas vereinnahmt und das eigene Volk in Minen schuften und ausbluten lässt, leidet die Stadt unter den Begebenheiten. Auch Klaus bekommt die eisige Kälte bald zu spüren und wird wie ein Aussätziger aus der Stadt geworfen. Doch Klaus verbindet eine Vergangenheit mit Grimsvig, die noch tief in ihm schlummert und nicht verarbeitet ist. Eine Vergangenheit, die ihn bald gegen Lord Magnus und seine Machenschaften aufbringen soll.
Als ich vor gut zwei Jahren auf diversen US-Seiten davon las, dass Grant Morrison plane die Ursprungsgeschichte von Santa Claus in einem Comic zu erzählen, ging ich von einer schweren Whisky-Überdosis aus. Aber nein, er meinte es ernst. Zum Glück, denn Morrison liefert mit „Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus“ einen für seine Verhältnisse überraschend geradlinigen Fantasy-Comic ab, der sich munter an dem reichhaltigen mythologischen Fundus der Figur bedient und dabei eine spannende und emotionale Geschichte erzählt. So verwebt er geschickt die uns bekannten weihnachtlichen Attribute wie das rot-weiße Farbschema, Geschenke für Kinder, der Eintritt ins Haus durch den Schornstein, die negative Assoziation von Kohle in Form der Bestrafung durch die Arbeit in den Kohleminen des Lord Magnus oder auch Krampus als ein dämonartiges Wesen der Verdammnis. Bemerkenswert ist dabei, dass all dies nie aufgesetzt wirkt und die Hauptfigur dazu noch dermaßen badass und heroisch geschrieben ist, dass man den Comic kaum aus der Hand legen mag, da man förmlich durch Klaus als Helden begeistert wird.
Der Comic erzählt dabei nicht nur eine Geschichte vom Underdog-Outlaw, der die Welt rettet, sondern bemüht sich scheinbar auch, sich nicht in hier sicher unnötigen Meta-Diskussionen zu verstricken, die Morrison sonst durchaus berechtigt in seinen Werken verarbeitet. „Klaus: Die wahre Geschichte von Santa Claus“ ist und bleibt ein gut geschriebenes, aber nicht zu komplexes Fantasy-Werk, das unterhalten will und diesem Anspruch auch mehr als gerecht wird.
Dan Mora, der für die Zeichnungen und die Koloration verantwortlich war, lieferte einen brachial-guten Job ab, denn der Comic sieht einfach fantastisch aus. Ob eisige Schneewehen, mittelalterliche Dorfplätze oder blutige Kämpfe mit dämonischen Monstern: Dan Mora kleckert nicht, er klotzt in allen Panels. Die wunderbare Hardcover-Edition von Panini Comics, samt dicker Seitenstärke und kräftigem Druck lassen das Lesen zum Hochgenuss werden.
Somit endet „Klaus“ als wunderbare Feel-Good-Story für Erwachsene, mit dem nötigen Maß an Anspruch und einer rundum gelungenen Gestaltung. Kein Wunder, dass Morrison und Mora dem Wunsch nach einer Fortsetzung noch diesen Dezember nachkommen. Einen schöneren Comic zur Weihnachtszeit werdet ihr dieser Tage kaum finden... Pflichtkauf!
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Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Schade , dass alle denken, dass der Krampus ein Dämon und Teufel ist, obwohl er eigentlich auf die Satyren und Naturgottheiten zurückgeht .
Der Krampus ist in erster Linie eine fiktionale Figur, die sich im Laufe vieler Jahrhunderte, vor allem regional bedingt, im Wesen, Auslegung und Darstellung stark veränderte. Im Kontext des modernen Weihnachtsfestes wurde er im europäischen Raum, speziell Österreich, Bayern aber auch Kroatien zu dem bösen, Kinder fangenden Ungetüm, auf das sich Morrison in seiner Geschichte bezieht.