Comic Review: Hellboy Kompendium Bd. 02 (Cross Cult)

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Comic Review: Hellboy Kompendium Bd. 02 (Cross Cult)

Comic Review: Hellboy Kompendium Bd. 02 (Cross Cult)

Auch die Hellboy Kompendium Reihe von Cross Cult geht in die zweite Runde, wobei ich mir nach dem zweitägigen Exzess zum ersten Band im vergangenen Herbst diesmal etwas mehr Zeit nehmen wollte. Diese beinahe 500-seitigen Brocken arbeitet man schließlich nicht einfach mal entspannt zum Nachmittag ab... und das sollte man auch nicht.
Mike Mignola hat mit seinen Arbeiten zu Hellboy alles andere als die übliche US-Massenware abgeliefert. Die Liebe zum Detail, die der Autor, und damals auch noch Zeichner, sich selbst auf die Fahne geschrieben hatte, darf selbstredend auch vom Leser erwartet werden. Nachdem im ersten Kompendium die ersten Abenteuer in Form von „Saat der Zerstörung“„Der Teufel Erwacht“ sowie auch „Sarg in Ketten“ enthalten waren, bedient sich Ausgabe Nr. 02 den Paperbacks „Die rechte Hand des Schicksals“, der unsterblichen Geschichte „Sieger Wurm“ sowie die zweiteilige Reise „Seltsame Orte“.

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Der Band beginnt mit der Kurzgeschichtensammlung „Die rechte Hand des Schicksals“, in der uns Mike zu diversen einschneidenden Etappen in Hellboys Leben führt und versucht sein Wesen sowie die Hintergründe der Figur näher zu beleuchten. Dabei streift er in Storys wie „Die Natur des Tieres“ und „König Vold“, aber auch in „Leben sie wohl, Mister Tod“ sowie „Der Vârcolac“ Hellboys bis dato recht verborgene Historie und präsentiert Abenteuer, die noch vor der aktuellen Zeitebene handelten.
In den Geschichten „Die rechte Hand des Schicksals“ sowie „Die Truhe des Bösen“ lässt Mignola folglich das Geheimnis um Hellboys Steinhand platzen und offenbart seinem Protagonisten und natürlich auch den Lesern, dass diese den Schlüssel zum Rufen der Ogdru Jahad darstellt, der zeitlosen Drachen, welche letztendlich  die Apokalypse über die Erde bringen werden... Hellboys traurige, aber einzig wahre Bestimmung.

Im mittleren Teil des Kompendiums treffen wir dann auf ein Sahnestück der Mignolaverse-Geschichten. „Sieger Wurm“ stellt nicht nur für mich, sondern auch für viele andere Fans bis heute eine der besten Geschichten um den großen Roten dar und fungiert zudem als wichtiger Dreh- und Angelpunkt in der Kontinuität der Hellboy-Storys. Neben dem ersten größeren Einsatz für den Homunkulus Roger, der ersten nennenswerten Aktivität des von mir sehr geliebten Lobster Johnson und das Wiedersehen mit dem schwer gestörten Nazi-Wissenschaftler Herman von Klempt, erleben wir Hellboys endgültigen Ausstieg aus der B.U.A.P., was in Anbetracht des Wissens um Hellboys kommenden Jahre und generelle Zukunft beim heutigen Lesen ein umso schmerzvoller Abschied ist. Meine Fresse, hat mich der Epilog ausgehebelt.
Zu Zeiten des Krieges betrieben die Nazis geheime Forschungen auf der Burg Hunte, in den österreichischen Bergen. Lange Zeit vergessen, wird sie, im Hier und Jetzt angekommen, wieder schnell zum Thema, als eine seltsame Raumsonde aus dem All direkt Kurs auf die Burg nimmt. Hellboy und ein Team der B.U.A.P. machen sich umgehend auf den Weg nach Österreich, um die Landung abzupassen. Doch sie ahnen noch nicht, dass sie mit Geister-Nazis, verrückten fliegenden Wissenschaftler-Köpfen und überdimensionalen Kriegsaffen bei Weitem noch nicht den größten Problemen begegnet sind.

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Wie bereits erwähnt, stellte diese Geschichte eine gewisse Zeitenwende in der Kontinuität des Mignolaverse dar. Hellboy trennte sich im Anschluss von der B.U.A.P. und begab sich auf die lange Reise seiner Selbstfindung und der Konfrontation mit seinem Schicksal, was ihn letztendlich bis in die Tiefen der Hölle führen sollte. Ungefähr zeitgleich lief die Spin-off-Serie B.U.A.P. an, was in dieser Geschichte ebenfalls Erwähnung findet. Wer also ganz chronologisch vorgehen möchte, liest den ersten Band der B.U.A.P. direkt vor „Sieger Wurm“ und knüpft dann mit dem zweiten Band der Behörde direkt hinten an.

Wohin wirst du gehen?“... „Afrika“... „Warum Afrika?“... „Warum nicht?“... ein Dialog, den sich Kate und Hellboy am Ende der Geschichte lieferten, der aber gleichzeitig auch von essentieller Bedeutung für die beiden kommenden Zweiteilergeschichten sein sollte, die im darauffolgenden Paperback „Seltsame Orte“ zusammengefasst wurden.
So lässt Mignola seinen Hellboy in „Der dritte Wunsch“ zu den Tiefen des Meeres vordringen und erzählt von verfluchten Bananenbäumen und geheimnisvollen Wasserhexen, verflechtet das Geschehen dabei dennoch gekonnt mit dem roten Faden der Kontinuität, so dass u.a. auch das geheimnisvolle Konglomerat, bestehend aus Gruagach, König Dagda oder auch Sir Edward einen Auftritt hat. Moment, Sir Edward? Richtig... der Sir Edward Grey, der Witchfinder (erstmals zu lesen im aktuellen Hellboy-Universums-Band). Ein weiteres Beispiel dafür, wie eng verzahnt die Geschichten von Mike Mignola doch sind, selbst über Jahrhunderte hinweg.

Zwei Jahre sollte er verschollen bleiben, im finsteren Blau der singenden Fluten, um dann auf einer geheimnisvollen Insel wieder aufzutauchen. Doch nur kurz kann er zusammen mit den Toten in der Taverne zechen, denn Hekate wartet bereits auf ihn, was kaum etwas Gutes bedeuten konnte. Und so muss sich Hellboy mit seiner eigenen Sterblichkeit auseinandersetzen, um letztendlich hinter das Geheimnis der Entstehung der Ogdru Jahad und Ogdru Hem zu blicken. Wir erfahren außerdem mehr über die evolutionierte Rasse der Froschmonster, welche die B.U.A.P. noch bis heute beschäftigt und beobachten, wie Hellboy seine Pfade weiter nach England geht.

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Wer nun immer noch nicht vom Charme des teuflischen Riesen gefangen genommen wurde, soll doch bitte beim nächsten Besuch im Comic-Shop einen dieser dicken Bände um die Ohren gehauen bekommen. Der US-Comic-Markt ist wahnsinnig groß und gewiss oft mit mehr als originellen Geschichten bestückt, die einen zum Träumen, Schwelgen und darin Versinken bringen.
Betrachtet man jedoch die letzten 25 Jahre von Mike Mignolas Schaffen an seinem Hellboy-Universum aus der Distanz und als ein großes Ganzes, wird dieser Euphemismus dem Werk kaum gerecht. Qualitativ zählt Mignola mit seinem Hellboy und dessen Spin-offs seit mehr als zwei Dekaden zu den Big Playern der US-Comic-Szene. Dieser Band beweist dies einmal mehr. Dass Cross Cult den zeitlosen Geschichten mit diesen wunderbaren Sammelausgaben ein deutschsprachiges Denkmal setzt, ist hingegen das süßeste Sahnehäubchen, das man Comic-Fans servieren kann.

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5-Sterne

Titel: Hellboy Kompendium Bd. 02
Verlag: Cross Cult
Format: Hardcover
Vö-Datum: 26.01.2017
Originalausgaben: US Hellboy Vol. 4: The Right Hand of Doom TPB, Hellboy Vol. 5: Conqueror Worm TPB, Hellboy Vol. 6: Strange Places TPB
Seitenzahl: 480
Autor: Mike Mignola
Zeichner: Mike Mignola & Dave Stewart
Preis: 50,00 €

(Picture Copyright: Cross Cult / Dark Horse Comics)

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Mike
Mike
2. Mai 2017 14:01

Wenn ein Hellboy Comic auf deutsch kommt ist es nicht wahr, bis du es unter die Lupe genommen hast. 😀

Super Review! Weiter so!