Comic Review: Paper Girls Bd. 01 (Cross Cult)
Im Sommer 2016 startete das neue Serien-Phänomen „Stranger Things“ bei Netflix. 4 Kinder erleben in einer amerikanischen Kleinstadt, Anfang der 1980er Jahre, seltsame Dinge, die sie in einen Strudel aus Mystery und Sci-Fi-Conspiracy verstricken. Doch bereits 8 Monate zuvor legte „Saga“ Mastermind Brian K. Vaughan zusammen mit Zeichner Cliff Chiang (u.a. „Wonder Woman“) seinen neuen Comic „Paper Girls“ bei Image Comics vor.
Koinzidenz? Wohl kaum. Vielmehr ein weiterer Beweis dafür, dass Vaughan seiner Zeit immer voraus und ein Garant für kreative Comic-Unterhaltung ist. Nun, anno 2017 angekommen, nimmt sich Cross Cult der Serie an und veröffentlicht den ersten Band der „Paper Girls“.
Erin, Mac, Tiffany und K.J. sind 4 zwölfjährige Mädchen, die in einer üblichen, langweiligen Kleinstadt in Cleveland aufwachsen. Mac hat es geschafft die Zeitungsrouten ihres älteren Bruders zu übernehmen und war somit das erste Mädchen, das offiziell den heimischen „Cleveland Preserver“ austragen durfte. Ihre Freundinnen folgten ihr bald, wobei Erin die neuste im Bunde ist. Der Morgen nach Halloween im Jahr 1988 soll jedoch ihr Leben verändern.
Doch als sich Erin gegen 4 Uhr morgens nach einem schlechten Traum aus dem Bett quält, ahnt sie dies noch nicht. Als sie auf ihrer Tour, nach einem Zusammenstoß mit ein paar Jungs, die immer noch auf Süßigkeitenraubzug waren, auf ihre Kolleginnen trifft, wird deutlich, dass dies kein normaler Morgen wird, denn ein paar seltsam vermummte Typen streifen durch die Nachbarschaft, deren seltsam ausgesprochenes Kauderwelsch niemand verstehen kann und eine Odyssee, die dem trashigsten Sci-Fi-Western Konkurrenz machen könnte, lässt die vier Mädchen schnell ihre Kindheit hinter sich lassen.
Auch in in „Paper Girls“ arbeitet Autor Brian K. Vaughan mit seiner gewohnten Stilsicherheit und schafft es die interessanten und durchaus glaubhaften Hauptcharaktere in ein für ihn typisches abgefucktes Setting zu werfen, welches den Leser mit allerhand grotesk-skurrilen Ideen irgendwo zwischen „Die Goonies“, „Flash Gordon“ und „The Twilight Zone“ überfährt und immer wieder herausfordert. Was bei anderen wie ein zwanghafter Genre-Mix ausgelegt werden könnte, fungiert in „Paper Girls“ wie eine bis ins kleinste Detail abgestimmte, stilistische Konfettibombe, die jedoch nie ihre Protagonisten aus den Augen lässt.
In den ersten fünf hier enthaltenen Kapiteln sammeln sich letztendlich so viele Wtf?-Momente an, dass man bisher nur erahnenen kann, wo diese Story hin will. Jedoch wissen Leser von Vaughans anderen Comics wie „Saga“ oder auch „Y: The Last Man“ damit umzugehen und sie wissen außerdem, dass dieses Erahnen nach nur wenigen Kapiteln wieder obsolet werden könnte. Und das ist gut so.
Wem Cliff Chiangs großartige Illustrationen bereits in „Wonder Woman“ gefielen, dürfte hier gänzlich auf seine Kosten kommen. Seine atmosphärischen Bilder und die von Matt Wilson gekonnt abgestimmten Farben saugen den Leser direkt in die 1980er und ergänzen die von Vaughan vorgegebenen Designs wunderbar.
In den Staaten werden die „Paper Girls“ als der neue Überflieger von Image Comics gefeiert und der Deutschlandstart wurde von vielen Lesern bereits regelrecht herbeigesehnt. Doch wird er den auch Vorschusslorbeeren gerecht? Nun, bis jetzt scheint dem so. Ob das komplex anmutende Story-Korsett letztendlich aufgeht, bleibt noch abzuwarten. Brian K. Vaughan ist jedoch dafür bekannt, dies meist sehr sauber hinzubekommen. Bis dahin heißt es sich an der toll geschriebenen Geschichte zu erfreuen und damit hatte ich als Leser mehr als genug zu tun. Pflichtkauf!
Titel: Paper Girls Bd. 01
Verlag: Cross Cult
Format: Hardcover
Vö-Datum: 15.03.2017
Originalausgaben: US Paper Girls #01-05
Seitenzahl: 144
Autor: Brian K. Vaughan
Zeichner: Cliff Chiang & Matt Wilson
Preis: 22,00 €
(Picture Copyright: Cross Cult / Image Comics)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
Freue mich auf meinen Band. Die Besprechung macht schon sehr Lust darauf. Saga ist auch klasse aber Y The last Man habe ich noch nicht probiert.
Y kann ich uneingeschränkt empfehlen. Bisher nur gut unterhalten worden von dem Mann. Die Löwen von Bagdad ist ebenfalls ein Kleinod. Klasse Besprechung, vielen Dank dafür. Wühle mich nun weiter durch diesen frisch entdeckten Blog.