Comic Review: Black Magick Bd. 01 (Splitter Verlag)
Greg Rucka war gewiss schon immer eine feste Bank, wenn es um qualitative Comic-Unterhaltung ging. Doch so langsam entwickelt er sich zum Garant für Ausnahmeserien auf obersten Niveau. Die deutschen Comic-Leser kommen mittlerweile endlich in den Genuss von Ruckas hochgelobten Arbeit an „Gotham Central“, die er zusammen mit Ed Brubaker umsetzte. Zur selben Zeit veröffentlicht der Splitter Verlag seinen meisterhaften Dystopie-Thriller „Lazarus“ und Ruckas neue „Wonder Woman“ Serie klopft bereits an die Tür.
Wo wir beim Thema starke Frauen sind: zusammen mit der mehr als talentierten Zeichnerin Nicola Scott arbeitet er aktuell nicht nur an der heldenhaften Amazone, sondern auch an einem seiner weiteren Image Comics Projekte namens „Black Magick“. Auch dafür hat sich der weitblickige Splitter Verlag die Rechte gesichert und beschert mir mit dem ersten Band der fantastischen Reihe auch gleich meinen „Comic des Monats“.
In Portsmouth entpuppen sich die Dinge nicht immer so wie sie anfänglich erscheinen. Detective Rowan Black, die in Portsmouth für das Raub- und Morddezernat tätig ist, kann davon ein Lied singen. Nicht selten ist sie das Zentrum dieser Mysterien, denn Rowan ist eine Hexe. Seit vielen Jahrhunderten scheinen Hexen und magisch bewanderte Personen verdeckt in der Gesellschaft zu leben, immer auf der Hut nicht entdeckt zu werden. Sie bleiben verschlossen in ihrem kleinen Kreis, halten ihre geheimnisvollen Rituale und Beschwörungen ab und leben nebenbei ihr normales Leben weiter.
Für Rowan kommt jedoch irgendwann der Tag, an dem alles anders werden soll: sie wird zu einer Geiselnahme gerufen, denn der wahnsinnige Täter hat explizit nach ihr verlangt. Im Austausch mit den Geiseln stellt sie sich dem Verrückten und muss feststellten, dass dieser mehr über sie weiß, als sie vermutet.
Greg Rucka generiert mit „Black Magick“ einen klassischen Mystery-Thriller, der sich irgendwo zwischen der Cop-Action von „Gotham Central“ und Scott Snyders Horror-Comic „Wytches“ ansiedelt. Ein trockener Polizei-Krimi, angereichert mit einer gewaltigen Schippe Magie. Rowan als Hauptperson funktioniert dabei, wie zu erwarten war, äußerst gut, denn sie ist ein weiteres Beispiel dafür, wie gekonnt Rucka starke Frauen in seinen Geschichten umsetzt. Ein Plädoyer, das er sich selbst einmal auf dem Cover seines Romans „Ein Job in Taschkent“ gab... und bis heute soll er diesbezüglich recht behalten. Ob nun Forever Carlyle in „Lazarus“, Renee Montoya und Wonder Woman im DC Universum, oder eben Rowan Black in „Black Magick“, Rucka hat ein Gespür für toughe, weibliche Hauptcharaktere, denen alles abverlangt wird.
Nicola Scott schlägt mit ihren bleischweren schwarz-weiß Zeichnungen, mit gelegentlichem Sepia-Touch einen überraschend anderen Stil an, als man es hierzulande zuletzt bei Ihrer Arbeit an „Erde 2“ (Panini Comics) gesehen hatte. Die weichen, dunklen Illustrationen verschaffen der Story eine leichte Noir-Nuance und der punktgenau platzierte Einsatz von Farben reisst das Ruder in den entscheidenden Momenten wieder herum.
Der erste Band von „Black Magick“ verbreitet wunderbar spannende Krimi-Unterhaltung, die mit großen Augen über den Tellerrand des eigenen Genres hinausblickt. Rucka beweist sich an menschlichen Figuren, mit alltäglichen Problemen und wirft sie in abenteuerliche Situationen. Ein echter Überraschungs-Hit und Pflichtkauf beim nächsten Besuch im Comic-Shop!
Titel: Black Magick Bd. 01 - Das Erwachen
Verlag: Splitter Verlag
Format: Hardcover
Vö-Datum: 01.03.2017
Originalausgaben: US Black Magick #01-05
Seitenzahl: 136
Autor: Greg Rucka
Zeichner: Nicola Scott
Preis: 19,80 €(Picture Copyright: Splitter Verlag / Image Comics)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.