Comic Review: Dark Night - Eine wahre Batman-Geschichte (Panini Comics)
Der Name Paul Dini ist unweigerlich mit Batman verbunden. Nicht nur zählt er neben Bruce Timm als Co-Schöpfer der Figur Harley Quinn, er arbeitete in den 90er Jahren außerdem intensiv als Autor an der legendären „Batman: The Animated Series“, in welcher Harley ihr Debüt gab, sowie auch an diversen anderen Animationsserien aus dem Hause Warner.
Darüber hinaus ist er immer wieder für DC Comics als Comic-Autor tätig und seinen Verdienst für die Videospiele „Batman: Arkham Asylum“ und „Batman: Arkham City“ sollte man kaum noch extra erwähnen müssen.
In den Jahren während seiner Tätigkeit an „Batman: The Animated Series“ erlebte Dini als Opfer eines brutalen Raubüberfalls ein folgenschweres Trauma. Er sprach viele Jahre ungern über das Ereignis, ließ sich jedoch vor einiger Zeit in einem Podcast von Regisseur und Comic-Nerd Kevin Smith (u.a. „Dogma“ und „Daredevil: In den Armen des Teufels“) dazu motivieren, die Erlebnisse öffentlich und vor allem für sich selbst aufzubereiten. Eine Geschichte, die erzählt werden musste.
Zusammen mit Mastermind Eduardo Risso (u.a. „100 Bullets“, „Batman: Kaputte Stadt“) setzte er in „Dark Night: Eine wahre Batman-Geschichte“ seine persönliche Historie um und erzählt die Geschichte, die ihn zu dem Mann machte, der er heute ist.
Um den Irrglauben gleich auszuräumen: „Dark Night“ ist kein Superhelden-Comic. Thematisch setzt sich Paul Dini in dieser Graphic Novel mit seiner eigenen Persönlichkeit auseinander.
Der Nerd und Stubenhocker führte ein für sich beinahe königliches Leben. Als Autor für Warner Bros. kam er mit Hollywood-Stars zusammen, schrieb Geschichten über Figuren, die er liebte und hatte all das erreicht, was er sich in seinen nerdigen Kindheitstagen bereits für sein späteres Leben erhofft hatte. Doch die Einsamkeit fraß ihn auf. Beziehungen blieben so oberflächlich, wie die Frauen die er zu Dates einlud. So spannend, kreativ und fantasiegeladen die Geschichten auch waren, die seinem Geist entsprangen und die Menschen bis heute an die Bildschirme und die Comic-Bücher fesseln, so trist und verlassen war sein Privatleben. Bis zu jenem Abend, an dem sein Leben eine schmerzhafte, wenn auch wichtige Wendung nehmen sollte.
Das Ereignis sollte bleibende Spuren hinterlassen. So berichtet Paul Dini überraschend detailliert über die seelische Grube, in der er nach dem Überfall gefangen war. Über die Angst, die Motivationslosigkeit, den Selbsthass und die Lethargie, welche fortwährend sein Leben bestimmen sollten. Dini verrannte sich und musste beginnen sein Dasein als Person und Künstler neu zu bewerten. Doch dabei war er nicht allein, denn die Figuren, die ihn seit seiner Jugend begleiteten, sollten ihm Rede und Antwort stehen. Eine fiktionale Selbstreflexion, die den fallenden Autor aus seinem Loch holen sollte.
Daraus resultiert ein sehr schmerzhafter Seelenstriptease, dessen Handlung sich bleischwer durch die bisweilen eigenwillig angeordneten Panels zieht. Eduardo Rissos Beitrag zur Stimmung wird bereits allein durch die tolle Farbgebung deutlich und darüber hinaus ist es immer wieder ein Genuss, sich diesen abstrakten Illustrationen hinzugeben.
Paul Dini und Eduardo Risso schufen mit „Dark Night: Eine wahre Batman-Geschichte“ ein sehr intensives und vor allem persönliches Buch. Die ultimative Form der Katharsis, die der Autor bereit ist, mit seinen Lesern zu teilen und in der jeder von uns einen Teil von sich selbst entdecken kann. Pflichtkauf!
Titel: Dark Night - Eine wahre Batman-Geschichte
Verlag: Panini Comics
Format: Softcover / lim. Hardcover
Vö-Datum: 15.11.2016
Originalausgaben: US Dark Night – A True Batman Story
Seitenzahl: 132
Autor: Paul Dini
Zeichner: Eduardo Risso
Preis: 16,99 € / 29,00 €(Picture Copyright: Panini Comics & DC / Vertigo)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.