Comic Review: Wonder Woman - Erde Eins (Panini Comics)
Kaum ein DC Comics Titel wurde in den letzten zwei Jahren von mir mehr erwartet als „Wonder Woman: Earth One“, denn dass sich der irre Schotte Grant Morrison an einer Golden Age Hommage unserer geliebten Amazonen-Prinzessin versuchen würde, konnte, wenn man denn Morrisons Affinität für DC-Superhelden berücksichtigt, nur großartig werden. Nun ja, so die Hoffnung. Aber der Reihe nach.
Mit der Etablierung des „New 52“ Universums widmete man sich in bisweilen sehr trägen Zügen auch den Paralleluniversen des DC-Kosmos. Das Imprint „Erde Eins“, also Geschichten von der Erde Eins stammend, kamen im Deutschen dabei auf insgesamt und leider nur 3 Titel, inkl. des nun erschienen Wonder Woman Bandes.
So beschäftigte sich J. Michael Straczynski in „Supermen: Erde Eins“ mit einer jungen, alternativen Version des Stählernen, wohingegen DC Legende Geoff Johns der Fledermaus ungeahnte Charakterzüge verpasste. Als dann kein geringerer als Grant Morrison für den Autorenposten zur Vervollständigung der Trinität, für eben einer alternativen Wonder Woman angekündigt wurde, bekamen nicht wenige Fanboys rund um den Globus blitzartige Schnappatmungsanfälle (tolles Wort).
Morrison arbeitet sich mit seiner knapp 140 seitigen Geschichte am altbekannten Background der schönen Amazone ab und versucht dabei die Ur-Mythifizierung ins rechte und vor allem vollkommene Licht zu rücken. Der Ursprung der Prinzessin, abseits und verborgen vor der Verkommenheit der Männerwelt, im eigenen, goldenen Käfig gefangen, dürstet sie nach Wissen und dem Wunsch, das Unbekannte zu entdecken. So schön geschrieben die Stilelemente zu ihrem jeweiligen Platz verleitet werden, lässt die Handlung jedoch eben sich selbst vermissen und schwindet einige Zeit nach dem Lesegenuss gegenüber dem, was wirklich hängen bleibt: dem Artwork.
So behutsam Morrison diese Ikone der Emanzipation eben behandelt, versäumt er dabei überraschenderweise genau diese Vorschlaghammer-Akzente zu setzen, die Leser und Fans seiner Werke wie „Multiversity“ oder „The Invisibles“ nun mal gewohnt sind, was „Wonder Woman: Erde Eins“ zwar zu einem äußerst lesenswerten, jedoch auch unerwartet seichtem Werk macht.
Wie bereits erwähnt, punktet der Comic hier mit anderen Aspekten, nämlich der Optik. Yanick Paquette (u.a. „Swamp Thing“) dürfte mit dieser Amazone eine seiner bisher mit Abstand komplexesten Arbeiten abgeliefert haben, die alles andere als nach einer Reißbrettillustration ausschaut. Epische Panoramen, verschachtelte Panels und wahnsinnig viel Liebe zum Detail lassen „Wonder Woman: Erde Eins“ von der ersten Seite an glänzen und die leichtfüßige Heldensaga zu einem wahren Hingucker avancieren.
Bezeichnenderweise liefert Grant Morrison auch mit - für seine Verhältnisse - durchschnittlicher Arbeit eher überdurchschnittliche Comic-Unterhaltung ab, vor allem wenn er durch solch eine sagenhafte Illustration begleitet wird. Das macht „Wonder Woman: Erde Eins“ somit nicht nur für Fans der großgewachsenen Heldin zu einer Empfehlung.
Titel: Wonder Woman: Erde Eins
Verlag: Panini Comics
Format: Softcover / lim. Hardcover
Vö-Datum: 18.10.2016
Originalausgaben: US Wonder Woman: Earth One
Seitenzahl: 132
Autor: Grant Morrison
Zeichner: Yanick Paquette
Preis: 16,99 € / 25,00 €(Picture Copyright: Panini Comics & DC Comics)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.