Comic Review: Doctor Strange Bd. 01 (Panini Comics)
Der Doctor ist da. Zum neusten Kinofilm aus dem Marvel Cinematic Universe lässt sich Panini Comics nicht groß bitten und bringt die in den Staaten frisch gestartete Comic-Serie „Doctor Strange“ nach Deutschland. Eine obligatorische Maßnahme möchte man fast meinen, doch wie wir wissen, ist auf dem deutschen Comic-Markt überhaupt nix selbstverständlich, wenn es um prognostizierte, absatzfördernde, sequentielle Medien geht *räusper*Daredevil*räusper*.
Nun denn, der Magier mit dem ausladenden Mantel hat es über den großen Teich geschafft und bringt auch noch Star-Autor Jason Aaron (aktuell auch „Thor“) mit, der wiederum den einzigartigen Chris Bachalo (zuletzt „Uncanny X-Men“) als Zeichner im Schlepptau hat. Dass Marvel-Fans bereits bei der Ankündigung der Serie in dezente Schnappatmung verfielen, wunderte dann wohl kaum jemanden. Zurecht.
Stephen Strange ist irritiert: in seiner Heimatstadt New York machen sich zunehmend seltsame Wesen breit. Seelenfresser, mentale Parasiten, die Menschen aussaugen, ohne, dass diese es merken. An sich nicht wirklich unüblich, doch diese Wesen scheinen aus fremden Dimensionen zu kommen... das ist unüblich. Wie kann das sein?
Das Geheimnis scheint sich in der Magie selbst zu verbergen und Doctor Strange spürt, dass etwas im Argen liegt, weshalb er sich mit seinen Freunden, selbst mächtigen Zauberern wie Magik, der Scarlet Witch oder auch Doctor Voodoo zusammentut, um dem Geheimnis auf den Grund zu gehen.
Denn auch das Sanctum Sanctorum, Stranges heilige Hallen der Magie und darüber hinaus auch sein Heim, ist vor den seltsamen Geschehnissen, wie sterbende magische Bücher, nicht gefeit. Eine Inquisition wurde los getreten und die Magie aller Dimensionen scheint davon bedroht zu sein.
Dass Jason Aaron momentan wohl einer der wichtigsten Marvel Autoren ist, wissen wir spätestens seit seinen äußerst gelungenen Arbeiten an Serien wie bspw. „Wolverine & die X-Men“ oder aktuell „Thor“. Aaron hat ein Gespür für das große Ganze und baut seine Plots spürbar für einen umfassenden Handlungsbogen auf, ohne zu schnell zu wichtige Munition zu verpulvern. Das bietet dem Leser wiederum die Möglichkeit, in Ruhe in die Handlung sowie in die facettenreichen Figuren einzusteigen, ohne zwingend großes Vorwissen mitzubringen. Jason Aarons subtil, manchmal jedoch auch recht frontaler Humor und Wortwitz lockert die Handlung durchweg auf und stilisiert Stephen Strange zu einem mehr als interessanten Charakter, dessen Abenteuern man einfach folgen möchte.
Der große Leckerbissen des Comics ist jedoch das Artwork von Chris Bachalo, denn dessen Fähigkeit skurrilen Surrealismus auszuleben, ist wohl das beste was diesem Buch passieren konnte. Optisch perfekt aufeinander abgestimmt, schafft es Bachalo stets genügend Spontanität zu bewahren, dass jede Seite, jedes Panel zum Staunen einlädt. Die für Bachalo ungewohnt gedrückten Farben verleihen der Geschichte die nötige Grundstimmung, welche die Handlung gekonnt umschließt.
Wie hätte es anders sein können? Jason Aaron und Chris Bachalo legen mit „Doctor Strange“ einen Start nach Lehrbuch hin und schaffen es auf beinahe ganzer Linie zu überzeugen. Sollte die Story mit den folgenden Ausgaben noch den nötigen Kniff bekommen, auf den sie scheinbar hinarbeitet, dürfte uns mit dem Meister der Magie eine der deutlich besseren neuen Marvel Serie ins Haus stehen. Dicke Empfehlung.
Titel: Doctor Strange Bd. 01
Verlag: Panini Comics
Format: Softcover
Vö-Datum: 04.10.2016
Originalausgaben: US Doctor Strange #01-05
Seitenzahl: 132
Autor: Jason Aaron
Zeichner: Chris Bachalo
Preis: 14,99 €(Picture Copyright: Panini Comics & Marvel)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.