Comic Review: Winter 1709 Bd. 01 (Splitter Verlag)
Ein Mantel und Degen-Abenteuer in einem extravaganten Setting... das zumindest hatte ich nach dem Lesen der ersten Beschreibung zu Nathalie Sergeefs und Philippe Xaviers Comic-Zweiteiler „Winter 1709“ im Kopf.
Ganz so schlicht wollten die beiden Künstler den Weg dann wohl doch nicht beschreiten. So bauten sie ihren Plot in das düstere Korsett einer der furchtbarsten Naturkatastrophen des 18. Jahrhunderts, zu Zeiten des spanischen Erbfolgekrieges. Und das auch noch überraschend gekonnt.
Noch bevor Philipp V. den spanischen Thron erklimmen konnte, um somit das Erbe von Karl II. von Spanien anzutreten, sollte in Mitten des ganze 13 Jahre andauernden Krieges eine gnadenlose Katastrophe über die Bevölkerung Europas einbrechen: der Winter von 1708/1709.
Frankreich muss zu der Zeit nicht nur militärisch erhebliche Rückschläge einstecken, der Winter bereitet den Menschen auch noch zusätzlich unermessliches Leid. Der frühe gefrorene Boden verhindert, dass ausreichend Ernten eingefahren werden können, was alsbald landesweiten Hunger ausbrechen lässt. Nahrung wird nun unlängst wertvoller als Gold gehandelt.
Als der Abenteurer Loys Rohan von zwei prächtigen Schiffsladungen gekaperten Weizens erfährt, die an den Meistbietenden veräußert werden sollen, unterbreitet er den Ministern des Königs umgehend die Idee das Gut zu kaufen und lässt sich diesbezüglich beauftragen.
Sein Gefährte Guillaume soll daraufhin eine Nachricht des anbietenden Freibeuters entgegennehmen und schnellstmöglich an Rohan übergeben, damit dieser das Geschäft binnen vier Tagen abschließen könne. Doch als Guillaume unterwegs im Wald überfallen und ermordet wird, entbrennt eine Hetzjagd durch Eis und Schnee, die für Rohan noch einige Überraschungen bereithalten wird.
Auch wenn Autorin Nathalie Sergeef einen durchaus komplexen historischen Kontext für ihre Abenteuergeschichte wählt, verzettelt sie sich dabei nicht in einem illustrierten Geschichtsabriss, sondern nutzt das Geschehen lediglich als Basis für ihre auf Loys Rohan fixierte Erzählung. Dies hat den Vorteil, dass man nicht zwingend mit dem Aufstieg der Bourbonen vertraut sein muss, um der Geschichte folgen zu können, jedoch einen nicht unbeachtlichen Mehrwert daraus ziehen kann, wenn dem doch so ist.
Ihre archetypische Verfolgungsjagd in Wild-West-Manier funktionert runtergebrochen jedoch auch genau als das, was sie letztendlich ist: eine spannende Abenteuergeschichte, mit hohem Tempo und gelungener Dynamik. Die atemberaubenden Landschaftsbilder von Philippe Xavier untermauern dies zusätzlich und punkten dabei vor allem mit tollen Farben und der mitgebrachten Atmosphäre, die einen schon beim Lesen frösteln lässt. Ein durch und durch gelungener Auftakt des Zweiteilers, der keinen Grund bietet das Finale auszulassen.
Titel: Winter 1709 Bd. 01 (von 2)
Verlag: Splitter Verlag
Format: Hardcover
Vö-Datum: 01.07.2016
Originalausgaben: s/t
Seitenzahl: 56
Autor: Nathalie Sergeef & Philippe Xavier
Zeichner: Philippe Xavier
Preis: 14,80 €(Picture Copyright: Splitter Verlag)
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.