Comic Review: Nach der ersten großartigen Ausgabe (hier die Review: klick), habe ich diesem Band sprichwörtlich entgegengefiebert. Dennoch wanderte er auf meinem Zu-Lesen-Stapel immer wieder nach unten. Ich musste auf den richtigen Moment warten. Auf den Moment in dem ich in diese dystopische Welt hineingezogen werden wollen würde.
In den letzten Tagen war es endlich soweit und ich konnte mich auf den neusten Streich aus dem Hause Image Comics einlassen und den zweiten Lazarus Band so genießen, wie ich es mir vorgestellt habe: ein Glas Scotch, eine Couch, Ruhe und zwei Stunden Zeit. Mein Vorgehen sollte sich als richtig erweisen.
Das gesamte Gesellschaftsbild der Erde formt sich um einige wenige Familien, welche alle Macht und Finanzen innehaben und mit gnadenloser Härte über ihre Untertanen herrschen. Die Knechte bilden dabei die obere Kaste, quasi die Mitte der Gesellschaft. Alle anderen, die nicht daran teilhaben, sind der Müll - lebend jenseits von Gesetzen, Schutz und Obhut.
Das Leben in den gesetzlosen Außenbezirken ist hart und so macht sich die Familie Barret, die bei einem fuchtbaren Sturm jegliches Hab und Gut verloren hat, auf, um eine 500 Milen lange Reise nach Denver anzutreten, in der Hoffnung zu den Auserwählten der Familie Carlyle zu gehören, um in der Hierarchie der Kasten aufzusteigen.
Eve Carlyle - auch Forever genannt - ist indes auf der Spur einer aufkeimenden Revolution, die auch vor terroristischen Angriffen nicht zurückschreckt. Eine Spur, die sie und die Barrets zusammenführen soll.
Auch im zweiten Band schreibt Meisterautor Greg Rucka (u.a. Gotham Central) eine äußerst bedrückende Story, voller gesellschaftspolitischer Verflechtungen und shakespeareschen Familienfeden. Neben den spannend dargestellten Charakteren der Familie Barret weiß besonders der Background zu Forever zu gefallen: wie sie aufwuchs, von ihrem Vater „erzogen“ wurde und welches Beziehungsbild sich zwischen ihr und ihrem Vater entwickelte. Die Flashback-Szenen bilden zusammen mit den von ihr beobachteten Geschehnissen bezüglich der Untertanen ein deutlich schärferes Bild ihrer Figur.
Illustriert wird die tolle Geschichte in gewohnt trockenen Bildern von Michael Lark, dessen Stil einfach wie für diese Serie gemacht scheint. Eine würdige Fortsetzung, die zeigt, dass Lazarus #01 kein One-Hit-Wonder war, sondern eine zwingende Bereicherung für eure Comic-Sammlung. Im Juli geht’s weiter.
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.