Eine Neuausrichtung mit dem Vorschlaghammer... das wird schon offensichtlich, wenn man nur das Cover der bei Panini Comics neugestarteten Batgirl Serie betrachtet.
Was Cameron Stewart und Babs Tarr mit dem Erbe von Gail Simones hochgelobten Vorgängerserie veranstalten, wird so manch alteingesessenem Leser gehörig gegen den Strich gehen. Aber auch sicher viele Neue für sich finden. Ein neuer Look, eine neue Charakterausrichtung und... eine neue Zielgruppe: Batgirl im neuen Design!
Babs zieht um. Sie sucht sich eine neue WG im schicken und hippen Außenbezirk Burnside und lässt Gothams Verruchtheit hinter sich. Ein typisches Studentenleben soll es werden, schließlich arbeitet die Gute bereits an ihrer Dissertation, mit 21. Und natürlich erlebt Babs all das, was ein Studentenleben nun mal mit sich bringt: Partys, Jungs, Stress zwischen Freundinnen und gelegentlich einem fiesen Gangster eins zu verpassen.
Ihre Dissertation versucht sie auf einem von ihr entwickelten Algorithmus aufzubauen, der dazu dienen soll Verbrecher zu fangen. Nur leider wird ihr Laptop bei einer wilden Party in der WG gestohlen, samt der gesamten Abschlussarbeit, die sich darauf befand. Doch noch ahnt sie nicht, dass hinter dem einfach wirkenden Diebstahl etwas viel Größeres steckt.
Ich gehöre zu den Lesern, die von Gail Simones Arbeit reichlich angetan waren und die ersten Eindrücke, die man in den Previews zur Neuausrichtung unter Cameron Stewart sah, füllten mein Herz nicht gerade mit Vorfreude. Letztendlich sollte ich mit meiner Vermutung recht behalten, denn die Stilistik des neuen Batgirls geht deutlich an meinem Wohlwollen vorbei. Aber... so einfach will ich es mir dennoch nicht machen, da diese Medaille ganz offenkundig zwei Seiten hat, denn Stewart schreibt seine Inkarnation von Barbara Gordon verdammt gut.
Das Plotting wirkt frisch und lebendig und der Aufbau der Storys lässt den Spannungsbogen auch merkbar nach oben deuten, jedoch ist das Zielgruppen-Korsett für meinen Geschmack etwas zu eng gefasst, da der Radikalschnitt für Altleser so massiv kommt, dass die vorgefassten Erwartungshaltungen dem Lesespaß schnell den garaus machen könnten. Das liegt natürlich in erster Linie am Leser selbst, weshalb experimentierfreudige Batgirl-Fans hier reinlesen sollten.
Die übermäßige Implementierung des Social Media Themas wirkte für mich bisweilen etwas gezwungen, teils sogar überladen, wobei sich mir auch die Motivation des Autors, Babs so massiv neu zu charakterisieren, nicht ganz erschlossen hat. Aus der Heldin mit düsterem familiären Background ist eine junge Teenie-Cosplayerin geworden, die gelegentlich Verbrecher bekämpft und gleichzeitig ihr Instagram Profil pflegt. Die neuen Abenteuer des neuen Batgirls richten sich demnach deutlich an junge Neuleserinnen, die hier garantiert großartige Unterhaltung finden werden. Fans der alten Serie sollten jedoch zumindest einen Blick riskieren, weil wenn die Serie zündet, dann richtig. Nur wahrscheinlich wird sie das nicht bei Jedem.
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.