Mit Der Krieg der Knirpse übernimmt Panini Comics die bisher dreibändige Comicreihe La guerre des Lulus von Régis Hautière und Hardoc ins frisch gestartete Albenprogramm. Ja, der Régis Hautière, der auch die wundervolle Crime Story Perico geschrieben hat, die ich vor beinahe einem Jahr besprochen habe (und zwar hier).
Ähnlich wie Perico hat auch der Der Krieg der Knirpse ein geschichtliches Plot-Korsett. Jedoch zieht es uns diesmal nicht ins revolutionierende Kuba, sondern nach Frankreich zur Zeit des ersten Weltkrieges.
Die vier Jungs Lucas, Ludwig, Lucien und Luigi sind Waisenkinder, die in einer zum Waisenhaus umfunktionierten Abtei nahe dem französischen Valencourt leben. So unterschiedlich alt wie sie sind, sind sie auch in ihren Wesenszügen. Freundschaftlich jedoch untrennbar vereint, so dass man die Bengel nur liebevoll die vier Lulus nennt. Daher auch der französische Originaltitel des Comics La guerre des Lulus, Der Krieg der Lulus.
Aufgrund der alphabetischen „Sortierung“ der Kinder, teilen sich die Vier einen Schlafsaal, so dass sie praktisch Tag und Nacht miteinander verbringen. Und die Zeit wird genutzt, denn sowie sich die Gelegenheit bietet, reißen sie aus und treiben was Jungs in ihrem Alter nun mal so tun. Zum Beispiel den Aufbau ihres Baumhauses.
Die Handlung setzt im Jahr 1914 ein und die deutschen Soldaten marschieren gen Frankreich. Unbehelligt von der Außenwelt ist das Leben im Waisenhaus jedoch von den weltpolitischen Geschehnissen weitestgehend unberührt und so bedarf es nur einen Moment der Unachtsamkeit, dass bei einer plötzlichen Evakuierung des Waisenhauses so manches vergessen wird. Während das französische Militär die Bewohner des Waisenhauses in Sicherheit bringt, spielen die Lulus in ihrem Baumhaus und ihr Leben nimmt eine unvorhersehbare Wendung.
Der Krieg der Knirpse bietet eine überraschend aufgelockerte Betrachtungsweise auf ein sehr bedrückendes Thema: das Empfinden und Verstehen des Krieges aus Sicht eines Kindes. Warum bekämpfen sich Nationen? Warum töten Menschen einander? Warum ist der Feind ein Feind? Hautière führt seine liebevoll ausgestalteten Charaktere durch einen fast schon humoristisch erzählten Plot, der dennoch nie an Schwermut verliert, eben weil der Leser mehr über den geschichtlichen Verlauf Bescheid weiß, als unsere vier Protagonisten. Illustriert wird die Geschichte von dem in Deutschland bisher noch recht unbekannten Künstler Hardoc, der den Kindern mit seinem schwungvollen Cartoon-Stil überraschend viel Leben einhaucht.
Plot und Optik ergänzen sich somit bestens und der Cliffhanger am Ende nimmt einem die Entscheidung über den baldigen Kauf des zweiten Bandes auch bereits ab. Der erste Band der Knirpse ist somit ein weiterer Beleg dafür, dass es seitens Panini Comics eine gute Entscheidung war, ein Albenprogramm zu eröffnen und mehr frankobelgische Comickunst ins Sortiment aufzunehmen.
Bisher leider keine Leseprobe.
Titel: Der Krieg der Knirpse #01 - 1914 Verlag: Panini Comics Format: Hardcover Vö-Datum: 17.11.2015 Originalausgaben: La guerre des Lulus 1 Seitenzahl: 60 Sprache: Deutsch Autor: Régis Hautière Zeichner: Hardoc
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
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