Review: Multiversity #2 - ein kosmischer Grenzgänger der Superlative!

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Review: Multiversity #2 - ein kosmischer Grenzgänger der Superlative!
© DC Comics
Was zum Krakk? Von diesem Band muss ich mich erst mal erholen. Nach gut 270 Seiten Comic-Spaß fühle ich mich, als wäre mein Hirn mit Salven von Eindrücken bombardiert worden. Da schwillt der Schädel, während das Unterbewusstsein noch immer verzweifelt versucht, das Gelesene zu verarbeiten. Dass Morrison-Comics gelegentlich der reinste Hirnschmalzvernichter sein können, ist hinlänglich bekannt. Und dass viele Leser dem nicht immer offen gegenüberstehen, ebenfalls. Multiversity polarisierte bereits mit dem Erscheinen der ersten Ausgabe, der auf zwei Bände angelegten Serie.
Nun hat Panini Comics den zweiten und finalen Band des kosmischen Comic-Experiments des verrückten Schotten veröffentlicht, und auch wenn ich oft versuche meine Texte nicht zu lang werden zu lassen - glaubt es oder glaubt es nicht - manche Comics verdienen einfach, dass man sich etwas Zeit für sie nimmt. Auf geht’s.
(Copyright: Panini Comics)
Das Konzept des ersten Bandes wird fortgeführt und so beinhaltet auch der Finalband vornehmlich Einzelgeschichten verschiedener Erden, die dasselbe Thema durchzieht - die Vernichtung des Multiversums - und welche letztendlich einen großen Story-Kanon bilden.
Begonnen wird mit der Ausgabe Multiversity: Thunderworld Adventures #1, in der sich die Marvel Familie dem verrückten Doctor Sivana stellen muss, der es geschafft hat anderen Universen Zeit zu stehlen und damit einen zusätzlichen Tag zu erschaffen. Billy Batson - aka. Shazam - reist in der Zeit zurück, um sein früheres Ich zu warnen und Sivana aufzuhalten. Gezeichnet wurde das Ganze übrigens von Cameron Stewart.
In der darauffolgenden Ausgabe befindet sich das Heft, auf dessen Veröffentlichung viele Deutschleser besonders gehofft haben: The Multiversity: Guidebook #1. Das Sivana-Problem zieht sich über viele Erden und auch auf Erde #42 ziehen Mini-Batman und der Batman von Erde #17 in die Schlacht: dem Verstehen des Multiversums. Es wird wieder aufgegriffen, dass das Geheimnis in den Comics liegt und so lesen Mini-Batman und wir als Leser zusammen diese Ausgabe. Darin zu finden ist vor allem der Multiversity-Reiseführer, ein Abriss aller bekannten DC 52 Universum - samt schicker Übersichtskarte zum Ausklappen (diese hier: klick). Sehr nice!
(Copyright: DC Comics)
Das bereits vor dem Erscheinen für leichte Kontroversen gesorgt habende Comic The Multiversity: Mastermen #1 spielt auf Erde #10 (Earth-X genannt), im Jahr 1956. Superman ist in den 1930er Jahren nicht im verschlafenen Smallville gelandet, sondern in Nazideutschland. Natürlich konnten die Nationalsozialisten mit ihrem neugewonnen Übermann den Krieg prompt gewinnen und die Welt unterjochen.
Sehr an das Konzept von Superman: Red Son erinnernd zieht sich das Geschehen alternativ zu bekannten Elementen durch das Comic. Batman heißt Lederschwinge, Flash = Blitz und Wonder Woman ist die mächtige Walküre Brunhilde. Das von Hitler erschaffene Utopia ist düster, erbaut auf Lügen und Tod. Auch der Übermann ist sich dessen bewusst und zerbricht allmählich an mentaler Agonie. Wären da nicht die Terroristen, angeführt von Uncle Sam, begleitet von einer jüdischen Phantom Lady, Black Condor oder Doll Man und Doll Woman, welche Zeugen Jehovas sind. Die Freedom Fighters haben ihren Namen wohl selten mehr verdient. Eine düstere und schwere Ausgabe, die beim Lesen einen stetig bitteren Beigeschmack hinterlässt. An den Bildern werden es manche sicher schon erkannt haben, für das Artwork war kein geringerer als Jim Lee himself verantwortlich.
(Copyright: Panini Comics)
Mit Ultra Comics # 1 wird es dann etwas strange - ja, erst jetzt. Mr. Morrison zieht dich, lieber Leser, in die Comics hinein! Auf Erde #33 gibt es keine Superwesen, mit einer Ausnahme: Ultra Comics. Der von der fortschrittlichen Gesellschaft selbst geschaffene Superheld soll den Bug (später auch Gentry genannt) ausfindig machen, der ins Universum eingedrungen ist und die Ordnung stört. Dabei ist sich Ultra Comics gänzlich bewusst, dass dies ein Comic ist und wir Leser ihn bei seinem Abenteuer beobachten, was zu einer einseitigen, aber absolut entertainenden Kommunikation zwischen uns führt.
Ähnlich wie bereits in The Multiversity: Pax Americana #1 erzählt Morrison hier auf einer Metaebene, die den Leser zu einem Teil der Geschichte werden lässt. Wir sind der Motor, der die Geschichte voran bringt, durch das Umblättern der Seiten, durch das Lesen der Sprechblasen und das Bilden unserer Gedanken dazu. Wenn ihr diese Geschichte lest, könnt ihr der Teilhabe nicht entkommen. Wunderbar illustriert wurde die Ausgabe von Green Lantern-Zeichner Doug Mahnke.
(Copyright: DC Comics)
Das von Ivan Reis gezeichnete neunte und letzte Kapitel der Saga bildet The Mutliversity #2. Die vereinten Helden des DC Multiverums stellen sich den angreifenden Gentry, welche den Monitor Nix Uotan gegen seinen Willen korrumpierten, um ihn als Türöffner für das Reisen zwischen den Universen und ihrer daraus resultierenden Invasion zu nutzen... wäre da nicht Red Racer (siehe Bild oben), welcher sich zusammen mit allen anderen Speedstern des Multiversums zusammen tut, um Nix Uotan von dem Einfluss der Gentry zu befreien.
Nach dem Fall dieser, reisen einige der Helden zur Heimatwelt von Nix Uotan, der zerstörten Erde #7. Sie stellen fest, dass die Gentry nur ein Werkzeug waren, zur Invasion und zum Bau der Aulöschungsmaschine, angeführt von der übergeordneten und unbekannten Entität Die leere Hand.
(Copyright: DC Comics)
Soviel dazu. Was bleibt zu sagen, nach einem solchen Tripp? Grant Morrison’s Multiversity ist gewiss keine leichte Kost und geht was Komplexität und Schreibstil betrifft, weit über übliche Superheldenkost hinaus. Nicht jeder Story tat der Umfang von nur einer Heftlänge gut und nicht jeder Cliffhanger, der sehr wahrscheinlich nie aufgelöst wird, hätte sein müssen. Aber selten wurde das Medium Superhelden-Comic so ausgereizt und selten wurde gezeigt, welches Potential in den Helden steckt, welche Geschichten man ihnen entlocken kann, wenn sich der Autor doch nur trauen würde, diese auch zu erzählen.
In diesem Jahr bin ich in kaum einer Geschichte mehr versunken. Eine Geschichte, die mich mit irrwitzigen Ideen, teils groteskem Humor, epischen Heroismen und liebevollen Charakteren so gefangen nahm, dass es nicht lange dauern wird, bis ich die Ausgaben wieder aus dem Regal ziehe.
Der Umstand, dass Multiversity auch noch von einer ganzen Armee von Comic-Superstars wie Frank Quitely, Jim Lee, Doug Mahnke oder Ivan Reis illustriert wurde, setzt dem Ganzen noch das Sahnehäubchen auf. Es gibt einfach keinen Grund diesen Comic nicht zu kaufen!

Eine Leseprobe zum ersten Band gibt es hier.

Bewertung:

Titel: Multiversity #2
Verlag: Panini Comics 
Format: Softcover / auf 222. St. lim. Hardcover
Vö-Datum: 22.09.2015
Originalausgaben: US Multiversity: Thunderworld Adventures #1, Guidebook #1, Masterman #1, Ultra Comics #1, Multiversity #2
Seitenzahl: 276
Sprache: Deutsch
Autor: Grant Morrison
Zeichner: Jim Lee, Ivan Reis, Doug Mahnke, Cameron Stewart, u.a.
Preis: 24,99 €/ 39,00 €

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