Manchmal trifft man schon auf recht seltsame Werke. Comic Künstler Joachim Brandenberg hat mit seiner Arbeit an Tobisch genau solch eine Situation möglich gemacht.
Die Literaturadaption nach einer Kurzgeschichte von O. Henry, mehr oder weniger frei angelehnt, wirkt wie ein alter Trickfilm. Im New York der 20er Jahre lebt Eduard Tobisch. Einer bayrischen Fleischerfamilie entsprungen und frisch nach Amerika ausgewandert, ist Herr Tobisch auf der Suche nach seiner verschwundenen Verlobten. Das Problem ist nur: Eduard spricht kein Wort englisch. Dazu kommen noch ein paar gehörige Portionen drollige Naivität und ländliche Unbeschwertheit, die ihn zu einer aberwitzigen Odyssee durch die immer noch wachsende amerikanische Großstadt treiben.
Ein Landsmann hat Mitleid und lädt ihn zur Aufmunterung zu einem Ausflug nach Coney Island ein. Doch da geht der Trubel erst wirklich los, denn eine Wahrsagerin offenbart dem verzweifelten Tobisch, dass ein Mann mit einer markannten und großen Nase seine Rettung sein werde. Er müsse ihn nur finden. Und ein Mann voller Lebenserfahrung, wie Herr Tobisch, weiß natürlich: wenn es eine Wahrsagerin so sagt, so kann es nur die Wahrheit sein.
Joachim Brandenberg hat seinem Comic einen ganz speziellen Look gegeben. Wie eine Art Collage hat er seine Bilder zusammengefügt. Einzelne Panels, abgerundet, bestehend aus zerschnittenen Fotos, überzeichnet und mit Materialien unterschiedlichsten Herkünften, wie US-Zeitungen, Bildmaterialien, Texturen und vielem anderen versehen. Als würde man sich alte Dias anschauen, die eine fortlaufende Geschichte erzählen. Als Gimmick packt man in der Einleitung noch eine Songauswahl als musikalische Untermalung zum Lesegenuss dazu, mit Link zum Streamen im Internet (klick). Klasse Idee, ein Soundtrack zum Comiclesen - kannte ich bisher noch nicht.
Tobisch ist ein eigenwilliges Comic, alles andere als typisch und dennoch klassisch erzählt, in einzigartigen Bildern. Brandenberg erzählt eine einfache Geschichte, über Verlust und dem Wunsch das Verlorene wiederzufinden. Über die Verzweiflung und die Angst sich in dem erfahrenen Verlust selbst zu verlieren. Eine rührende Geschichte, voller Witz und Melancholie... und einem tollen Ende. In einem Erstlingswerk mit so viel Eigenwilligkeit zu glänzen, ist schon eine beachtliche Leistung. Respekt, Herr Brandenberg!
Passionierter Fanboy & Comic-Nerd. Ist seit vielen Jahren im Netz als Blogger unterwegs und fungiert als Betreiber und Autor von bizzaroworldcomics.de.
Zudem wirkt er als Autor für Fachmagazine wie Comic.de und stellt 1/3 Sprechblase bei POW! - Ein ComicPodcast. Er lebt mit seiner Frau und seinen Kindern im Harz.
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Eine Playlist zum noch besseren Comicgenuss hat man bei Zwerchfells „Die Toten - Hanau 13.03.2010“ (übrigens das Heft zum GCT 2011) schon einmal versucht. Fand ich damals schon eine tolle Idee.
http://mueli77.wordpress.com/2012/01/22/gratis-comic-tag-2011-ein-resume-gratis-comic-tag-2012-eine-vorschau/
Erscheint zu dem Titel nicht aktuell grad was bei Panini?