Review: Hellboy 13: Abstieg zur Hölle

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(Copyright: Cross Cult)
“Hast du Angst?” – “Ich? … Mal sehen … Ich wurde getötet, fiel in ein Loch mit Riesenkäfern, und ein großer eiserner Bursche hat mir mit einem Hammer die Scheiße aus dem Leib geprügelt. Rückblickend, denke ich, ich halte mich recht gut.” (Hellboy: der Abstieg zur Hölle – Kapitel 1)

 

Zwei volle Jahre sind vergangen seit Der Sturm über das Hellboy-Universum zog. Zwei Jahre seit dem letzten Hellboy Solo-Band. Zwei Jahre seitdem Hellboy die Welt rettete … und starb.
Mike Mignola hat das geschafft, was wahrlich sehr wenigen Comicautoren gelingt. Er hat nicht nur eine mittlerweile zum Kult aufgestiegene Figur erschaffen, sondern über viele Jahre hinweg ein ganzes Universum mit zwei großen Hauptserien und unzähligen Spin-offs, voller Mythologien, Horror, literarischer Re­mi­nis­zenzen, pulpigem Trash und jede Menge Humor.
Das Hellboy-Universum wächst und gedeiht seit über 20 Jahren und Mignola hat es sich seitdem nie nehmen lassen, bezüglich aller Publikationen das letzte Wort zu haben. Ein Mann mit einer Vision, nicht immer einem Plan (laut eigenen Aussagen), aber einer Vision. Aufgrund seines großen Outputs gab er bereits vor einiger Zeit den Zeichenstift ab und fungierte nur noch als Autor. Das ermöglichte ihm vor allem auch anderen Figuren abseits des großen Roten mehr Aufmerksamkeit zu schenken, Mini-Serien und One-Shots zu schreiben (bspw. Abe Sapien oder Lobster Johnson) und das Universum rund um Hellboy und die B.U.A.P. weiter auszubreiten.
Der erste Zyklus der B.U.A.P. und der Froschplage ist beendet (erschienen bei Cross Cult in B.U.A.P. Band 1 bis 10) und Hellboy musste in Mignolas groß angelegter Trilogie das letztmögliche Opfer bringen (ebenfalls bei Cross Cult in Hellboy #9: Ruf der Finsternis, #10: Wilde Jagd und #12: Der Sturm). Er rettete die Welt und starb und ging dort hin, wo er herkam, dem Ort an dem er geboren wurde, auf direktem Weg in die Hölle … naja, mehr oder weniger. Denn die Geschichte um den sympathischen Höllensprössling ist natürlich noch lange nicht am Ende. Zu viele Fragen wurden gestellt und nicht beantwortet, zu viele Geschichten noch nicht erzählt. Der mittlerweile 13. Band der deutschen Veröffentlichungsreihe wurde demzufolge heißblütig erwartet.
Abstieg zur Hölle setzt dort an, wo Der Sturm endete. Der mittlerweile einäugige Hellboy betritt das Jenseits und muss sich seinem Schicksal, seiner Bestimmung stellen. Der unvermeidlichen Bestimmung, der er sich seit Jahren versucht zu entziehen. Der Leser trifft auf den verlassenen Thron, der darauf wartet von Hellboy besetzt zu werden. Auf eine zur Invasion bereitstehende Armee, die gewillt ist die Mauern zwischen Hölle, Erde und Himmel für immer einzureißen. Aber auch auf bekannte Gesichter, wie Sir Edward Grey (nicht zu verwechseln mit der reellen Person Sir Edward Grey), der einst im Dienste der Majestät okkulte Ermittlungen leitete und im Jahr 1916 spurlos verschwand. Wir erfahren den wahren Nutzen und Ursprung Hellboy’s steinerner Hand und werden Zeuge eines Ereignisses, das in der Hölle, aber auch in anderen Sphären nicht folgenlos bleiben dürfte.
(Copyright: Dark Horse Comics)

Man hat mit Hellboy schon viele Abenteuer überstanden, von folkloristischen Monstern, literarischen Figuren, bis hin zu Nazis und Rasputin. Durch die Augen des großen Roten musste man schon in so manche Abgründe schauen, doch der Weg, den Hellboy nun gehen muss, ist anders. Die Grundstimmung wirkt fast verzweifelt, drückend, hoffnungslos. Als wäre Hellboy gebrochen, als hätte er sich selbst aufgegeben, zurückgelassen, streifend durch die trügerischen Ecken dieses düsteren Szenarios. Mignola selbst lag diese Erzählung so sehr am Herzen, dass er ans Zeichenpult zurückkehrte, um die Geschichte auch zeichnerisch zu Papier zu bringen. Seinem Gespür sei Dank, denn seine Schwarzmalerei ist einzigartig, und so sehr ich Künstler wie Duncan Fegredo zu schätzen weiß (Zeichner der letzten Trilogie), ist es doch was anderes, wenn der Chef selbst Hand anlegt. Das Besondere an Mignolas Artwork war immer, dass es zugleich verstörend als auch lustig sein konnte, teils bizarr und schemenhaft oder doch wieder direkt auf den Punkt.

Mignola lässt sich Zeit, lässt die Umgebung und Situation wirken. Wie üblich sprühen überall literarische Querverweise. Dantes Göttliche Komödie bildet vorsichtig das Grundgerüst, da stolpert man plötzlich über Dickens’ Weihnachtsgeschichte. Das Geschehen um den bereits erwähnten Sir Edward Grey wird erklärt mit Zitaten aus Miltons’ Paradise Lost“Acheron, der Strom des Jammers, dessen Ufer stets von Tönen lauter Klage wiederhallt … ” – aber auch Shakespeare’s Macbeth kommt nicht zu kurz. Wer suchet, der findet. Mignola hatte beim Schreiben sicherlich seinen Spaß. Die Hauptstory bilden die ersten vier Kapitel (im engl. Hellboy In Hell #1-4) und wird ergänzt durch die Kurzgeschichte Die drei goldenen Peitschen, welche ungefähr zur gleichen Zeit angesiedelt ist und noch ein etwas runderes Bild des Geschehens abliefert.

Auch wenn Abstieg zur Hölle unerwartet ruhig ausfällt, zeigt sich Mignola in Höchstform und lädt den Leser zum wiederholten Male ein, den Abenteuern des ehemaligen B.U.A.P. Agenten zu folgen, ob in dieser Welt oder der nächsten. Man merkt, dass da noch Luft nach oben ist, denn Mignola beginnt hier erst mit dem nächsten Story-Komplex. Gemessen an dem, was hier vor mir liegt, könnte das sogar etwas ganz Großes werden. Da es auch Leute geben soll, die Hellboy noch nicht gelesen haben, sei gesagt, dass sich Band #13 fast schon zum Einstieg eignen könnte, da nicht allzu viel Vorwissen benötigt wird, um der Handlung zu folgen. Aber seien wir ehrlich … welchen Grund sollte es geben, die ersten 12 Bände nicht bereits im Regal zu haben?

Bewertung:

 

Verlag: Cross Cult
Format: A5, Hardcover
Vö-Datum: 25.08.2014
Originalausgaben: US Hellboy: In Hell 1-5 & “The Three Gold Whips”
Seitenzahl: 160
Sprache: Deutsch

Preis: 22,00 €

Ursprünglich erschienen im DeepGround MagazineDarf gern geteilt werden! 🙂
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